Gladbachs U19-Trainer Oliver Kirch fiel es unmittelbar nach dem Abpfiff am Sonntag spürbar schwer, den Auftritt seiner Mannschaft rein sportlich einzuordnen. „Wir haben in der ersten Halbzeit Jugendfußball auf richtig hohem Niveau gesehen, das hat Spaß gemacht“, sagte Kirch nach der 3:4-Niederlage im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den VfB Stuttgart.
Zur Pause hatten die Borussen die frühe Stuttgarter Führung in ein 2:1 gedreht, Len Wörsdörfer und Niko Horvat vollendeten als Torschützen zwei sehenswerte Angriffe. „Nach dem Seitenwechsel haben wir Stuttgart wieder rankommen lassen, das 2:2 war verdient“, sagte Kirch. Danach brach vor den Augen von Sportchef Rouven Schröder eine wilde Schlussphase an. „Dass das Spiel hinten raus so ausgeht, hat nichts mehr mit uns zu tun“, kommentierte Kirch.
Schiedsrichter Felix Tiemann stand auf dem Fohlenplatz am Borussia-Park mehrmals im Mittelpunkt. Erst flog Gladbachs Innenverteidiger Elias Vali Fard mit Gelb-Rot vom Platz, dann sah Joseph Bellahsen die Rote Karte. In der ersten Szene fehlte Tiemann das Fingerspitzengefühl: Vali Fard und sein Gegenspieler klatschten sich nach einer Diskussion fair ab, für eine weitere harmlose Geste in Richtung des Stuttgarters gab es die Ampelkarte.
Drei Minuten später sah Bellahsen nach einer Grätsche vom hinten Rot – eine Aktion, bei der Gladbachs Verteidiger, das ist im Video zu sehen, Stuttgarts Kapitän Stuttgarts Kapitän Yanik Spalt zwar trifft, aber nicht böse foult. „Er spielt ganz klar den Ball. Mehr kann ich nicht verlangen“, sagte Kirch. Der Schiedsrichter wertete das Einsteigen fälschlicherweise als brutal.
Bereits im ersten Durchgang hatte er angefangen, für Kleinigkeiten Gelbe Karten zu verteilen – so standen in einer eigentlich fair geführten Partie am Ende ohne echte Not zehn Gelbe Karten, eine Gelb-Rote und eine Rote Karte.
Kirch nach bitterem Pokal-Aus: „Das tut mir leid für die Jungs“
Gladbach war beim Stand von 2:2 nur noch zu neunt. In doppelter Unterzahl sorgte Karl Kempf per Fernschuss in der 79. Minute für das 2:3. Auf der Gegenseite antwortete Niklas Swider mit einem perfekt getretenen Freistoß in den Winkel mit dem 3:3. VfB-Kapitän Spalt erzielte nach einer Ecke wenige Minuten vor dem Ende den 3:4-Endstand.
„Wir haben noch nie in der Konstellation zusammengespielt, das wird auch nicht mehr passieren. Deshalb tut es mir leid für die Jungs, die in doppelter Unterzahl noch den Ausgleich machen. Das ist bitter und enttäuschend“, sagte Kirch.
Zum zweiten Mal in dieser Saison konnte er Fritz Fleck aufbieten, der am Samstag erstmals zum Bundesligakader gehört hatte. Niklas Swider und Tyler Meiser, die wie Fleck hauptsächlich in der U23 aktiv sind, brachten ihre Qualitäten und ihre Erfahrung mit ein, für Fleck war nach einer guten Leistung und der sehenswerten Vorarbeit zum 1:1 planmäßig zur Pause Schluss.
Oliver Kirch rückt im neuen Jahr zur U23 auf
Beinahe hätte sich Fleck noch mit einem Tor verabschiedet, kurz vor der Pause landete ein starker Schuss von ihm an der Latte. Iaia Manco Danfa und Wörsdörfer hatten ebenfalls die Gelegenheit, den Vorsprung vor der Pause zu erhöhen. „Wir hatten drei oder vier Chancen, die wir machen müssen. Dann hätten wir das Spiel zur Halbzeit mehr in unsere Richtung ziehen können“, sagte Kirch und nannte damit den einzigen Vorwurf, den er seiner Mannschaft machen konnte.
Für den 43-Jährigen und die U19 war das Pokalspiel am Sonntag der letzte gemeinsame Arbeitstag. Nach einem Pizzaessen ging es für den Trainer und das Team in die Weihnachtspause. Im neuen Jahr wird Kirch dann nach Informationen unserer Redaktion mit der U23 die Vorbereitung aufnehmen – und damit offiziell die Nachfolge von Eugen Polanski antreten, der zum Cheftrainer befördert wurde.
Borussia Trippel – Bellahsen, Vali Fard, Meiser, Beyersdorf (86. Güner) – Swider – Uwakhonye (70. Muradian), Fleck (46. Koukkumäki), Horvat (64. Top Rasmussen), Wörsdörfer (70. Krasniqi) – Danfa Tore 0:1 Trippel (11./ET), 1:1 Wörsdörfer (20.), 2:1 Horvat (29.), 2:2 Tsigkas (59.), 2:3 Kempf (79.), 3:3 Swider (83.), 3:4 (86.) Spalt Gelb-Rote Karte Vali Fard (63.) Rote Karte Bellahsen (66.).