„Ein Geheimnis lüftet sich bald.“ So war es auf den türkisblauen Plakaten zu lesen, mit denen im Spätsommer 2024 plötzlich die Fenster des einstigen japanischen Restaurants 4Seasons beklebt waren.
„Savor die Genusswerkstatt“ bekannte sich als der Absender dieser Botschaft, rund vier Monate später eröffnete das Lokal. Knapp 30 Jahre – seit 1996 – war hier das 4Seasons beheimatet, sehr beliebt nicht nur bei den Nord-Düsseldorfern, sondern auch den Innenstädtern, die es als kulinarisches Ausflugsziel erachteten und besuchten. Ob das die Genusswerkstatt ebenfalls hinbekommt?
Wir lüfteten ihr Geheimnis zumindest für uns schon mal im Januar und schlürften Austern (drei Stück 14 Euro), aßen Moules frites (mit Muscheln aus der niederländischen Oosterschelde) und knusprigen Pommes (24 Euro), geschmorte Ochsenbacken mit zweierlei von der Artischocke (26 Euro) und gebratener Hirschrücken, der auf dem Teller mit weißer und roter Bete angerichtet wurde, dazu einem Gratin-Dauphinois-Barren und Holunderbeeren-Jus (32 Euro).
Auch die Weinkarte bot einiges zu entdecken: Geprägt war sie von ausführlichen subjektiven Erläuterungen – da war etwa die Rede von Wein, „der uns sofort begeisterte“ – und eingeteilt in Kapitel wie „Easy Drinking“ oder „Knackig“. Anspruch und Ambition – würde das gut gehen, hier in Kaiserswerth?
Zweiter Besuch einige Monate später. Das Ambiente gefiel nach wie vor: gediegene Klassik mit Wandvertäfelungen in Türkis transportierte schon mal eine Idee dazu, was hier kulinarisch zu erwarten ist. Die Juni-Speisekarte jedoch verriet: Die Ambitionen, Kaiserswerther und andere Ausflügler mit Anspruchsvollerem zu locken, haben ein wenig nachgelassen.
Austern gab es nicht mehr, raffiniertere Vorspeisen wie die Pilz-Brulée ebenso, auch Klassisches wie Pulpo, Beef-Tatar, Entrecôte und Rumpsteak war nicht mehr zu haben. Stattdessen gabs gebratene Schweinemedaillons mit Gorgonzola-Soße (drei Stück 26 Euro), fünf Pasta-Varianten, davon gleich zwei mit Filetspitzen, eine sogar mit Truthahnstreifen (Pasta 21,90 bis 24,90 Euro). Außerdem Salat mit Putenstreifen neben weiteren, unter anderem einer mit Burrata (beide 18,90 Euro). Und vom Rind noch ein Filet mit Balsamico-Pfeffersoße (200 Gramm, 35,90 Euro) sowie ein Chateaubriand für zwei Personen (600 Gramm, 130 Euro) – wie viele der weiteren Hauptgerichte (24,90 bis 35,90 Euro, darunter Lammkoteletts, Entenbrust und Lachsfilet) mit Kartoffeln und Gemüse.
Die Vorspeisen: mariniertes Gemüse, Bruschetta, hier „römische Brotfreude“ genannt, Carpaccio, Vitello und eine Kombi aus beidem (unter dem Namen „Duett der Verführung“), außerdem noch ein Fisch-Carpaccio (16,90 bis 24,90 Euro), Gemüse- und Fischsuppe (10,90/16,90 Euro). Sonntagsküche mit starkem italienischem Einschlag, der vielleicht der Jahreszeit geschuldet war.
Im Juni teilten wir uns zunächst den riesigen Salat namens „Gartenglück“: Unter einem Berg von fein geraspelten Karottenstreifen verbarg sich eine bunte Mischung aus Wildsalatblättern, aromatischen Tomaten, Oliven und Granatapfelkernen. Diese Vitaminbombe hatte es in sich: „Selten einen Salat mit so leckerem Dressing gegessen“, sagte der Co-Tester (10,90 Euro).
Das Risotto „Savor“, laut Karte mit Safran und schwarzem Trüffel (24,90 Euro), „aromatisch & elegant“ stand auf der Speisekarte, war von geriebenem Parmesan umkränzt und leuchtete in kräftigem Safrangelb, wies aber Trüffel nur in Spuren auf: „Wir arbeiten mit Trüffelcreme“, sagte der junge Kellner. Könnte man ja so auf die Karte schreiben. Das Risotto schmeckte trotzdem gut, war körnig und nicht zu cremig. In Kombination hätte es das Risotto auch mit Spargel und gebratenen Jakobsmuscheln gegeben (22,90 Euro).
Die Tagliatelle mit Garnelen in „feiner Weißweinsoße“ punkteten mit prächtigen, aromatischen Meerestieren. Auch die weiße Soße, die Nudeln und Garnelen umgab, mochte der Co-Tester, er salzte sie nur ein bisschen nach (23,90 Euro).
Die Doradenfilets nach Savor Art versteckten sich unter einer kräftigen Portion von würziger Tomatensoße, die mit Oliven, Kapernbeeren- und Knoblauchscheibchen versetzt war (24,90 Euro). Dazu gabs einen kleinen, gemischten Salat.
Getestet wurde auch das Brot, das zu Beginn samt einem leckeren, an Cocktailsoße erinnernden Dip und Oliven gereicht wurde. Alternativ hätte es in Sachen Fisch noch Seeteufel und Garnelen aus dem Ofen gegeben – „mediterran gebacken“ für 26,90 Euro.
Von der Weinkarte, die jetzt wieder ganz konventionell nach Ländern geordnet war und Tropfen vor allem aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien listete (auch aus Mallorca, AN2, 46 Euro), haben wir uns einen Riesling vom Weingut Mohr aus dem Rheingau gewählt, der auch glasweise ausgeschenkt wurde (0,2 Liter 8,90 Euro, Flasche 26 Euro). Der Kellner brachte den von Fritz Haag (33 Euro) – laut Beschreibung ähnlich in der Charakteristik – berechnete aber den preiswerteren.
Savor (Kaiserswerth). Kaiserswerther Markt 37. Telefon 0211 38737459. Geöffnet täglich von 10 bis 23 Uhr, freitags und samstags bis Mitternacht. Reservierungen und die aktuelle Speisekarte auf savor-kaiserswerth.com.