Wenn es eines Beispiels für Ausdauer und Verlässlichkeit bedürfte, so würde man dies derzeit in Dellbrück finden. Dort treffen am zentral gelegenen Mühlenbrunnen, gleich neben der Straßenbahnhaltestelle Dellbrücker Hauptstraße, seit fast vier Jahren Samstag für Samstag um 12 Uhr zwischen 50 und 200 Menschen zu einer „Mahnwache“ zusammen, um ihre Solidarität mit den Opfern des Krieges in der Ukraine und seit Oktober 2023 auch in Israel und Palästina zum Ausdruck zu bringen.

Zum 200. Mal wird diese Mahnwache am heutigen Samstag, 13. Dezember, sein. Angefangen hatte es am Samstag vor dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde riefen zu einer „Mahnwache“ am Mühlenbrunnen auf. Es kamen mehr als 150 Menschen. Damals hofften noch viele, dass es nicht wirklich zu dem befürchteten Überfall kommen würde, doch schon eine halbe Woche später überfiel die russische Armee unter Präsident Putin die Ukraine. Und so begann eine lange Geschichte des stillen Widerstands und des Protestes. Anfangs hofften die Initiatorinnen und Initiatoren aus der evangelischen und der katholischen Kirche in Dellbrück noch, dass der Krieg nicht lange dauern würde, aber bald zeichnete sich ab, dass der Grund für dieses Zusammentreffen länger bestehen würde. Und er besteht auch heute noch weiter.

Deshalb kommen, wie an jedem Samstag, auch am 13. Dezember wieder Menschen zusammen, die sich mit der Brutalität von Krieg und Gewalt nicht abfinden wollen. Niemand von ihnen ist so naiv zu glauben, dass diese Mahnwachen Kriege beenden und die Raketen stoppen würden. Aber sie wollen sich nicht abfinden mit dem sinnlosen Sterben und der Vernichtung von Lebensgrundlagen so vieler Menschen. Sie wollen nicht stumm hinnehmen, dass Terroristen Menschen jagen, verschleppen, vergewaltigen und ermorden. Sie wollen nicht resignieren angesichts der Gewalt in Gaza, in der Ukraine oder anderswo. Sie widersprechen der Logik jedes Krieges, die immer mehr Waffen fordert – inzwischen auch in unserem Land.

Die 200. Mahnwache ist wahrlich kein Grund zum Feiern. Doch ist sie ein Grund zu jubeln, nicht im freudigen Sinne, sondern so, wie eine Übersetzung des lateinischen Worts „jubilare“ auch lautet: laut und wild lärmen, ein wildes Geschrei erheben. Das nämlich wollen die Menschen mit ihrer Mahnwache: laut protestieren und der Logik von Gewalt und Gegengewalt die Botschaft des Friedens entgegensetzen, von der in den kommenden Weihnachtstagen so viel die Rede sein wird. Denn, so sind sie überzeugt: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.

Kontakt:

Pfarrer Ulrich Kock-Blunk
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide
Dellbrücker Mauspfad 361, 51069 Köln
Mail: ulrich.kock-blunk@ekir.de
Telefon: 0221-68 21 55

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Text: Ulrich Kock-Blunk/APK
Foto(s): APK/Canva