Am Bondi Beach in Sydney, Australien, ist es am Sonntagnachmittag (Ortszeit) zu einem bewaffneten Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest gekommen. Die Behörden sprechen inzwischen von einem „antisemitischen Terroranschlag“.

Anwohner berichten von bis zu 50 Schüssen, die sich über rund zehn Minuten erstreckten. Auf Videos ist zu sehen, wie Hunderte Menschen den Strand fluchtartig verließen.

Laut australischen Medienberichten war die Polizei mit Spezialkräften im Einsatz. Mindestens zehn Menschen starben, darunter einer der Angreifer, mindestens 16 Menschen sollen verletzt worden sein. Ein weiterer Angreifer befindet sich in Polizeigewahrsam. Das Haus von einem der Angreifer wurde am Abend von Polizisten durchsucht.

Ein Rettungssanitäter am Bondi Beach.

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Menschen und Rettungskräfte versammeln sich am Bondi Beach in Sydney.

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Nach ersten Erkenntnissen war eine jüdische Chanukka-Veranstaltung Ziel des Angriffs. Die Schüsse fielen demnach am nördlichen Ende des Strandes, wo sich auch ein Spielplatz befindet. Auf dem Spielplatz war für 17 Uhr Ortszeit ein jüdisches Fest mit rund 1000 Teilnehmern unter dem Titel „Chanukah by the Sea“ gemeldet. An diesem Sonntag beginnt das achttägige Lichterfest. Die ersten Schüsse sollen gegen 18:50 Uhr Ortszeit gefallen sein.

Was wird an Chanukka gefeiert?

Das jüdische Lichterfest Chanukka beginnt in diesem Jahr mit dem Beginn des Sonnenuntergangs am 14. Dezember und dauert acht Tage. Es soll der Freude darüber Ausdruck verleihen, dass das Licht die Dunkelheit vertreibt. In der Regel wird an dem Fest ausgelassen und fröhlich gefeiert, in Familien, mit Freunden und in den Gemeinden. Historischer Hintergrund sind der Sieg einer Gruppe jüdischer Krieger gegen die syrische Herrschaft im 2. Jahrhundert vor Christus und die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem nach dessen Zerstörung.

Einer jüdischen Überlieferung zufolge durfte der Leuchter im Tempel nicht erlöschen. Doch im Heiligtum wurde nur noch ein Krug geweihtes Öl vorgefunden. Dies ließ den Leuchter der Legende zufolge wundersamerweise acht Tage lang brennen – die benötigte Zeit um neues Öl herzustellen.

Im Gedenken daran entzünden Juden zu Hause und in den Synagogen Lichter. Jeden Abend kommt eine Kerze in einem achtarmigen Leuchter hinzu. In der Mitte befindet sich beim Leuchter das zusätzliche „Dienerlicht“. (epd)

„Schüsse bei einer Chanukka-Veranstaltung“, schrieb die jüdische Organisation Australian Jewish Association auf X. „Wir haben so oft davor gewarnt, dass es so kommen würde.“ Sie postete dazu ein Video, das zwei Männer zeigt, die gezielt auf Menschen schießen.

Julian Leeser, ein jüdischer Parlamentsabgeordneter, bezeichnete den Angriff als „Terroranschlag“ und „schreckliche Tragödie“. „Für die Australier ist dieser Abend zu einem Abend der Trauer und des Schocks geworden. Unsere jüdische Gemeinde, die für ihren Mut und ihre Gelassenheit bekannt ist, ist heute Abend erschüttert.“

Ein Reporter des TV-Senders „ABC“ interviewte einen Augenzeugen, der erklärte, er habe zwei schwarz gekleidete Schützen gesehen, die auf einer kleinen Fußgängerbrücke in der Nähe des Parkplatzes des Spielplatzes standen. Er beschreibt, wie die Schützen die Menschen, die sich für die Veranstaltung im Park versammelt hatten, „niedergemäht“ hätten.

Einer der Schützen schoss offenbar, gleich nachdem er sein Fahrzeug verlassen hatte.

Videos zeigen tödlichen Angriff in Sydney „Das ist wahres Heldentum“ – Passant überwältigte einen der Schützen am Bondi Beach

Vor Ort waren zwischenzeitlich rund 25 Krankenwagen und Rettungshubschrauber im Einsatz. Reporter vor Ort berichten, dass Polizisten mit Tränen in den Augen Schaulustige vom Strand fernhielten. Auf Videos vom Strand war zu sehen, wie Zivilisten bei der Evakuierung von Verletzten und Toten halfen.

Rettungskräfte transportieren eine Person auf einer Trage.

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Der geschwungene, halbmondförmige Bondi Beach in Sydney ist mit weißem Sandstrand einer von Australiens berühmtesten Stränden.

Eine Frau hält ihr Kind in den Armen.

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Der australische Premierminister Anthony Albanese nannte die Szenen am Bondi Beach „schockierend und erschütternd“. „Polizei und Rettungskräfte sind vor Ort im Einsatz, um Leben zu retten. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen“, erklärte er weiter.

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme von Rettungskräften und Opfern nach dem Zwischenfall am Bondi Beach in Sydney.

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Der israelische Außenminister Gideon Saar reagierte mit scharfer Kritik an der australischen Regierung auf die tödlichen Schüsse. „Ich bin entsetzt über den mörderischen Schussangriff bei einer Chanukka-Veranstaltung in Sydney, Australien“, schrieb Saar in einem Post auf der Plattform X. 

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem „grausamer Angriff auf Juden“. „Wir wiederholen unsere Warnungen immer wieder gegenüber der australischen Regierung, um Maßnahmen einzufordern und gegen die enorme Welle des Antisemitismus zu kämpfen, die die australische Gesellschaft heimsucht.“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat bestürzt auf die Nachrichten vom Angriff in Australien mit vielen Toten reagiert. Die Berichte hätten viele Menschen erschüttert, auch wenn die Hintergründe noch unklar seien, schrieb der Zentralrat auf der Plattform X. „In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei den Betroffenen, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer“, hieß es. Der Zentralrat versah den Post mit einer Kerze in schwarz-weiß und dem Schriftzug „We stand with Sydney“. 

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