Die Hände wärmen sich an der Glühweintasse auf, die Bratwurstsemmel und der Crêpe im Magen sorgen für ein angenehmes Sättigungsgefühl und die Gespräche unter der festlich geschmückten Tanne des Augsburger Christkindlesmarktes sind in vollem Gange. Eigentlich könnte der Abend ewig gehen. Doch von Sonntag bis Donnerstag ist bereits um 20 Uhr Schluss mit Weihnachtsstimmung – wie bei vielen anderen Weihnachtsmärkten in der Region auch.
Die Öffnungszeiten des Christkindlesmarktes werden von der Stadtverwaltung festgelegt
Warum eigentlich? Manche Besucher monieren, dass sie nach der Arbeit gerne etwas mehr vom weihnachtlichen Treiben auf dem Rathausplatz hätten, doch die Öffnungszeiten machen ihnen einen Strich durch die Rechnung. Festgelegt werden die von der Stadtverwaltung, wie Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Der Stadtrat hat in seiner „Satzung über die Dulten und den Christkindlesmarkt in der Stadt Augsburg“ erlassen, dass die Verwaltung die Öffnungszeiten bestimmt.
Und warum ist dann um 20 Uhr Feierabend? Hübschle verweist auf „ein ausgewogenes Verhältnis der Einzelinteressen“. Soll heißen: Die Stadtverwaltung ist im Austausch mit den Standbetreibern und entscheidet auf dieser Grundlage. „Ich denke, dass wir zusammen mit den Beschickerinnen und Beschickern des Christkindlesmarktes einen guten Kompromiss gefunden haben“, sagt Hübschle.



Was genau die Einzelinteressen sind, da kann Manuela Müller-Manz weiterhelfen. Sie leitet nicht nur das Tee- und Gewürzhaus sowie „Mützen and More“ auf dem Christkindlesmarkt, sondern ist auch Vertreterin der Marktkaufleute.
Für manche Standbetreiber sind die Öffnungszeiten gut – andere wären für eine Verlängerung
„Wir sind so zufrieden“, sagt sie zur aktuellen Regelung. Der Christkindlesmarkt zeichne sich durch einen hohen Anteil an Warenhändlern aus. Und für diese Stände seien die Öffnungszeiten bis 20 Uhr ausreichend. „Danach wird nicht mehr eingekauft. Auch in den Außenbereichen ist es ab 19.30 Uhr erheblich ruhiger“, sagt sie. Die meisten der Warenstände würden zudem alleine von ihren Inhaberinnen und Inhabern betrieben. Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr bedeuten also ohnehin schon lange Arbeitstage – und auch am Wochenende gibt es keine Pause.
Edmund Diebold, der die Engelspyramide betreibt, könnte längeren Öffnungszeiten hingegen schon etwas abgewinnen. „Es sind immer wieder Kunden enttäuscht, wenn wir um 8 Uhr zu machen“, sagt er. Für die Stände, die Glühwein verkaufen, wäre es besser, eine Stunde später anzufangen und dafür abends eine Stunde länger zu öffnen.
Bis 2015 war der Christkindlesmarkt donnerstags länger geöffnet
„Früher hatten wir einige Jahre donnerstags bis 21 Uhr geöffnet“, erinnert sich Diebold. Ein Blick ins Redaktionsarchiv gibt ihm recht: Im Jahr 2015 wurden die Öffnungszeiten angepasst. Der Donnerstag war zuvor ein besonders guter Tag für die Glühweinstände, erinnert sich Diebold: „Sehr viele Menschen sind nach der Arbeit noch auf den Markt gekommen.“
Manuela Müller-Manz weist aber darauf hin: „Am Wochenende haben wir ein höheres Besucheraufkommen und längere Öffnungszeiten. Somit können wir jedem gerecht werden.“ Tatsächlich wurden auch diese Öffnungszeiten 2015 angepasst. Im Gegenzug zum verkürzten Donnerstag wurden die Öffnungszeiten für Freitag und Samstag jeweils um eine halbe Stunde verlängert. Seitdem ist der Markt an diesen Tagen bis 21:30 Uhr geöffnet.
Anderswo wird länger Glühwein verkauft als auf dem Augsburger Christkindlesmarkt
„Ich habe auch Verständnis für die andere Position“, sagt Diebold. Längere Öffnungszeiten müssten sich eben für alle lohnen, also auch für die Stände, die Geschenkartikel, Kleidung oder Kunsthandwerk verkaufen. Er glaubt aber, auch diese könnten profitieren, wenn durch veränderte Öffnungszeiten mehr Menschen abends über den Markt schlendern. Doch bisher verspricht sich der größere Teil der Beschickerinnen und Beschicker offensichtlich nichts davon. „Das ist eine demokratische Entscheidung der Mehrheit“, sagt Diebold. „Die akzeptiere ich natürlich.“
Heißt für Glühweinverkäuferinnen und -verkäufer aber auch, dass so manch Glühweindurstiger unter der Woche nicht den Augsburger Christkindlesmarkt ansteuert – denn manche Märkte in der Region haben ihre Öffnungszeiten bereits erweitert. Das Winterland vor der City Galerie hat gar bis 22 Uhr geöffnet.
Warum gibt es dort eine andere Regelung? Augsburgs Wirtschaftsreferent Hübschle erklärt, das Winterland sei nicht Teil des Christkindlesmarkts und zudem ein „reines gastronomisches Angebot“, also nicht vergleichbar. „Deshalb kann der Betreibende die Öffnungszeiten innerhalb des gesetzlichen Rahmens selbst bestimmen.“
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