Ein 74-Jähriger bedroht in Hamburg-Lurup Polizisten mit einer scharfen Waffe – ein Ermittler gibt daraufhin einen Schuss ab und verletzt den Mann schwer. Hatte er Verbindungen zur Reichsbürgerszene?

Nach der Schussabgabe der Polizei bei einem Einsatz im Hamburger Stadtteil Lurup ist gegen einen Mann Haftbefehl erlassen worden. Gegen den 74-Jährigen wird wegen Verdacht des Totschlags ermittelt, wie die Polizei berichtete. Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll er Einsatzkräfte mit einer scharfen Schusswaffe bedroht haben, indem er mit dieser unmittelbar auf Beamte zielte.

Nach notfallmedizinischer Behandlung ist der Zustand des Mannes stabil, wie die Polizei weiter berichtete. Zum Motiv des Tatverdächtigen lägen noch keine Erkenntnisse vor: „Aufgrund erster Anhaltspunkte wird in diesem Zusammenhang aber insbesondere auch geprüft, inwieweit ein Zusammenhang zur sogenannten Reichsbürgerszene besteht.“

Die Beamten waren am Freitagnachmittag bei dem in Amtshilfe geleisteten Einsatz mit einer Gerichtsvollzieherin, als der Mann sie mit einer Waffe bedrohte. Die Einsatzkräfte wurden dabei nicht verletzt. Später am Abend waren in der Straße Entschärfer der Polizei im Einsatz. Beamte mit Schutzwesten und Helmen gingen auf ein Grundstück. Die Feuerwehr beleuchtete das Gelände vor einem Haus von einem Fahrzeug aus.

Razzia in der Reichsbürger-Szene

Erst vor wenigen Wochen hatten Ermittler in fünf Bundesländern Liegenschaften der sogenannten Reichsbürger-Szene durchsucht – darunter auch in Schleswig-Holstein. Die Beschuldigten sollen unter anderem „Reichs-Personenausweise“ verkauft haben.

Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Hessische Landeskriminalamt bekannt gaben, stehen die Maßnahmen im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung und Urkundenfälschung gegen acht deutsche Staatsangehörige.

Es wurden den Angaben zufolge insgesamt sieben Wohnungen und eine Gartenlaube in fünf Bundesländern durchsucht. Auch der Hamburger Verfassungsschutz warnt in seinen Jahresberichten kontinuierlich vor dem Gefahrenpotenzial, das von dieser Szene ausgeht.