
Erst gefühlvoll, dann mit Urgewalt: Jamie Leweling war der entscheidende Mann, als der VfB Stuttgart beim 4:0 (2:0) bei Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga in die Erfolgsspur zurückgekehrt ist. Der 24-Jährige bereitete erst für Bilal El Khannouss (40. Minute) vor und sorgte dann mit einem Traumtor (44.) für den Höhepunkt des Abends. Der Endstand ging auf die Konten von Deniz Undav (79.) und Chris Führich (90.+7).
Bevor der DFB-Nationalspieler seine Glanzmomente hatte, hatte der VfB bereits die Partie dominiert, doch Chancen auf den ersten Treffer ließen vor allem die Bremer aus. Justin Njinmah schloss einen Konter mit einem Flachschuss Richtung langes Eck ab, der Ball ging aber knapp vorbei (3.). Kurz danach rettete Stuttgart-Keeper Alexander Nübel sogar zweimal innerhalb weniger Sekunden gegen Njinmah (9.), ihm war zu verdanken, dass die Partie zunächst torlos blieb.
Nach Undavs Abseitstor hat Leweling seinen großen Auftritt
Das änderte sich für wenige Momente in der 23. Minute, als Angelo Stiller nach einem Fehler im Werder-Aufbau schnell schaltete und einen Traumpass auf Undav spielte, der mit einem Chip über Mio Backhaus traf – allerdings stand der Stürmer vor seinem Abschluss wenige Zentimeter mit der Schulter im Abseits (23.). Bei seiner zweiten Chance war Undav zwar richtig positioniert, der Schuss passte jedoch nicht und er traf nur das Außennetz (36.).
Deniz Undav steht in der 23. Minute hauchzart im Abseits.
Kurz danach gab es dann die fantastischen Minuten von Leweling. Erst verwandelte El Khannouss eine butterweiche Flanke des Stuttgarter Linksaußen per Kopf zum 1:0 (40.), dann ließ er es beim zweiten Treffer so richtig krachen.
Laut Liga-Angaben versuchte es Leweling aus genau 32,02 Metern mit einem Geschoss, das mit 121,64 Stundenkilometer ins Tor flatterte – Backhaus hatte so nicht den Hauch einer Chance (44.). Es war nicht nur ein außergewöhnlich schöner Treffer, sondern auch Lewelings erster in der Bundesliga nach über neun Monaten.
„Ich bin froh, mal wieder ein Tor zu schießen und zwei vorzubereiten in so einem wichtigen Spiel“, sagte Leweling, der auch das spätere 3:0 auflegte, im Sportschau-Interview. „Seit ein paar Wochen übe ich diese Schüsse und im Abschlusstraining habe ich davon noch 20 rausgehauen – schön, dass es jetzt so geklappt hat. Der kann aber natürlich auch übers Stadion gehen.“
Platzverweis für Coulibaly beendet Werders Hoffnungen
Lediglich vier Punkte hatten die Stuttgarter aus den vorigen fünf Ligaspielen geholt, nun legte Leweling den Grundstein, um diese Misere zu beenden. Mit einem Sieg würde sich der VfB zurück in die Top 6 siegen, das Gesamtbild der Saison wieder zu einem durchweg positiven machen. Denn im DFB-Pokal gehört das Team von Trainer Sebastian Hoeneß zu den acht Viertelfinalisten und in der Europa League ist als Neunter noch das direkte Weiterkommen drin.
Dass es auch in der Bundesliga wieder besser wird, wurde in der 59. Minute fast schon sicher. Backhaus verhinderte gegen Josha Vagnoman zwar das 3:0, allerdings hatte zuvor Karim Coulibaly den Knöchel von Atakan Karazor getroffen, der Werder-Verteiger bekam nachträglich Gelb-Rot. Spätestens mit dieser Aktion war der Partie der Stecker gezogen, Bremen war das Bemühen zwar nicht abzusprechen, aber in Unterzahl war nicht mehr viel möglich.
Undav mit dem Schlusspunkt für Stuttgarts Vielspieler
Stuttgart nutzte die komfortable Situation, um nach den kräftezehrenden Englischen Wochen Kräfte zu sparen für das letzte Spiel vor der Winterpause am Samstag gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) – es reichte trotzdem noch für das 3:0 durch Undav (79.) und das 4:0 durch Führich (90.+7). Seit dem Supercup gegen den FC Bayern München (1:2) am 16. August wird es das 25. Pflichtspiel sein, das Hoeneß-Team dürfte dem Break also trotz des Sieges durchaus vorfreudig entgegenschauen.
Das könnte auch für Werder gelten, das nun nur einen Zähler aus den vergangenen vier Partien geholt hat und in der Tabelle auf Platz zwölf abgerutscht ist, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze ist auf fünf Punkte geschrumpft. Eine Gelegenheit hat die Mannschaft von Trainer Horst Steffen aber noch, um die Talfahrt vor dem neuen Jahr zu beenden, am Samstag spielt Bremen beim FC Augsburg (15.30 Uhr).
