Stand: 26.04.2025 13:12 Uhr
Pierre Boulez und Luciano Berio sind Pioniere der seriellen Musik. 2025 jährt sich ihr Geburtstag zum 100. Mal. Für das Festival gegenwärtiger Musik „Klangbrücken“ in Hannover ist es Grund genug, sie bis zum 4. Mai mit neun Konzerten zu feiern.
Los ging’s am Freitagabend im Tonstudio Tessmar. Ein Ausblick auf die weiteren Höhepunkte des Festivals in Hannover: „Alles, was man beim Komponieren macht, ist in einer Weise seriell. Man wählt immer eine begrenzte Anzahl von etwas“, sagt Arsalan Abedian, der Komponist der Uraufführung „100 Mal“ zu Ehren des Komponisten Luciano Berios und anderen. Er meint, das serielle Komponieren habe derzeit zwar keine Hochkonjunktur, aber stecke im Prinzip überall drin.
Präzise und theatralisch: Sophia Körber und Yun Qui Wong
Präzise und wunderbar theatralisch zugleich interpretieren die Sopranistin Sophia Körber und die Pianistin Yun Qi Wong die für ihr Duo geschriebene Musik. 100 Musikmodule, frei kombinierbar – einzufügen in ein Konzert mit Luciano Berios Werken verschiedener Epochen. „Die Herausforderung bestand darin, diese Brücken zu bauen – zwischen den Zeiten, den Genres und Kompositionen, diese Kontraste in einen Abend zu bringen und trotzdem eine Dramaturgie zu erarbeiten“, erklärt die Sopranistin Körber.
Strenges Strukturdenken des Franzosen Bierre Boulez
Die Dramaturgie, der Auftritt als Bestandteile der Komposition – das ist die Hommage an Luciano Berio, der in seinen Stücken auch mit theatralen Elementen experimentierte. Das strenge Strukturdenken des Franzosen Pierre Boulez hingegen finde sich auch in Werken des Komponisten und Professors in Hannover, Aaron Cassidy, die bei den „Klangbrücken“ zur Aufführung kommen, meint Programmkoordinator Klaus Angermann. Boulez und Berio stünden für mehr, als die Zählerei von Notenwerten: „Sie stehen für eine Generation von Komponisten wie Stockhausen, Nono.“ Sie hätten versucht, nach dem Krieg Musik neu zu definieren und eine Revolution in der Musik anzuzetteln, sagt Cassidy.
Uraufführungen aus dem Incontri-Institut in Musikschule Hannover
Das Duo Tedesco wird das Werk „Bow’n blow“ des britischen Komponisten und Cellisten Graham Waterhouse interpretieren, der Pierre Boulez noch als Dirigent des Ensemble Modern erlebte.
In der Musikhochschule Hannover stehen Uraufführungen aus dem Incontri-Institut für neue Musik auf dem Programm. Im Sprengel Museum wird es eine Lesung zu Texten von Pierre Boulez geben. Die drei Klaviersonaten des französischen Komponisten wird der Pianist Michael Wendeberg präsentieren und darüber sprechen.
„Das sind Werke aus dem Ende der 1940er, 50er-Jahre, wo man merkt, dass die ersten Werke durchaus noch sehr, sehr streng geschrieben sind,“ meint Klaus Angermann und ergänzt: „während bei dem dritten dem Interpreten eine Eigenverantwortung mitgegeben wird, das Stück zu spielen, indem nämlich die Module, die Boulez vorgibt, nicht in ihrer Reihenfolge festgelegt sind. So fließt in diese scheinbar streng serielle Musik auch manchmal eine subjektive Unbestimmtheit.“
Konzert des Ensembles Megaphon
Luciano Berio war dafür bekannt, dass er Musik aufnahm, veränderte, seine eigene zitierte, umschrieb. Diesem Wandel trägt das Konzert des Ensembles Megaphon am Ende der „Klangbrücken“ Rechnung: vier Sätze aus Luciano Berios „14 Sequenzas“s für Soloinstrumente werden mit Auszügen aus Italo Calvinos „Ein König horcht“ neu interpretiert. Am Eingang wird es dann Augenmasken geben – nach dem Motto: Augen zu, Ohren auf!
VIDEO: Raum für neue Musik: Die Konzertreihe NDR das neue werk (12 Min)
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur |
Der Morgen |
26.04.2025 | 08:20 Uhr
Schlagwörter zu diesem Artikel
Klassik