Eine Schauspielerin auf der Bühne als Hildegard Knef verkleidet.

AUDIO: Ein Abend für die wilde Hilde: Schauspiel Hannover feiert 100 Jahre Knef (4 Min)

Stand: 12.12.2025 14:45 Uhr

Am 28. Dezember wäre die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Hildegard Knef 100 Jahre alt geworden. Deshalb widmet ihr das Schauspiel Hannover einen musikalischen Abend unter der Überschrift „Ich will alles – oder nichts“. Heute Abend ist Premiere.

von Agnes Bührig

Bühne frei für Fernsehunterhaltung im Stil der 1960er-Jahre. Vor einem gerüschten, blassrosa Vorhang sitzt Schauspielerin Oana Solomon als Hildegard Knef auf einem Flügel: Knallrotes Oberteil, die Beine lässig übereinandergeschlagen. „Mutlosigkeit“ heißt der Titel, in dem sie vom Auf und Ab ihres Lebens singt – Übermut, Zärtlichkeit, Tränen.

In Ausschnitten aus Fernseh-Interviews, die auf den Vorhang projiziert werden, tritt Hildegard Knef selbst auf: „Die Veränderung, die Veränderlichkeit, ist ja wohl das Beständigste in unserem Leben. Es ist nunmal ein unordentliches Leben, jedes Leben. Selbst, wenn Sie versuchen, es sehr ordentlich zu gestalten.“

Hildegard Knef – gespielt von drei Frauen und einem Mann

Schauspielerinnen in imposanter Abendgarderobe, in der Mitte ein Flügel, an dem jemand spielt.

Die Uraufführung „Ich will alles – oder nichts“ ist eine Inszenierung von Katharina Birch.

Hildegard Knefs Leben, erzählt mit ihren größten Hits, aber auch mit dem Weltuntergangs-Chanson „Die Herren dieser Welt“, begleitet von Livemusikern auf der Bühne. Drei Frauen und ein Mann stellen sie in verschiedenen Lebensaltern, in verschiedenen Gemütszuständen dar. Michael Lippold etwa schlüpft dafür in ein weißes Cocktailkleid, wird zum wandelnden Rosenstrauß und singt „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.

Schwere Zeiten für die „wilde Hilde“

1968, kurz nach der schwierigen Geburt ihrer Tochter Christina, schreibt sie den Chanson, der ihr Markenzeichen werden soll: „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Trotzig fordert sie Liebesbeweise ein und guckt zugleich zurück auf ihr Leben, auf die 16-Jährige von einst, da will sie: Alles oder nichts. Shirin Eissa, schwarze Plateauschuhe, blumig schwingendes Kleid, ist diese „wilde Hilde“.

„Die junge Hilde ist eine Frau, die im Nationalsozialismus ihre Jugend verbracht hat,“, erklärt Eissa, „die kämpfen musste, um ihrem Beruf oder ihrem Wunsch nachzugehen, die wirklich eigentlich nur große Steine zu bewältigen hatte. Und deswegen auch der Titel ‚Alles oder Nichts‘. Eine Frau, die es manchmal geschafft hat, wenn sie diese Hindernisse überkommen hat, zu einem Alles zu kommen, zu einem großen Erfolg zu kommen und dann aber wieder nach unten zu fallen.“

Cover: Moritz Stetter, "Die Knef"

Der Hamburger Zeichner Moritz Stetter hat eine weniger bekannte Seite von der Schauspielerin, Musikerin und Autorin entdeckt.

Die Wegbereiterin

Schauspielerinnen in schwarzen Abendkleidern auf einer Bühne, im Hintergrund der Vorhang auf dem "Hildegard Knef" steht

Hildegard Knef wird von vier Darstellenden gespielt: Shirin Eissa, Anja Herden, Michael Lippold und Oana Solomon.

Einer dieser großen Steine ist die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule mitten im Krieg. Im Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ wird sie 1946 einem größeren Publikum bekannt. Hildegard Knef heiratet einen US-Amerikaner, zieht nach Hollywood, bereitet den Weg für viele. „Wegbereiterin war sie tatsächlich, indem sie die erste Deutsche nach dem Krieg in Hollywood war“, sagt Vasco Boenisch, Intendant des Schauspiels Hannover, „auch dadurch, dass sie als wahrscheinlich erste Frau angefangen hat, eigene Liedtexte in dem Ausmaß zu schreiben und damit großen Erfolg gehabt hat. Wegbereiterin war sie, weil sie ihre Lebenserinnerungen, insbesondere aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, zu einem Weltbestseller geschrieben hat, also auch als Autorin durchstartete mit ‚Der geschenkte Gaul‘.“

Ein Leben zwischen Zweifeln, Angst und Risiko

„Liebe will riskiert werden“ lautet das Motto der ersten Spielzeit unter Vasco Boenisch. Immer wieder die Liebe zu sich selbst zu finden, sei das Risiko gewesen, das Hildegard Knef eingegangen sei, sagt der Intendant des Schauspiels Hannover: „Das war für sie nämlich gar nicht so einfach. Wie viele große Künstlerinnen war sie auch voller Zweifel, voller Unsicherheit, Angst. Und da immer wieder auf den Weg zu kommen und sich selbst für das zu lieben, was man kann und was man möchte und wer man ist, das kostet Kraft und ist auch ein Risiko. Insbesondere in der Zeit, in der Hildegard Knef gelebt und gearbeitet hat.“

„Ich will alles oder nichts“ ist ab dem 12. Dezember am Schauspiel Hannover zu sehen.

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