Die Haushaltslage der Landeshauptstadt ist äußerst angespannt. Für das Jahr 2025 erwartet die Stadtkämmerei ein Defizit von rund 785 Millionen Euro. Deshalb wurde bereits im März ein Nachtragshaushalt aufgestellt und vom Gemeinderat verabschiedet. Auch für die Jahre 2026 bis 2030 prognostiziert die Stadtkämmerei jährliche Haushaltsdefizite von mehreren hundert Millionen Euro. Um die notwendigen Investitionen finanzieren zu können, plant die Stadt von 2026 bis 2030 insgesamt 2,4 Milliarden Euro an Krediten aufzunehmen. Als Folge muss die Stadtverwaltung erstmals seit 2009 wieder einen Sparhaushalt aufstellen.
Hauptursache für die angespannte Lage ist der deutliche Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen. So wie die Stadt in wirtschaftlich starken Zeiten insbesondere von der Automobilindustrie und ihren Partnern profitierte, wirken sich Rückgänge bei Umsatz und Export nun direkt auf die städtischen Finanzen aus. Die für 2025 erwarteten Gewerbesteuereinnahmen sind von ursprünglich geplanten 1,2 Milliarden Euro auf etwa 750 Millionen Euro gesunken. Auch die Gewebersteueransätze für 2026 und 2027 wurden deutlich nach unten korrigiert: Sie liegen derzeit bei 700 Millionen Euro beziehungsweise 800 Millionen Euro.
Die Landeshauptstadt erhält aber nicht nur weniger Gewerbesteuer, sondern muss auch mit Rückforderungen bereits gezahlter Beträge rechnen. Das wiegt schwer, denn die Gewerbesteuer zählt traditionell zu den wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen. In der Landeshauptstadt machte sie seit 2022 rund 23 bis 30 Prozent der gesamten Einnahmen aus – das entspricht jährlich zwischen etwa einer und eineinhalb Milliarden Euro. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung rechnet die Stadtkämmerei in den kommenden Jahren mit stagnierenden Einnahmen.
Gleichzeitig steigen die Ausgaben deutlich an. Besonders drei Bereiche beanspruchen den Haushalt finanziell: zusätzliches Personal, erforderliche Investitionen und steigende Sozialausgaben. Ein Großteil der Sozialausgaben ist gesetzlich festgelegt und unterliegt bundesrechtlichen Vorgaben. In den vergangenen Jahren haben diese verpflichtenden Aufgaben kontinuierlich zugenommen. Dazu gehören vor allem die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen, die Kosten für die Unterbringung von Geflüchteten, Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe sowie die Grundsicherung im Alter. Obwohl Bund und Länder die Kommunen durch Zuweisungen unterstützen, decken diese Gelder häufig nur einen Teil der tatsächlichen Kosten ab. Die verbleibende Finanzlücke muss die Landeshauptstadt mit eigenen Mitteln ausgleichen. Das verschärft die ohnehin schwierige finanzielle Situation zusätzlich.
Da die Steuereinnahmen sinken, während die Ausgaben steigen, muss die Landeshauptstadt die große Finanzlücke durch Einsparungen und weitere Maßnahmen schließen. Das Regierungspräsidium Stuttgart, das als Aufsichtsbehörde die Finanzen der Stadt prüft, hat die Verwaltung und den Gemeinderat daher aufgefordert, freiwillige Leistungen stark zu kürzen und die Einnahmen zu steigern, um den Haushalt auszugleichen.
Stadtverwaltung und Gemeinderat beraten derzeit intensiv über den Doppelhaushalt 2026/2027. Fraktionen und Verwaltung haben bereits konkrete Vorschläge eingebracht, um das Haushaltsergebnis zu verbessern und die Genehmigung durch das Regierungspräsidium zu sichern. Der Doppelhaushalt soll am 19. Dezember 2025 verabschiedet werden.