Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens präsentiert das Gerhard Richter Archiv eine Auswahl an Exponaten zu Leben und Werk des Künstlers. Zu sehen sind laut den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) Werke, Ausstellungsmodelle und Skizzen Richters, kombiniert mit Fotografien und unbekannten Objekten. Die meisten Exponate seien bisher weder gezeigt, noch veröffentlicht worden.
Unbekannte und kuriose Objekte von Gerhard Richter
In der Ausstellung fände man vieles, „was man in anderen Ausstellungen nicht zeigt und vielleicht auch nicht zeigen würde“, sagte der Leiter des Archivs, Dietmar Elger, MDR KULTUR. Dazu zählten etwa Rahmungen und Hängungen für Bilder. Solche Gegenstände, wie auch Raummodelle und Planskizzen, zeigen Gerhard Richter als Kurator seiner eigenen Ausstellungen. Der Künstler habe sich intensiv mit der Präsentation seiner Werke im Raum beschäftigt.
Auch zu sehen sind von Gerhard Richter selbst entworfene Möbel: „Das sind alles Arbeiten, die er für sich gemacht hat und aus denen dann verschiedene Dinge entstanden sind.“ Da ist zum Beispiel eine Briefmarke für die Bundespost. Dass das Archiv einfach mal seine Schubladen öffnet, dürfte nicht nur für eingefleischte Richter-Fans interessant sein.
Zu den besonders kuriosen Gegenständen zählt Elger einen rollenden Ausstellungskatalog, den man per Fernbedienung wie ein Mobilauto durch den Ausstellungssaal fahren lassen könnte.
Kunst im Alltag: von essenbaren Einladungskarten bis zum Farbteppich
Die Jubiläumsschau offenbare die Vielfarbigkeit und enorme Spannbreite des Künstlers, urteilt MDR-Kunstkritiker Matthias Ernst. In der Präsentation sei alles stringent aufeinander abgestimmt und gleichzeitig überraschend. Die Sammlung umfasse dabei nicht nur Exponate der vergangenen 20 Jahren, sondern auch deutlich ältere. Richters Anfänge seien etwa mit – teilweise auch essbaren – Einladungskarten, Briefen und einer Preisliste aus den 60er-Jahren dokumentiert.
Wir haben renommierte, etablierte Werke des Künstlers an der Wand hängen und haben sie kombiniert mit Archivstücken, Büchern, mit Taschen oder mit CD-Covern.
Kerstin Küster, Gerhard Richter Archiv
„Wir haben renommierte, etablierte Werke des Künstlers an der Wand hängen und haben sie kombiniert mit Archivstücken, Büchern, mit Taschen oder mit CD-Covern“, beschreibt Archiv-Mitarbeiterin Kerstin Küster das Konzept. Die vielen Gebrauchsgegenstände sagten etwas über die Rezeption des Künstlers im alltäglichen Leben aus: „Das heißt, wie Gerhard Richter im kulturellen Gedächtnis eines jeden angekommen sein kann.“
Das berühmte Bild von Richters Tochter Betty beispielsweise ziert zahlreiche Buchtitel, seine Kerze wurde auf Schallplatten ebenso wie in Comics verwendet. Die „1024 Farben“ wurden zum Teppich und für die Porzellanmanufaktur Kahle entstand gar ein Geschirrservice.
Perfekt gestaltete Ausstellung über einen Perfektionisten
Die meisten gezeigten Kunstwerke hat das Gerhard Richter Archiv nach eigenen Angaben als Schenkungen erhalten. Dazu zählten das Gemälde „Umgeschlagenes Blatt“ und die beiden je sechsteiligen Editionen „Kanarische Landschaften I“ und „Kanarische Landschaften II“. Sie sind laut SKD erst jüngst vom Museis Saxonicis Usui – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e.V. für das Archiv erworben worden.
Zu den prominentesten Objekten der Ausstellung zählt Kerstin Küster den Grundriss zur Biennale in Venedig aus dem Jahr 1972. Vor seiner Reise nach Venedig habe sich Gerhard Richter den deutschen Pavillon im Grundriss geben lassen. Diesen habe er auf eine große Karte übertragen, „hat dann in den Grundriss seine kleinen Bilder eingeklebt, wie er das hängen möchte.“ Dann sei er mit diesem Grundriss nach Venedig gefahren und alles habe genau so gehangen, so Küster bei MDR KULTUR.
Ähnlich perfekt wie Gerhard Richter seine Kunstwerke präsentiert hat, haben Kerstin Küster und Dietmar Elgar nun ihre Schau zum 20. Jubiläum des Gerhard-Richter-Archivs gestaltet, findet Kritiker Michael Ernst. Es sei ein „winziger Einblick in ein großes, ein großartiges Konvolut.“