Die 2021 gegründete chinesische Elektroauto-Marke Zeekr startet in Deutschland, nachdem sie zuvor in kleineren europäischen Märkten Fuß gefasst hat. Ab dem 1. Dezember können zunächst drei Modelle der Premium-Tochter des Geely-Konzerns per Direktbestellung geordert werden. Die ersten Auslieferungen sind für Januar vorgesehen, ein viertes Modell soll im kommenden Jahr folgen.
Europachef Lothar Schupet hat zunächst den Dienstwagenmarkt im Fokus und nicht das margenschwache Mietwagengeschäft. „Wir konzentrieren uns zunächst auf das B2B-Geschäft, später wird dann auch mit wachsender Bedeutung das Privatkundengeschäft dazukommen,“ erklärte er im Gespräch mit der Automobilwoche. Der Neuwagenverkauf erfolgt über Direktvertrieb, der im B2B-Bereich üblich ist.
Als Begründung nennt Schupet die strikteren Vorgaben von Unternehmen im „User-Chooser-Angebot“: Sie setzten zunehmend Kostenlimits und verlangten die Wahl eines Elektroautos. „Und bei einem Limit von beispielsweise 60.000 Euro fragen sich viele Berechtigte, wie viel E-Auto sie dafür noch bei einem europäischen Hersteller bekommen.“
Das Kompakt-SUV Zeekr X ist in Deutschland ab 37.990 Euro verfügbar und bietet 330 Kilometer Reichweite sowie Hinterradantrieb. Das Ober-Mittelklasse-SUV SUV Zeekr 7X ab 54.990 Euro wird nach Einschätzung von Schupet in Deutschland das wichtigste Modell der Marke. Das Topmodell Zeekr 001, ein sportlicher Shooting Brake, beginnt bei 59.990 Euro.
Konkrete Absatzprognosen macht Schupet nicht, verweist jedoch auf Marktanteile von ein bis zwei Prozent in Ländern, in denen Zeekr bereits präsent ist. Für Deutschland erwartet er ein langsameres Wachstum, zeigt sich aber optimistisch, „ein ernst zu nehmender Player im Dienstwagensegment zu werden – und später auch im Privatkundenbereich.“
„Die Power eines Giganten, aber mit einer europäischen Seele“
Zeekrs Motto lautet der Automobilwoche zufolge: „Die Power eines Giganten, aber mit einer europäischen Seele.“ Es verweist auf das Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk von Geely, zu dem auch die Volvo-Werke in Europa zählen. In Göteborg hat Zeekr zudem eine eigene Europa-Zentrale und ein Entwicklungszentrum eingerichtet, um flexibel auf europäische Bedürfnisse und Regulierungen reagieren zu können.
Für den Service setzt Zeekr nicht auf das etablierte Händlernetz von Volvo, sondern auf die GAS Global Automotive Service GmbH mit rund 1.700 angeschlossenen Betrieben, darunter 500 Karosserie- und Lackzentren. Schupet: „Damit sind bereits zum Start die Grundlagen für hohe Ersatzteilverfügbarkeit, gute Kundenerreichbarkeit und verlässliche Qualität gegeben.“ Bis zum Frühjahr sollen 30 bis 40 Servicestationen in Betrieb gehen, bis zum Ende des ersten Halbjahres sollen bereits etwa 100 Standorte aktiv sein. Auch Probefahrten werden über den Servicepartner organisiert.
Schupet sieht Deutschland als Schlüsselland für Premium-Automobile. Der Markt sei anspruchsvoll, aber wer hier Erfolg habe, könne es überall schaffen. In China werde daher der Erfolg in Deutschland besonders hoch bewertet. Der Zeekr-Europa-Chef widerspricht Befürchtungen, China-Marken könnten in Deutschland auf Ablehnung stoßen: 38 Prozent der Teilnehmer einer europaweiten Umfrage unter 8000 Erwachsenen hätten erklärt, sie seien offener gegenüber einer chinesischen Marke als noch vor einem Jahr. Besonders offen seien die nordischen Länder und jüngere Menschen.
Eine europäische Produktion der Zeekr-Modelle ist laut Schupet aktuell nicht vorgesehen, obwohl sie in einem der Volvo-Werke möglich wäre. Weltweit hat Zeekr eigenen Angaben nach bisher insgesamt 550.000 Einheiten ausgeliefert. Die Marke hat ehrgeizige Wachstumsziele für die nächsten fünf Jahre, wobei Europa eine zentrale Rolle spielt.