
Die SG Flensburg-Handewitt hat durch einen leidenschaftlichen Auftritt ihre kleine Ergebniskrise in der Handball-Bundesliga beendet. Die Schleswig-Holsteiner besiegten Meister Füchse Berlin am Donnerstagabend in einem Tor-Spektakel mit 40:39 (22:22).
Gefeierter Mann nach der Schlusssirene war der deutsche Nationalspieler Marko Grgic, der eine Sekunde vor Ultimo den letzten Wurf der Berliner durch Mathias Gidsel blockte. Dieser Sieg gegen den Titelverteidiger war nach dem Remis zuvor gegen den VfL Gummersbach und der Niederlage beim TBV Lemgo Lippe so enorm wichtig. Die Mannschaft von SG-Trainer Ales Pajovic unterstrich am 16. Spieltag ihre Ambitionen auf einen Champions-League-Rang.
Nordrivale THW Kiel hatte sich schon am Mittwochabend – wenn auch mit viel Mühe – zu Hause gegen den TVB Stuttgart durchgesetzt.
Ständchen für Pytlick, Pfiffe für Krickau
Die SG-Fans reagierten vor dem Anpfiff sehr entschieden. Für Füchse-Coach Nicolej Krickau, der von Sommer 2023 bis Dezember 2024 die Flensburger trainierte, gab es Pfiffe; für die Hauptstädter im Kollektiv Schmähgesänge. Der eigene Mann, Rückraumspieler Simon Pytlick, erhielt dagegen ein Happy-Birthday-Ständchen anlässlich seines 25. Geburtstages – und das, obwohl der dänische Nationalspieler etliche Handball-Fans in der Grenzregion enttäuscht hatte.
Der Olympiasieger, der erst im April bei der SG bis 2030 verlängert hatte, zog vor wenigen Wochen eine Vertragsklausel und wechselt im Sommer 2027 an die Spree. Spätestens! Schon ein Wechsel im kommenden Sommer erscheint als sehr gut möglich. Es wird sich an der Frage entscheiden, wie viel es sich der Hauptstadtclub kosten lassen will, dass sein Top-Star Gidsel schon ein Jahr früher mit seinem Kumpel Pytlick die Rückraumzange auf den Halbpositionen bildet – so wie im dänischen Nationalteam.
Lasse Möller gibt Comeback – Pytlick überragend
Laut wurde der SG-Anhang nach fünf Minuten, als Rückraumspieler Lasse Möller erstmals nach seinem Mittelhandbruch wieder für den dreimaligen deutschen Meister im Einsatz war. 4:4 stand es zu diesem Zeitpunkt. Es war sofort ein Duell auf Augenhöhe mit wechselnden Führungen. Pytlick sorgte mit seinem fünften Treffer für das 13:11 (17.).
Tore SG Flensburg-Handewitt: Pytlick 11, E. M. Jakobsen 8/4, Grgic 6, Novak 5, L. K. Möller 4, Golla 3, Tönnesen 3
Tore Füchse Berlin: Gröndahl 8/6, West av Teigum 8, Gidsel 7, Langhoff 6, Marsenic 4, Freihöfer 2, Lichtlein 2, Arino 1, Cehte 1
Zuschauer: 6.300
Strafminuten: 6 / 8
Die Berliner, bei denen Spielmacher Nils Lichtlein nach Leisten-Problemen sein Comeback gab, bekamen den zweimaligen Weltmeister auch danach einfach nicht in den Griff. Mit extrem flinken Täuschungen düpierte Pytlick die Füchse-Deckung. Acht Treffer (Wurfquote: 73 Prozent) gelangen ihm in Hälfte eins. Die Zuschauer bekamen in dieser ein Tor-Spektakel geboten. Zur Pause führte die SG mit 22:22 – das ist sogar heutzutage noch manchmal ein Endergebnis.
Dramatische Schlussphase in Flensburg
Pajovic begann im zweiten Abschnitt mit einem neuen Mann zwischen den Pfosten: Benjamin Buric ersetzte den Dänen Kevin Möller (Paradenquote: 12 Prozent). Für den Bosnier war es das 300. Bundesligaspiel. Angetrieben von den eigenen Fans, machten die Gastgeber aus einem 26:28 (38.) eine 33:31-Führung (45.). Und sie setzten ihren Lauf fort: Grgic knallte kurz darauf den Ball in den rechten oberen Torwinkel, Domen Novak legte das 36:32 nach – Krickau nahm eine Auszeit.
Grgic rettet der SG den Sieg
Vier Minuten vor dem Ende der Partie hieß es aus Sicht der Norddeutschen nur noch 39:37. Die SG antwortete stark: Vorne traf Lasse Möller, und hinten parierte Buric einen Wurf von Matthes Langhoff. War das die Entscheidung? Nein, weil Kent Robin Tönnesen der Ball aus den Händen glitt und Aitor Arino ins leere SG-Tor traf. Tönnesen leistete sich zwar noch einen Ballverlust, doch den letzten Wurf von Gidsel blockte Grgic.
Kurz darauf folgten die „Flensburg ist viel schöner als Berlin“-Gesänge der SG-Fans. Erfolgreichster SG-Spieler war Pytlick mit elf Treffern.