Am Wochenende ein paar Plätzchen backen? Gerade in der Vorweihnachtszeit ist das sehr beliebt. Wer den Einkauf dafür erledigt, merkt schnell: Die Butter ist wieder richtig günstig. Doch die fallenden Butterpreise bringen fatale Folgen für Landwirte mit sich.

Kühe stehen in einem Stall eines Milch- und Zuchtviehbetriebs.

Milcherzeuger leiden unter den günstigen Butterpreisen.
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Was fallende Butterpreise für die Bauern bedeuten

Was fallende Butterpreise für die Bauern und Bäuerinnen bedeutet

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Butter ist aktuell so günstig wie lange nicht mehr. Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen für die 250-Gramm-Packung nur 99 Cent. Viele freuen sich über den Preissturz, der passend zur Weihnachts- und Plätzchenzeit kommt. Doch die Landwirte schlagen Alarm.

Landwirtin Clauda Jütte arbeitet auf einem Bauernhof in Fuldatal (Kassel). Der Weidberghof in Nordhessen ist ein Familienbetrieb. Hier wird Milch von etwa 75 Kühen verkauft – aktuell aber mit Verlust.

Landwirtin: „Wer will dafür noch arbeiten?“

Etwa 13 Cent pro Liter Milch fehlen, um die eigenen Kosten zu decken. Der Hof produziert täglich zwischen 1.400 und 1.600 Liter. Das bedeutet aktuell etwa ein Minus von mindestens 5.500 Euro im Monat.

„Wer will dafür noch arbeiten? Es ist auch kein Acht-Stunden-Tag. Es sind sieben Tage in der Woche, von morgens bis abends“, sagt Claudia Jütte. Man habe gar keine Chance, beispielsweise Rücklagen zu bilden.

„Als regionaler Landwirt sollte man sich überlegen, ob man sich das überhaupt noch antut. Produzieren und dafür noch bezahlen, macht keinen Sinn“, so Jütte.

Milchmenge ist gestiegen

Den Preis pro Liter Milch legen die Molkereien fest. Das machen sie anhand von Kriterien wie der Marktlage, den Milchmengen und dem Fettgehalt. „Momentan haben wir mehr Milch als üblich und deshalb zeigt der Preis nach unten“, sagt Stefan Schneider, Vizepräsident des hessischen Bauernverbandes.

Ein Grund für die viele Milch ist unter anderem die sogenannte Blauzungenkrankheit. Sie ist der Grund, warum die Kühe später gekalbt haben. Somit wurde viel Milch auf einmal produziert.

Die S-Bahn zwischen Friedrichsdorf und Frankfurt Südbahnhof (S5) fährt vor der Kulisse der Frankfurter Skyline vorbei.

Hinzu kommt: Der Fettgehalt in der Milch ist gestiegen. Je mehr Fett die Milch enthält, desto weniger Milch wird für die Butter gebraucht. Die Folge: Der Preis für die Butter fällt – zumindest kurzfristig.

Niedrige Butterpreise nur von kurzer Dauer?

„Der Verbraucher kann sich jetzt erstmal über diese Butterpreise freuen. Es wird aber nur eine sehr kurze Freude sein“, sagt Sven Lorenz, Bioland-Milcherzeuger und Vorstandsvorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Hessen.

Weil jeder Cent, der zu niedrig ist, ziehe hinterher, dass Betriebe aus der Milchproduktion wieder ausscheiden. „Das führt dazu, dass die Milch in spätestens einem Jahr so knapp wird, dass die Preisrallye wieder losgeht“, so Lorenz.

Stark schwankender Butter-Preis

In den vergangen fünf Jahren hat der Butterpreis stark geschwankt. 2022 kostete die Butter fast 40 Prozent mehr als im Vorjahr. 2023 sind die Preise wieder deutlich gefallen. Vergangenes Jahr war die Butter dann aber mit 2,39 Euro so teuer wie noch nie.

„Natürlich waren die Preise in den letzten Jahren hoch. Das war auch nötig, weil davor viele Investitionen aufgespart werden mussten“, so Schneider vom Bauernverband. Viele Landwirte hätten die hohen Preise genutzt, um neue Maschinen anzuschaffen oder die Haltungsformen zu erhöhen.

Traktoren bei einer Protestfahrt.

Langfristige Verträge gefordert

Im Milchmarkt müsse man immer langfristig denken, meint Bio-Milcherzeuger Lorenz. „Wir müssen bei den Auszahlpreisen eine Langfriststrategie fahren. Wir müssen unseren Erzeugern eine Perspektive bieten – für die nächsten fünf, für die nächsten zehn Jahre.“

Es brauche langfristige Verträge zwischen den Landwirten, den Molkereien und den Supermärkten. „Wenn wir über Mindestlöhne sprechen, müssen wir auch über Mindestpreise sprechen.“

Landwirte sind sauer auf Supermarktketten

Die Möglichkeiten der Erzeuger selbst seien begrenzt, sagt Schneider vom Bauernverband. „Unser Appell geht ganz klar an den Lebensmitteleinzelhandel, der seine Preisrallye auf den Rücken der einheimischen Landwirte austrägt.“ Man sei aktuell ziemlich sauer auf die großen Supermarktketten wie Lidl oder Aldi.

Um das Loch in der Kasse zu stopfen, verkauft Claudia Jütte immer mehr Milchprodukte in ihrem Hofladen im nordhessischen Fuldatal. Der Blick in die Zukunft bleibt für sie aber weiterhin ungewiss – so wie für viele Milcherzeuger.

Redaktion:
Michelle Goddemeier

Sendung:
hr-fernsehen, hessenschau,

13.12.25, 19:30 Uhr

Quelle: hessenschau.de