Während der gemütlichen Rückfahrt genoss er erneut die landschaftliche Schönheit der Insel. „Irgendwann sind wir zum Wasser hinunter gefahren, und ich habe mich etwas umgesehen. Dort draußen, direkt vor den Bäumen, war ein Ort, der einfach fantastisch aussah“, schwärmt Ingels. „Ich hatte das Gefühl, dass ich, wenn ich mir ein Sommerhaus zulegen würde, etwas in dieser Art haben sollte.“ Kurze Zeit später schickte ihm ein Freund eine Verkaufsanzeige für ein Grundstück in Rørvig – und zufälligerweise war es genau der Ort, den er zuvor so bewundert hatte.

Das Sommerhaus mit dem Namen „Fjordglim“ (zu Deutsch: „Blick auf den Fjord“) liegt dort, wo der Isefjord auf die Nordsee trifft, und bringt eine bewegte Vergangenheit mit. „Der Mann, der die Fährverbindung zwischen Hundested und Rørvig ins Leben gerufen hat, hatte drei Söhne, von denen jeder ein Sommerhaus baute – dies ist eines davon“, erklärt Ingels. Das von schwedischen Handwerker:innen erbaute Ferienhaus, das Ingels als „eine Art skandinavischen Hybrid“ bezeichnet, weist eindeutig schwedische Merkmale auf, die mit dänischen Einflüssen verschmolzen sind. Die früheren Eigentümer:innen waren rund 40 Jahre lang in Besitz des Hauses, nachdem sie es von der Fährbetreiber-Familie erworben hatten.

Bjarke Ingels Sommerhaus in Dänemark Renovierung blaue Küche Holzboden

Die Küche ist das einzige moderne Element des Hauses. Hierbei wurde unter anderem ein besonderes Material verbaut, das aus recycelten farbigen Kunststoff-Schneidebrettern besteht. Der Wasserhahn stammt von Toni Copenhagen und Bjarke Ingels Group, die Messing-Arbeitsplatten sind von Gørtler Finn Jakobsen.

Christian Møller AndersenBjarke Ingels Sommerhaus in Dänemark Renovierung Küche in Weiß und Blau

Die Küche wurde in Zusammenarbeit mit Reform und den belgischen Designern Muller Van Severen hergestellt. Die Arbeitsplatte und die Herdabdeckung stammen beide von Gørtler Finn Jacobsen.

Christian Møller Andersen

„Die Vorbesitzer:innen hatten das Haus sehr gut gepflegt“, sagt Ingels. Im Laufe der Jahre sei fast nichts verändert worden: „Ein Großteil der ursprünglichen, handgemalten schwedischen Verzierungen und die meisten Möbel – wie die Esszimmerstühle und der Tisch – waren original und von den Zimmerleuten angefertigt worden. Also bin ich in diese perfekte Fantasiewelt eingezogen.“ Er hatte jedoch eine Bedingung in seinem Kaufangebot: Er wollte auch den kuscheligen Pullover erwerben, den die Tochter der Vorbesitzer:innen gestrickt hatte und auf dem das Sommerhaus abgebildet war. „Es ist ein ikonischer Pullover. Ich erzähle gern, dass es der teuerste Pullover ist, den ich je gekauft habe“, sagt er lachend.

Bjarke Ingels Renovierung der Architekt mit buntem Strickpullover

Auf dem Cover von Vogue Scandinavia Living trägt Bjarke Ingels einen Pullover, auf dem sein Sommerhaus abgebildet ist, gestrickt von der Tochter der ehemaligen Besitzer:innen.

Christian Møller AndersenEin traditioneller Mix aus Dänemark und Schweden

Da es sich um ein historisch bedeutsames Gebäude handelt, durfte das Äußere des Sommerhauses nicht verändert werden. Insbesondere die Fassade ist ein traditioneller Mix aus schwedischen und dänischen Einflüssen; darunter skandinavisches Kiefernholz, getüncht in leuchtendem Falunrot (auch bekannt als Schwedenrot), ein Pigment, das als Nebenprodukt aus den Kupferminen in Falun, Schweden, gewonnen wird und seit dem 17. Jahrhundert traditionell auf schwedische Sommerhäuser aufgetragen wird. Dazu kommt ein schräges Strohdach – ein Markenzeichen ländlicher dänischer Häuser, das Tausende von Jahren zurückreicht. Im Inneren stößt man auf eine Kiefernholzverkleidung und eine Einrichtung, die von schwedischer Tradition geprägt ist. Die charakteristischen satten Falunrot-, Gelb- und Grüntöne finden sich im gesamten Haus wieder und erinnern an die ursprüngliche Farbpalette des Ortes.

Behutsame Renovierung

Obwohl das Gebäude gut erhalten war, gab es einige Änderungen, die Ingels vornehmen wollte – nicht, um den Charakter des Sommerhauses zu verändern, sondern um ihn auf subtile Weise noch besser zur Geltung zu bringen. Nachdem er es 2021 gekauft hatte, verbrachte er einen ganzen Sommer damit, den Ort einfach nur auf sich wirken zu lassen, bevor er mithilfe der Architektin Anne-Charlotte Wiklander (die bei der Bjarke Ingels Group tätig war, bevor sie ihr eigenes Büro gründete) und des Tischlers Beier Davidsen allmählich mit der Renovierung begann. „Es geht wirklich darum, das Haus zu fragen, was es braucht“, sagt er. Bei der Sanierung von Orten wie „Fjordglim“ sei eine gewisse Diskretion erforderlich. „Man wird zum Verwalter des Hauses und seiner Identität. Ich würde sagen, dass meine Umgestaltungen in erster Linie darauf abgezielt haben, Dinge zu korrigieren, die nicht zum Haus passten.“