Heikendorf. Der Ärger bei vielen Seglern in Heikendorf ist groß: Statt nur im Sommer werden sie künftig ganzjährig für ihren Liegeplatz im Hafen Möltenort zur Kasse gebeten. Auch wenn sie den Platz im Winter nicht nutzen.

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Mitten in den Sommerferien flatterte den Bootsbesitzern ein Schreiben der Gemeindewerke Heikendorf (GWH) ins Haus. Das Unternehmen ist Eigentümer und Betreiber des Yacht- und Fischereihafens Möltenort an der Kieler Förde. Weil die Gemeindewerke ihr Abrechnungssystem für den Hafenbetrieb mit den rund 290 Liegeplätzen ändern, ändern sich ab Januar auch die Preise, heißt es darin.

Kritik an neuen Gebühren im Hafen

Ab Januar 2026 wird es in Möltenort nur noch Ganzjahresliegeplätze für Segelschiffe geben. Aus diesem Grund wurde den Bootseignern mit alten Verträgen zum Ende des Jahres gekündigt. Die Gemeindewerke boten ihnen gleichzeitig den Abschluss des neuen Vertrages an – zu höheren Kosten.

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„Ein Liegeplatz an der Förde oder der Ostsee ist schwer zu bekommen, die Wartelisten sind lang. Natürlich haben wir den neuen Vertrag unterzeichnet. Zähneknirschend“, heißt es aus den Reihen der Liegeplatznutzer. Die Segler wollen nicht namentlich auftreten, aus Angst, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird.

Kritik der Segler: Kosten summieren sich

Doch die Preisänderungen stoßen ihnen sauer auf: Denn viele der Bootsbesitzer haben bislang nur einen Saisonvertrag, bezahlen nur für die Zeit im Sommer, in der das Boot im Wasser liegt. „Im Herbst holen wir die Schiffe aus dem Wasser, damit sie über Winter keinen Schaden nehmen, im Frühjahr werden die Boote wieder eingesetzt.“

„Es sind einige hundert Euro, die wir mehr bezahlen müssen“, erklären sie. Zum Vergleich: Ein Sommerliegeplatz kostet 48,90 Euro pro Quadratmeter Schiff für acht Monate (6,11 Euro/Monat). Der neue Ganzjahresliegeplatz kommt auf 59 Euro pro Quadratmeter für zwölf Monate (4,91 Euro/Monat). Eigner einer zwölf Meter langen und vier Meter breiten Yacht (48 Quadratmeter) zahlen aktuell knapp 2350 Euro pro Jahr, 2026 steigt der Preis auf knapp 2830 Euro. „Je größer das Schiff, desto teurer wird es.“

Ein Liegeplatz an der Förde ist schwer zu bekommen. Natürlich haben wir den neuen Vertrag unterzeichnet. Zähneknirschend.

Liegeplatz-Nutzer

Hafen Möltenort

Das Schreiben der GWH suggeriere, so die Segler, dass die monatlichen Preise sinken. „Das stimmt, aber nur auf dem Papier. In der Realität müssen wir alle einen Batzen Geld mehr zahlen.“ Dazu kommen für viele noch die Kosten fürs Slippen und den Stellplatz im Winter.

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Für Irritation sorgt zudem, dass anscheinend nur die Sommerliegeplätze von den Änderungen betroffen sind. Winterliegeplätze wird es weiterhin geben. „Warum sind denn analog keine reinen Sommerliegeplätze mehr möglich?“

Doch weit mehr noch ärgern sich die Segler über den „Umgang mit uns“: Die Gemeindewerke hatten das Schreiben mit der Kündigung und den neuen Verträgen mitten in den Ferien versendet. „Das ist die Zeit, in der die Familien länger mit dem Schiff unterwegs sind und nicht täglich am Briefkasten sitzen“, kritisieren die Segler, bei denen auch der Tenor des Briefs nicht gut ankam.

„Überspitzt formuliert hieß es dort, wer sich nicht rechtzeitig zurückmeldet, hat wohl kein Interesse. Dann würde der Platz anderweitig vergeben werden. So sortiert man aus“, so die Kritik.

Auf die Kritik der Segler geht Tim Lüdemann, Vorstand der Gemeindewerke Heikendorf, ein. „Der Hafen ist ein normaler Wirtschaftsbetrieb. Die noch anstehenden Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen sind erheblich. Allein in den letzten sechs Jahren haben wir circa 3,8 Millionen Euro – dieser Betrag ist bereits um erhaltene Fördermittel gekürzt – in die Hafeninfrastruktur investiert. Wir wechseln auf Ganzjahresverträge, um die Einnahmesituation zu verbessern und diese Kosten zu kompensieren“, erklärt Lüdemann weiter.

Im Winter liegen nur wenige Boote im Hafen Möltenort im Wasser. Auch wenn die Schiffseigner ihren Liegeplatz nicht nutzen, sollen sie künftig dafür Geld zahlen.

Zudem seien Ganzjahresverträge üblich. Sie gibt es beispielsweise auch im Kommunalhafen Laboe. Mit ihnen würde die Abrechnung für das Team der GWH einfacher.

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Richtig sei, dass es weiterhin Winterliegeplätze gebe. „Die Winterlieger werden als Tageslieger behandelt und erhalten keinen bestimmten, vertraglich zugesicherten Liegeplatz“, erklärt Lüdemann weiter.

Im Winter werden die Plätze der Nutzer vergeben, die ihre Schiffe im Winterlager an Land haben. „Diese Plätze werden zur Deckung der Kosten des Hafenbetriebes angeboten.“ Ohne diese Option „wären die Quadratmeterpreise für die Schiffe noch höher“.

Und auch auf die Kritik der Segler, wichtige Scheiben in den Sommerferien zu versenden, geht er ein: „Aufgrund der festgelegten Kündigungsfristen waren wir gehalten, die Änderungsverträge rechtzeitig zu versenden“, erklärt Lüdemann. „Aus unserer Sicht war eine Frist von sechs Wochen hierfür ausreichend. Zudem gab es die Möglichkeit, per Telefon oder E-Mail um Aufschub zu bitten. Dem haben wir immer zugestimmt und die angegebene Frist verlängert.“

KN