Organisten bezweifeln Autorschaft von Bach
Auch unter Organisten gebe es Zweifel daran, dass die beiden neu aufgenommenen Werke tatsächlich von Bach stammen, berichtet Schrammek. Nach Angaben des Musikwissenschaftlers haben einige berichtet, beide Stücke bereits gekannt und gespielt zu haben, allerdings nicht unter Bachs Namen, sondern als anonymes Stück. „Die kannten diese Handschrift, hatten das Stück interessant gefunden und schon mal aufgeführt.“
Vor der Aufnahme in das Bach-Werke-Verzeichnis hätten nach Schrammeks Ansicht nach mehr Organisten einbezogen werden müssen. Sie würden das Werk des Komponisten „in- und auswendig“ kennen. Einige hätten erklärt, die Stücke klängen nicht nach Bach, sondern eher nach einem Mitglied seiner Familie oder aus seinem Umfeld.
Stilistische Zweifel an Zuordnung zu Bach
Laut Schrammek bestehen vor allem stilistische Zweifel an der Zuschreibung. Quellenkundlich, betonte er, sei die Zuordnung vom Leipziger Bach-Archiv-Direktor Peter Wollny korrekt. Sein „ganz großer Verdienst“ sei, den Schreiber der Chaconnen, der lange anonym war, zuzuordnen. Aber man könne dennoch nicht „von 99,9 Prozent Sicherheit sprechen“, sondern müsse ein Fragezeichen setzen.
Auch die Einschätzung von Kulturminister Wolfram Weimer, es handle sich um eine „Weltsensation“, geht Schrammek zu weit. Eine solche wäre seiner Ansicht nach nur gegeben, wenn etwa eine verschollene Bach-Kantate gefunden würde, deren Autorschaft eindeutig belegt ist.