Manchmal kommt man zu einem Job, weil man sich auf eine Stellenanzeige bewirbt. Manchmal vermittelt die Agentur für Arbeit, manchmal kennt man jemanden, der jemanden kennt. Und manchmal muss man sich auf dem Feierabendmarkt mit dem Gelsenkirchener Bezirksbürgermeister unterhalten – und der liefert eine gute Idee. So zumindest war es bei Sudarak Penz.
An diesem Tag hat die 47-Jährige bereits einen vollen Arbeitstag hinter sich, hat seit 4 Uhr morgens hinter dem Steuer eines Busses gesessen. Trotzdem strahlt Sudarak Penz, als sie sich auf dem Betriebshof der Vestischen in Herten mit dem WAZ-Journalisten trifft. „Ich bin mit dem Herzen dabei“, sagt sie. Seit etwas mehr als einem Jahr ist die Resserin nun schon Busfahrerin, und der Job macht ihr immer noch Spaß. Und ein wenig ist das auch der Verdienst von Wilfried Heidl.
Sudarak Penz hatte zunächst ein Wellnessstudio in Gelsenkirchen geleitet
Denn mit dem Bezirksbürgermeister im Bezirk Osten hatte Sudarak Penz sich im Sommer 2024 auf dem Resser Feierabendmarkt unterhalten, hatte ihm erzählt, dass sie einen Busführerschein hat und gerade auf Jobsuche sei. „Versuchen Sie es doch einmal bei der Vestischen“, hatte Heidl gesagt, „die suchen gerade Leute.“ Im selben Moment, so erzählt die 47-Jährige, sei ein Bus der Linie 249 vorbeigefahren. „Wilfried Heidl hat mir gesagt, dass er sich trauen würde, bei mir mitzufahren“, sagt Sudarak Penz, die von sich selbst sagt, dass sie „nur“ 1,51 Meter groß und damit eine eher kleine Frau sei. Sie lacht. „Von da an hatte ich ein neues Ziel – und das habe ich auch erreicht.“

„Nun bist du eine von uns“: Sudarak Penz‘ Vertrag bei der Vestischen wurde unbefristet verlängert.
© FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka
Seit 20 Jahren lebt Sudarak Penz nun in Deutschland. Geboren und aufgewachsen ist sie in Bangkok, der Hauptstadt Thailands, und dort hat sie auch ihren Mann kennengelernt. Der Gelsenkirchener hatte einige Jahre in Bangkok gearbeitet, als sein Job dort beendet war, begleitete ihn Sudarak mit zurück nach Deutschland. Schon damals stand für sie fest: Sie wollte ihr eigenes Geld verdienen. „In der Gelsenkirchener Innenstadt habe ich ein Wellnessstudio geleitet“, erzählt sie. „Das war zwar ganz erfolgreich, aber ungemein zeitaufwändig – die Zeit für die Familie habe ihr gefehlt.“ Sie verkaufte das Studio, half aber dort weiter noch einige Tage in der Woche aus.
Die ersten Fahrstunden waren eine Herausforderung.
Sudarak Penz, Die gebürtige Thailänderin hat eine Umschulung zur Busfahrerin gemacht
Dann bekam sie die Möglichkeit, für ein lokales Busunternehmen als Fahrerin zu arbeiten, mit einem Kleinbus sollte sie Kinder mit Behinderungen zur Schule fahren. Sie erwarb die entsprechenden Führerscheine und arbeitete zwei Jahre lang in dem Job. „Das hat mir großen Spaß gemacht, aber ich wollte mich weiterentwickeln und größere Busse fahren“, erzählt sie.
Mit Unterstützung der Arbeitsagentur und der Fahrschule Kessler wagte sie den Umstieg auf den Linienbus. „Die ersten Fahrstunden auf dem Parkplatz der Arena waren eine Herausforderung“, erinnert sie sich. „Aber die Arbeit lag mir – kurz danach habe ich meine erste Reisebusfahrt mit Anhänger durch die Stadt und über die Autobahn absolviert“, sagt sie stolz.
„Nun bist du eine von uns“: Vertrag wird unbefristet verlängert
Sie beherzigte den Tipp des Bezirksbürgermeisters und bewarb sich bei der Vestischen, dort erhielt sie zunächst einen befristeten Arbeitsvertrag. „Ich wurde sehr gut eingearbeitet“, erzählt sie. Mehrere Wochen lang stand ihr bei ihren Fahrten ein erfahrener Kollege zur Seite, erklärte ihr die jeweilige Linie, gab Tipps, auf welche Stellen zu achten ist. Schon bald unternahm sie ihre ersten Alleinfahrten und fand immer mehr Gefallen an dem Beruf.
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Und bei der Vestischen fand man Gefallen an Sudarak Penz. „Ich weiß noch sehr genau, als mein Vertrag unbefristet verlängert wurde und man mir sagte: ,Du passt zur Vestischen und nun bist du eine von uns‘“, sagt sie. Sie ist dankbar für die Möglichkeiten, die ihr in Deutschland geboten werden. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in einem Beruf arbeiten würde, der früher vor allem für Männer war“, sagt sie. „Natürlich muss man kämpfen, denn man bekommt nichts geschenkt. Aber am Ende macht mich das stark und gibt mir viel Selbstvertrauen.“
Die Linie 249 ist Sudarak Penz natürlich auch schon gefahren. Durch ihre Heimat Resse.