Am 12. Dezember 1986 ging ein verheerendes Unglück in die Geschichte ein, das bis heute kaum bekannt ist. Aeroflot-Flug 892, ein scheinbar routinierter Flug von Minsk nach Berlin-Schönefeld, endete in einer Katastrophe, die 72 der 82 Insassen das Leben kostete. Besonders tragisch: Unter den Opfern befanden sich 20 Schüler der Ernst-Schneller-Oberschule in Schwerin, die von einer Abschlussfahrt aus Minsk heimkehrten. Der Absturz in Berlin-Bohnsdorf, bei dichtem Nebel und aufgrund missverstandener Anweisungen, hinterließ eine bleibende Wunde in der heutigen Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern.

Der verhängnisvolle Tag

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Die Tupolew Tu-134A sollte ursprünglich am Berliner Flughafen landen, doch Wetterbedingungen zwangen die Crew zu einer Zwischenlandung in Prag. Eine verzweifelte Anfrage der begleitenden Lehrer, den Heimweg per Zug fortsetzen zu dürfen, wurde abgelehnt – ein scheinbar unbedeutendes Detail, das für die Schweriner Schüler fatale Konsequenzen hatte. Zurück in der Luft verlor die Crew den Überblick inmitten des dichten Nebels und missverstand einen Funkspruch aufgrund mangelnder Englischkenntnisse. Das Flugzeug flog auf eine gesperrte Landebahn zu und korrigierte den Kurs zu spät, um den Absturz zu verhindern.

Der Unfallbericht, der in der DDR unter Verschluss gehalten wurde, nennt die unzureichenden Englischkenntnisse der sowjetischen Crew als eine maßgebliche Unfallursache. Der Wechselkurs zur korrekten Landebahn 25L scheiterte an der Fehleinschätzung der Crew, die die Befehle des Fluglotsen zwar bestätigte, jedoch nicht verstand. Der Nebel und die unzureichenden Sichtverhältnisse verwehrten den Piloten den Erfolg der notwendigen Kurskorrektur – mit tragischen Folgen.

Aufräumungsarbeiten an der Unglücksstelle. (Archivfoto)Bild vergrößern

Aufräumungsarbeiten an der Unglücksstelle. (Archivfoto) (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1986-1214-004 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5345742)

Rettung und Spuren des Unglücks

Sofort nach dem Crash eilten mutige Ersthelfer zur Absturzstelle und bargen Überlebende aus dem brennenden Waldstück. Trotz des schnellen Einsatzes konnte der Großteil der Passagiere nicht gerettet werden. Am späten Nachmittag trafen auch Einheiten der Volkspolizei-Bereitschaft aus Potsdam-Eiche ein, die mit einer ungewöhnlichen Mission betraut waren: Sie parkten ihre Fahrzeuge dicht an dicht auf der Autobahnzufahrt, um das Filmen eines ZDF-Teams zu behindern, das von der Gegenseite die Unglücksstelle dokumentieren wollte.

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Überall lagen die Leichen von Frauen und Kindern, sowohl auf der Straße als auch im angrenzenden Wald beim Flugzeugwrack. Gegen Abend identifizierten Gerichtsmediziner die Opfer, während Bestattungsinstitute begannen, die Körper abzutransportieren.

Insgesamt überlebten 10 Passagiere, darunter 7 Kinder, den Unfall – viele von ihnen erlitten schwere Verbrennungen. Der Schrecken dieser Katastrophe zog sich wie ein dunkler Schleier über die Straßen und Wälder von Berlin-Bohnsdorf und prägte den Waldfriedhof in Schwerin, wo ein Gedenkstein an die verlorenen Schüler erinnert.

Die vergessene Tragödie und ihre Lehren

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Obwohl Aeroflot-Flug 892 als zweitschwerstes Flugunglück auf deutschem Boden gilt, wurde es in der DDR aufgrund politischer Rücksichtnahme rasch aus der Öffentlichkeit verdrängt. Erst im Jahr 2010, anlässlich des 24. Jahrestages der Katastrophe, wurde in der Nähe der Absturzstelle eine Gedenktafel eingeweiht. In der Zwischenzeit führte der Absturz zu dringend notwendigen internationalen Änderungen in der Kommunikation zwischen Flugsicherung und Besatzungen, um Missverständnisse künftig zu vermeiden.