Es ist ohne Zweifel schlimm, wenn ein Fremder in die eigene Gartenlaube einbricht, sie verwüstet oder gar in Schutt und Asche legt. Schlimm muten aber auch die Umstände an, die Cristian A. dazu gebracht haben, in 23 Gartenhäuschen einzudringen und Sachen wie eine Dose Fisch oder eine Tube Senf zu stehlen: Der Obdachlose hatte Hunger „und es war kalt, ich suchte einen Platz zum Schlafen“. Dass er zwei Gartenhäuschen niedergebrannt hat, das ist eine andere Geschichte. Der 51-Jährige leidet nämlich an paranoider Schizophrenie.

Es war im November 2024, als eine Einbruchserie die Polizei in Moosach beschäftigte: Innerhalb weniger Tage war in 23 Lauben diverser Kleingartenanlagen rund um den Westfriedhof eingebrochen worden. Der Modus operandi, den der Täter im Dreieck Baldurstraße, Dachauer und Nederlinger Straße an den Tag legte, war eher simpel: Stein nehmen, Scheibe einschlagen, nach Essbarem oder Wertsachen suchen.

Cristian A. ist ein schmächtiger Mann, der versichert, er habe nichts stehlen wollen. Als er Ende Oktober nach München gekommen sei, habe er eine Nacht in einer Obdachlosenunterkunft geschlafen, „dann hat mich die Security rausgeworfen, ohne Grund“. Als es im November anfing zu schneien, habe er Gartenhäuschen aufgebrochen, teils mehrere in einer Nacht, auf der Suche nach einem Gaskocher oder etwas Heizbarem, „weil ansonsten ist es in den Hütten so kalt wie draußen“.

Was Cristian A. der Vorsitzenden Richterin der 3. Strafkammer am Landgericht außerdem noch erzählt, wirkt allerdings zunehmend abenteuerlich. Vor zwei Jahren habe man versucht, ihn umzubringen. Man habe ihm in Italien einen Stein auf den Kopf geschlagen, als er schlief. Seitdem werde er von Terroristen und der Mafia verfolgt, die über Tiktok miteinander kommunizieren würden und ihn töten wollten. „Sie wissen alles über mich“, sagt er und hebt den rechten Arm. Dort, auf der Innenseite, hätten sie ihm einen Chip implantiert. Deswegen habe er auch die zwei Gartenhäuschen angezündet: „Damit das endlich ein Ende hat.“

Der Angeklagte Cristian A. mit Anwalt Ömer Sahinci.Der Angeklagte Cristian A. mit Anwalt Ömer Sahinci. (Foto: Susi Wimmer)

Tatsächlich hatte Cristian A. am Abend des 28. November 2024 an der Dachauer und der Nederlinger Straße binnen einer Dreiviertelstunde zwei Lauben in Vollbrand gesetzt. Der Schaden wurde auf gut 60 000 Euro geschätzt. Da von vorangegangenen Einbrüchen eine Täterbeschreibung vorlag, wusste die Polizei gleich, wen sie in der Nähe des Tatorts an einer Tramhaltestelle vor sich hatte. Da stand Cristian A., jubelnd und winkend, und rief: „Bravo! Polizei!“

Ob er eine psychische Erkrankung habe, das wisse er nicht, erzählt er der Richterin. „Hier sagt man, dass ich schizophren bin. Wenn die Spezialisten das sagen, dann vertraue ich ihnen.“ Aber es könne auch alles an dem Schlag auf den Kopf liegen. Noch vor Weihnachten will die Kammer über die Einweisung von A. in eine psychiatrische Klinik entscheiden.