13.12.2025 13:33

(Akt. 13.12.2025 13:33)

Darmbeatmung beim Menschen: Studie zeigt erste Ergebnisse

Darmbeatmung beim Menschen: Studie zeigt erste Ergebnisse
©CANVA

Ein japanisch-amerikanisches Forschungsteam hat erstmals eine alternative Form der Beatmung am Menschen getestet: über den Darm. Die Ergebnisse könnten langfristig neue Optionen in der Intensivmedizin eröffnen.

Sauerstoff durch den After: Kuriose Idee mit medizinischem Potenzial

Ausgelöst durch die Engpässe an Beatmungsgeräten in der Corona-Pandemie suchte der japanische Gastroenterologe Takanori Takebe nach alternativen Wegen der Sauerstoffversorgung. Inspiriert von Fischen wie dem Schlammpeitzger, die Sauerstoff über den Darm aufnehmen, entwickelte sein Team eine rektal verabreichbare Sauerstofftherapie auf Basis der Flüssigkeit Perfluorodecalin.

Tierische Vorbilder – menschliche Tests

In Tierversuchen mit Schweinen und Mäusen zeigte sich, dass Perfluorodecalin die Sauerstoffsättigung im Blut steigern kann. Nun wurde die Methode in einer ersten Phase am Menschen getestet. 27 gesunde Männer erhielten dabei unterschiedliche Dosen der Flüssigkeit rektal verabreicht und hielten diese eine Stunde lang im Körper.

Laut Studienergebnissen wurden Dosen bis zu einem Liter gut vertragen. Erst ab 1,5 Litern traten bei mehreren Probanden Bauchschmerzen auf. Eine signifikante Sauerstoffaufnahme wie bei den Tieren ließ sich bisher nicht nachweisen, dennoch gilt das Sicherheitsprofil als ermutigend.

Zwischen Forschung und Kuriosität

Die Studie wurde im Fachjournal „Med“ veröffentlicht. Bereits zuvor war Takebes Arbeit mit dem sogenannten Ig-Nobelpreis gewürdigt worden – eine Auszeichnung für Forschung, „die erst zum Lachen und dann zum Denken anregt“. Bei der Preisverleihung trug Takebe einen Hut in Fischform und dankte „für den Glauben an das Potenzial des Darms“.

Medizinisches Nischenpotenzial

Laut Fachleuten könnte die Methode insbesondere in Notsituationen hilfreich sein, etwa bei Operationen oder Beatmungsproblemen. Während manche Lungenärzte skeptisch bleiben, sieht das Forschungsteam die Methode als mögliche Ergänzung zur klassischen Beatmung.

Ob die sogenannte enterale Beatmung jemals regulär im Klinikalltag eingesetzt wird, hängt von weiteren Studien ab. Eine nächste Forschungsphase mit tatsächlichen Patienten und sauerstoffangereichertem Fluid ist in Planung.