David (links) und Andreas Dümmel bereiten Entenkeule mit Rosmarinkartoffeln zu. Foto: Roberto Bulgrin
Mit Schauküchen und Holzöfen machen die Gastronomen auf dem Esslinger Mittelaltermarkt Gästen Lust auf Essen und Trinken. Die Events kommen gut an.
In riesigen Töpfen bereiten David und Andreas Dümmel in der Schlemmerey auf dem Hafenmarkt ihre Schmorgerichte zu. Hirschgulasch, Käsespätzle und Entenkeule sind bei den Gästen beliebt. „Wir kochen jeden Tag frisch“, verrät Andreas Dümmel. Im historischen Ofen wird Brot mit Kurkuma zubereitet. Der Gastronom aus Dettingen an der Erms kommt schon seit 15 Jahren auf den Esslinger Mittelaltermarkt. Die Gäste kulinarisch in frühere Jahrhunderte zu versetzen, das macht ihm Spaß. An den Ständen des historischen Spektakels wird von den Gastronomen Vielfalt geboten.
„Die mittelalterliche Atmosphäre gehört dazu“, findet Andreas Dümmel. Er hat als Koch an einer Waldorfschule gearbeitet, machte sich dann aber selbstständig und ist auf Mittelaltermärkten unterwegs. Der Stand ist stilecht aus Holz gebaut. „Die Leute schauen uns zu, wie wir in der Küche arbeiten.“ In einem historischen Holzofen backen die Mitarbeiter des Kurkuma-Brot. Das gesunde Gewürz verarbeitet Dümmel selbst. Er stellt daraus eine Paste mit Zimt, Kardamom und Limette her. Bei seinen Gerichten legt er Wert auf die Würze: „Wir machen alles selbst. Convenience gibt es hier nicht.“
In mittelalterlichen Gewändern gibt sein Team die Speisen aus. Dümmel hat für die Männer und Frauen ein Haus gemietet, damit sie während des Marktes in Esslingen bleiben. Die Gemeinschaft sei „besonders“.
Oliver Fleiß bietet in der Knödeley verschiedene Soßen an. Foto: Roberto Bulgrin
Wenige Schritte entfernt hat Oliver Fleiß den Stand seiner Knödeley aufgeschlagen. Den Stand mit einem Wappen, Netzen, Küchengerät und der historischen Schrift hat die Künstlerin Siri Paflitschek gestaltet. Darauf ist der Gastronom stolz, der seit zwei Jahren beim Mittelaltermarkt mitmacht. Wie kam er auf das Angebot mit Knödeln? „Als Südtirol-Fan finde ich, dass die nicht fehlen dürfen.“ Die Gäste haben die Wahl zwischen Speckknödeln, vegetarischen Kaspressknödeln und Spinatknödeln mit Bergkäse-Füllung oder veganen Kräuterknödeln. „Wir haben für alle etwas dabei.“ Dazu gibt es verschiedene Dips und Soßen. „Waldpilz-Ragout ist der Renner“, verrät Oliver Fleiß.
Mit seinem Catering-Service „Oli’s Gaumenfreuden“ tourt er über viele Märkte. „Der Mittelaltermarkt ist für mich inzwischen ein Höhepunkt.“ Nicht nur die Atmosphäre schätzt der Esslinger. „Die Mittelalter-Gemeinschaft ist einfach toll.“ Wenn der Stand geschlossen hat, feiert er gerne mit den anderen. Zur Halbzeit des Weihnachts- und Mittelaltermarktes findet das Bergfest auf dem Platz statt. „Schade ist nur, dass es dann so schnell wieder zu Ende geht.“
Wanderbäckerei lüftet das Geheimnis der Lustrolle
Was ist eine Lustrolle? Die Frage beantwortet die Bayerische Wanderbäckerei, die am Durchgang beim Alten Rathaus zu finden ist. „Das ist so eine Art große Schmeckennudel“, sagt der Bäcker Jaroslaw. Das Gebäck gibt es wahlweise mit Nuss oder mit Mohn. Schon am frühen Morgen schieben der Bäcker und seine Kollegen Brezen und Fladen in den historischen Ofen. In den Spitzenzeiten ist der unentwegt in Betrieb. „Den hat ein Experte stilecht gebaut“, sagt Jaroslaw. Der Duft von frischem Gebäck verbreitet sich schnell in der ganzen Umgebung. Besonders beliebt bei Kindern sind die Apfelkringel.
Hannah genießt die mittelalterliche Atmosphäre im „Hirtentrunk“. Foto: Roberto Bulgrin
Die Hanf-Beckerey bietet süße und salzige Fladen und Met – alle mit Hanf hergestellt oder verfeinert. Die Fladen werden von einer Bäckerei angeliefert und auf dem Platz aufgewärmt. Die gelben Fahnen mit grünem Hanfblatt ziehen die Blicke auf sich. Hanffladen gibt es wahlweise salzig mit Fleisch oder vegetarisch. Die süße Variante mit Pflaumenmus, Zimt und Hanfsamen ist auch als Snack im Vorbeigehen ideal. Wegen des hohen Protein- und Eisengehalts ist Hanf in der gesunden Küche beliebt. Schon zu Zeiten des sagenhaften Königs Arthur, der 500 nach Christus seine Kriege führte, soll Hanf beliebt gewesen sein.
Beim „Hirtentrunk“ gibt es auch „Nikolausi“ mit Amaretto und Sahne
„Hirtentrunk“ heißt ein Stand, der mit Mistgabeln, Wildgeweihen und Kupferkesseln eine besondere Atmosphäre verströmt. Der Hirtentrunk ist Glühwein mit Rum; für Genießer ist der heiße Wein mit Sahne und Amaretto zu haben. Dazu gibt es Wurst oder Rosmarinkartoffeln mit Kräuterdip. Trotz des Andrangs behält Hannah einen kühlen Kopf. Sie findet es schön, dass so viele Menschen den Mittelaltermarkt mögen. „Es macht Spaß, sich in eine andere Zeit hineinzudenken.“ Mit den Menschen von den anderen Ständen zu feiern, oder sich nach der Arbeit mal spontan auf ein Getränk zu treffen, das genießt die junge Frau.
Die klassischen Rohrnudeln aus Hefe, genannt Wuchteln, gibt es gegenüber bei der Holzofen-Beckerey. Da haben die Gäste die Qual der Wahl zwischen süß und salzig. Die Wuchteln seien „mit Produkten aus heimischen Gefilden“ hergestellt, ist auf der Tafel zu lesen. Mit Schinken, Käse oder Lauch schmecken die Rohrnudeln sehr besonders. Liebevoll dekoriert sind die süßen Varianten. Da strahlen nicht nur die Kinder.