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Schauspieler Rolf Becker im Alter von 90 Jahren gestorben (2 Min)
Stand: 12.12.2025 21:29 Uhr
Der Theater- und Filmschauspieler Rolf Becker ist tot. Der Wahlhamburger, Vater der Schauspieler Meret und Ben Becker, starb am Freitag im Alter von 90 Jahren in der Hansestadt in einem Hospiz. Das bestätigte St.-Pauli-Pastor Sieghard Wilm dem NDR. Ein Nachruf.
Seit 2006 gehörte Rolf Becker in der TV-Serie „In aller Freundschaft“ zum Team der Leipziger Sachsenklinik. Der sportlich wirkende Mann mit dem markant freundlichen Gesicht war bis ins hohe Alter dabei. Als Cafeteria-Wirt Otto und Vater des Serien-Arztes Martin Stein. In Folge 987 stand Rolf Becker sogar zum ersten Mal mit seinem Sohn Ben vor der Kamera. Das war 2022.
Ben und Meret Becker – zwei seiner fünf Kinder sind selbst erfolgreiche Film- und Theaterschauspieler. Nach der Trennung waren die beiden bei Beckers früherer Frau, der im Juni diesen Jahres verstorbenen Schauspielerin Monika Hansen, und ihrem neuen Lebenspartner Otto Sander aufgewachsen. In Berlin. „Das ist sozusagen eine gemeinsame Familie geworden. Wenn das anders gelaufen wäre, wäre auch meine Laufbahn anders gelaufen“, sagte Rolf Becker einmal.
1971 kam Rolf Becker nach Hamburg, lebte lange in Sankt Georg und schwärmte: „Ich liebe so viel an dieser Stadt, die Leute, die Tonart in einer Sprache, das Spazierengehen an der Elbe. Kein anderer Ort auf der Welt ist einfach so wunderschön.“
Die Mutter von Meret und Ben Becker ist im Alter von 83 Jahren in Berlin gestorben. Sie spielte unter anderem in Filmen von Wim Wenders, Margarethe von Trotta und Rosa von Praunheim.
Schauspielerei war kein Jugendtraum
Geboren wurde Rolf Becker 1935 in Leipzig. Mit Kriegsbeginn wurde er auf den Bauernhof der Großeltern nach Schleswig-Holstein geschickt, 60 Kilometer von Hamburg entfernt. Dass er Schauspieler geworden ist, sei kein Jugendtraum gewesen, sagte Becker einmal in einem NDR Interview. Eher eine Folge des Krieges: „Ich war zehn, als der Krieg zu Ende war. Dann begann mit der Bewusstwerdung, sage ich mal, so ab der Pubertät, das Bedürfnis zu kapieren, was läuft da und auch das Darübernachdenken, wie richtet man eine Welt ein, in der das nicht wieder vorkommt? Dadurch kam dann die Beschäftigung mit der Literatur, vor allem mit der ausländischen Literatur, dann die Kontakte zu Schauspielern am Bremer Theater und so bin ich dann da reingewachsen und reingeschliddert.“
Zadek, Bernhard, Schlöndorff – Becker war vielseitig
Rolf Becker bleibt von Anfang an ein vielseitiger Schauspieler, spielt unter Regielegende Peter Zadek und in Stücken von Thomas Bernhard genauso wie in Filmen von Volker Schlöndorff. Er hat aber auch Gastrollen im „Großstadtrevier“, dem „Tatort“ oder anderen Fernsehserien. „Ausschlaggebend ist für mich immer wieder, was ist das für eine Geschichte? Ist es eine Geschichte, die Menschen bewegen kann, die mich beschäftigt, von der ich das Gefühl habe, sie muss transportiert werden und sie hilft sie den Leuten in irgendeiner Form weiter.“
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Rolf Becker auch politisch aktiv
Rolf Becker ist aber nicht nur ein Schauspieler und gefragter Synchron- und Hörspielsprecher – auch politisch positionierte sich. Er ist als Gewerkschafter aktiv, engagiert sich auf Friedensdemos, hält 2016 die Laudatio für die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano. Als Gewerkschafter begreife er sich als Internationalist, begründete Rolf Becker etwa 2023 seine Haltung zum Ukraine-Krieg: „Schluss mit allen Waffenlieferungen alles tun, um Verhandlungen durchzusetzen.“
Auch das wird von ihm in Erinnerung bleiben. Seine Meinung, vor allem aber seine ruhige, sympathische, klare Vehemenz und Freundlichkeit im Spiel – wie im Gespräch zur 1.000. Folge von „In aller Freundschaft“ bei DAS! Rote Sofa: „Ich bin jetzt sozusagen auf der Warteliste ganz vorne. Aber bei knapp 88 ist man ja an der Schwelle oder wie man sagt auf der Zielgeraden.“
Rolf Becker wird fehlen. Auf der Straße in Hamburg-Sankt Georg und anderswo.