Bielefeld. Im Krankenhaus gibt es an jedem Bett einen Druckluft- und einen Sauerstoffanschluss. In Werkstätten werden Werkzeuge wie Schlagbohrer mit Pressluft angetrieben. Dahinter stecken Kompressoren, die diese Kraft erzeugen.

Eines der größten Unternehmen Deutschlands, das seit gut einem Jahrhundert Kompressoren herstellt, ist die Firma Boge. Ihr Firmensitz ist in Bielefeld-Jöllenbeck, aber auch international ist das Unternehmen vertreten – wie in China.

Die derzeitige Wirtschaftslage belastet das Maschinenbauunternehmen ebenso wie andere. „Ein sehr herausforderndes Umfeld, aber wir haben uns gut geschlagen“, sagt Björn Six, Geschäftsführer mit dem Fokus auf den Markt. Er ist seit April dieses Jahres als gelernter Wirtschaftsingenieur bei Boge tätig.

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Nachfrage ist in Deutschland und im Ausland schwach

An der Seite von Björn Six ist Sebastian Göbel schon seit April Geschäftsführer. Sein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Technik. „Wir haben hohe geopolitische Spannungen, wir sind auch betroffen von den US-Zöllen“, sagt Six. Auch sei die Nachfrage in China schwächer, Investitionen in Europa zurückhaltender und der Markt stagniere.

Das Unternehmen produziere seit 2004 in China und bediene den südostasiatischen Markt, doch die Binnenlage sei dort sehr schlecht und die Konkurrenz sehr günstig. „In Summe haben wir einen deutlichen Rückgang des Auftragseingangs und der Umsätze in Asien“, sagt der 44-Jährige. Dieses Defizit konnte das Unternehmen in anderen Märkten wieder ausgleichen.


Boge-Geschäftsführer Björn Six und Sebastian Göbel lehnen an einem ihrer Kompressoren mit Turbo-Antrieb. - © Barbara Franke

Boge-Geschäftsführer Björn Six und Sebastian Göbel lehnen an einem ihrer Kompressoren mit Turbo-Antrieb.
| © Barbara Franke

Zudem habe Boge gegenüber der billigen Konkurrenz Stärken. „Wir bieten weltweit einen sehr guten Service für unsere Produkte an und sind energieeffizient“, so Göbel. Hinzu komme, dass die Firma gesamtheitliche Lösungen anbiete, wodurch sie sich von anderen Unternehmen abhebe. Als Beispiel nennt er, dass manche Kompressoren komplett ölfrei sein müssen, wenn sie etwa in der Lebensmittelindustrie verwendet werden.

Bielefelder Kompressoren bieten einen hohen Mehrwert für ihren Preis

Es gehe um den Mehrwert, der über den Kompressor hinausgehe, was etwas teurer sei, aber von den Geschäftskunden nach wie vor geschätzt werde. Denn trotz Schwierigkeiten halte sich der Umsatz der Firma im Vergleich zum Vorjahr 2024 konstant, liege aber leicht unter der Rekordmarke von 2023 von 180 Millionen.

Weltweit arbeiten rund 765 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Boge, diese müssen nicht um ihre Stellen fürchten. Es gebe auch weiterhin genügend Ausbildungsstellen. Nur Personal, das in Rente gehe, werde nicht neu besetzt. Für 2026 hoffen beide Geschäftsführer auf mehr Stabilität.

„Es gibt hohe bürokratische Anforderungen, die entweder durch die europäische Gesetzgebung oder durch die US-Zölle kommen“, sagt Six. So falle in den Vereinigten Staaten von Amerika Stahlzoll an. Bei einem Ventil seien etwa 23 Lieferanten dazwischen, weshalb man nicht nachvollziehen könne, woher der Stahl komme.

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US-Zölle belasten Unternehmen mit unnötiger Zusatzarbeit

„Wenn ich nicht weiß, wie viel Stahlanteil enthalten ist und was der Stahl gekostet hat, dann muss ich 50 Prozent Zoll auf das komplette Ventil zahlen“, erläutert Göbel. Oder man wisse, wer der Vorlieferant sei und bekomme die Rechnung, um nur für den eingebauten Stahl Zoll zu zahlen. Es gebe aber auch positive Veränderungen.

Ein Investitionsbooster der Regierung ermögliche es, dass Kundinnen und Kunden heute eine Druckluftzentrale von Boge mit der 30-Prozent-Regelung und zusätzlicher Unterstützung bei regulatorischen Hürden schneller abschreiben können.


Im Jahr 2026 stehen die Sanierungen der alten Verwaltungsgebäude in Bielefeld-Jöllenbeck auf der Liste. - © Barbara Franke

Im Jahr 2026 stehen die Sanierungen der alten Verwaltungsgebäude in Bielefeld-Jöllenbeck auf der Liste.
| © Barbara Franke

KI spiele im Unternehmen ebenfalls eine zunehmend wichtige Rolle. Sie vereinfache grundlegend die Recherche zum Stand der Technik und beschleunige viele Prozesse. „Ich nutze KI auch, um Versuchsergebnisse noch einmal anders zu analysieren“, sagt Göbel. Es gebe unglaublich viele Angebote für KI – hier müsse noch evaluiert werden, was gut zum Unternehmen passe.

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Firma erwartet im nächsten Jahr viele Überraschungen

Am Standort stehen zudem Investitionen im zweistelligen Millionenbetrag an. „Im Jahr 2026 wollen wir die Verwaltungsgebäude kernsanieren und alles auf einen modernen Stand bringen, auch energetisch“, erklärt Göbel.

Für das Jahr 2026 haben die Unternehmer auch eine klare Vorstellung. „Ich wünsche mir für 2026 stabilere Rahmenbedingungen“, sagt Six. Es gebe zudem einen Anlass zum Feiern. Denn Boge knackt die 100 Jahre in der Kompressorenherstellung. Dann werde es noch eine Veränderung geben: „Julia Meier-Scheuven wird im nächsten Jahr ins Geschäft einsteigen“, erklärt Six. Sie ist die Tochter von Wolf Meier-Scheuven, dem heutigen Inhaber des Unternehmens. Das hieße aber nicht, dass sich an der Geschäftsführung irgendetwas ändere.

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