VfB gegen Maccabi Tel Aviv: Hitlergruß und Schmähgesänge – Polizei ermittelt gegen Maccabi-Fans Auch vor dem Stadion war die Polizeipräsenz hoch. Foto: IMAGO/Sportfoto Rudel

Die Polizei ermittelt nach dem Spiel gegen den VfB Stuttgart gegen mehrere Maccabi-Fans. Dabei spielen Liedtexte eine Rolle.

Der Schutz der Stadt, des Stadions, der Fans und Mannschaften ist einer der größten Einsätze, den die Stuttgarter Polizei jemals auf die Beine gestellt hat. Und auch am zweiten Tag, dem Tag des Spiels in der Europa League zwischen VfB Stuttgart und Maccabi Tel Aviv hat sie am Ende zunächst gute Nachrichten: „Es ist ruhig geblieben“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Stuttgart kurz vor Mitternacht.

Ein paar Zwischenfälle sind dann doch zu vermelden. Gegen einen 21 Jahre alten Maccabi-Fan werde ermittelt, weil er auf dem Weg ins Stadion der Polizei einen Hitlergruß gezeigt haben soll. Zudem stehen die Gesänge von einigen der rund 400 Fans der Mannschaft aus Tel Aviv im Fokus, die sich am Fantreffpunkt im Schlossgarten trafen: Es sollen diffamierende Zeilen dabei gewesen sein. Auf Nachfrage bestätigte die Polizei, dass eines der Lieder – das so auch schon bei Ausschreitungen in Amsterdam erklungen sein soll – sinngemäß den Text „In Gaza gibt es keine Schulen mehr, weil es keine Kinder mehr gibt“ enthalten haben soll – eine grausame Anspielung auf den Gaza-Krieg. Das andere habe misogyne Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien zum Inhalt gehabt – kombiniert mit der Verächtlichmachung von Arabern. Es werde in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Polizei hat zur Beweissicherung Aufnahmen von dem Fantreffen gemacht, als die Texte gesungen wurden. Diese werden nun ausgewertet.

Sechs Personen wurden vorläufig festgenommen, weil sie verbotenerweise Pyrotechnik zündeten. Aufgrund eines Aufenthaltsverbots verpassten sie danach das Spiel im Stadion.

Der Polizeirabbiner Shneur Trebnik unterstützte die Polizei. Er war im Schlossgarten am Fantreffpunkt und auch im Stadion dabei. Er erklärte den Gästefans unter anderem das Pyroverbot und den Weg zu den Shuttlebussen, mit denen sie zum Stadion fuhren. Der Polizeivizepräsident Carsten Höfler, der den Einsatz leitete, lobte diese Unterstützung: „Der Einsatz des Polizeirabbiners glich heute dem eines Liberos: Sein vertrauensvoller und flexibler Umgang mit den Gästefans war wertvoller Bestandteil unserer Einsatzkommunikation.“

Auch am Freitag ist die Polizei weiterhin im Einsatz. Der Tag der Abreise gilt ebenfalls als ein Tag, an dem der Schutz weiter aufrechterhalten werden soll. Die Polizei, Feuerwehr und weitere Hilfsorganisationen waren dann drei Tage lang mit mehreren Tausend Einsatzkräften in der Stadt aktiv. Hintergrund ist zum einen die abstrakt hohe Gefahr, dass deutsche Städte Ziele islamistischer Anschläge werden können. Auch Angriffe auf die Mannschaft und israelische Fans sollten verhindert werden, und nicht zuletzt war nach Ausschreitungen bei anderen Spielen auch befürchtet worden, dass gewaltbereite Fans in den Reihen der Anhänger von Maccabi Tel Aviv sein könnten. Zu Gewalttaten kam es nicht, aber die Schmähgesänge sollen auch eine Rolle gespielt haben, als es zu Ausschreitungen kam. Daran waren israelische und pro-palästinensische Gruppen beteiligt.