Die US-Regierung fordert von Israel, die gewaltigen Mengen an Schutt und Trümmern im Gazastreifen auf eigene Kosten zu beseitigen. Laut einem Bericht von »ynet« wird Jerusalem bereits gedrängt, im Süden der Küstenenklave konkrete Maßnahmen einzuleiten – zunächst in einem ausgewählten Stadtteil von Rafah.

In Washington heißt es, die Verantwortung für die Aufräumarbeiten und deren Finanzierung liege bei Israel. Eine Beteiligung arabischer Staaten sei nicht zu erwarten. Der Premierminister Katars hatte erst vor wenigen Tagen erklärt: »Wir werden nicht den Scheck unterschreiben.« Seine Begründung: Man könne nicht von der Region verlangen, die Schäden zu beheben, »die jemand anderes verursacht hat«.

Die vor Israel liegende Aufgabe ist enorm. Nach Berechnungen des UNDP liegen in Gaza rund 68 Millionen Tonnen Bauschutt – ein Gewicht, das laut einer Analyse des »Wall Street Journal« etwa 186 Empire-State-Buildings entspricht. Die Schäden stammen aus zwei Jahren intensiver Kämpfe, Luftschlägen der israelischen Armee und dem Einsatz schwerer D9-Räumfahrzeuge.

Zweite Phase

Das militärische Vorgehen war Israels Reaktion auf die Massaker, Geiselnahmen und Raketenangriffe der Hamas vom 7. Oktober 2023. Die Streitkräfte (IDF) griffen palästinensische Terroristen auch in zivilen Gebäuden an, wo sich diese verschanzten. Die Hamas startete auch Angriffe aus zivilen Gebäuden.

Israel hat der US-Forderung laut »ynet« zunächst zugestimmt, will jedoch mit einem Pilotprojekt in Rafah beginnen. Die Kosten allein für diesen Einstieg könnten sich auf mehrere hundert Millionen Schekel belaufen. Für die vollständige Räumung der gesamten Küstenenklave rechnen internationale Experten mit einem Aufwand von über einer Milliarde Dollar – und mit Arbeiten, die Jahre dauern werden.

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Das Beseitigen der Trümmer gilt als Voraussetzung für Phase II des Waffenstillstandsabkommens. Die USA wollen diesen Wiederaufbauprozess möglichst schnell beginnen und sehen Rafah als Modellprojekt. Präsident Donald Trump hatte jüngst erklärt: »Die zweite Phase wird bald kommen.«

Streitpunkt Türkei

In Israel herrscht dagegen Skepsis. Jerusalem lehnt ein Voranschreiten ohne die Rückführung des entführten Soldaten Ran Goeili ab. Ein israelischer Vertreter sagte dazu: »Wir werden nicht nachgeben, bis Ran nach Israel zurückgebracht wurde.« Zudem befürchtet die Regierung, Washington könnte auf den nächsten Schritt drängen, ohne dass zuvor ein klarer Plan zur Entwaffnung der Hamas festgelegt wurde.

Für weiteren Konfliktstoff sorgt der geplante internationale Stabilisierungsverband (ISF), der ab Anfang 2026 in Gaza stationiert werden soll. Nach Angaben von »ynet« wollen die USA, dass sich auch türkische Soldaten beteiligen. Israel lehnt das strikt ab und bezeichnet eine solche Beteiligung als rote Linie, über die man nicht hinweggehen werde.

Während Indonesien und Aserbaidschan laut US-Angaben Bereitschaft signalisiert haben, Kontingente zu entsenden, zögern andere Staaten noch. Fest steht: Die Führung des ISF soll ein US-General übernehmen.

Nächste Gespräche

Parallel arbeitet Washington an einem politischen Aufsichtsgremium für Gaza. Präsident Trump kündigte an, Anfang 2026 die Mitglieder eines »Friedensrats« zu benennen. Er sprach von einem der »bedeutendsten Räte aller Zeiten«, für den sich Staats- und Regierungschefs aus aller Welt interessieren würden.

All diese Fragen sollen beim Treffen zwischen Trump und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu Ende des Monats in Mar-a-Lago besprochen werden. Dabei wird es auch um die fragile Waffenruhe im Libanon und um amerikanische Ideen zu einem Sicherheitsarrangement mit Syrien gehen. im