Der Kreistag des Landkreises Ravensburg hat in seiner jüngsten Sitzung eine Aktualisierung der Abfallwirtschaftssatzung beschlossen. Sprich: Neue Gebühren für die Müllentsorgung. Für die Jahre 2026 und 2027 bedeutet das spürbare Gebührenerhöhungen für die Bürger. Auch das Ende eines grenzüberschreitenden Müllexports sorgt für höhere Kosten.
Ich bin froh, dass dieser unsägliche Biomüll-Tourismus endlich vorbei ist.
Rudolf Bindig (SPD)
Zunächst die gute Nachricht: Mit der Entsorgung dürfen die Kreise kein Geld verdienen. Wenn ein Überschuss erwirtschaftet wird, muss der bei der nächsten Gebührenanpassung wieder ausgeglichen werden. Und in den Jahren 2022 und2023 gab es einen solchen Überschuss 2,46 Millionen Euro. Der reicht aber nicht aus, um die Gebühren stabil zu halten. Zu sehr steigen die Kosten, so die Kreiskämmerei.
Alles wird teurer
Am stärksten betroffen ist die Jahresgebühr für Restabfallbehälter, die für alle Größen zwischen 40 und 240 Litern zwischen 3,00 und 3,50 Euro pro Jahr ansteigt. Eine 80-Liter-Tonne kostet künftig 75,20 Euro statt bisher 71,80 Euro.
Auch die Biotonnen werden teurer: Der wird künftig im Kreis Ravensburg und nicht mehr im Nachbarland Vorarlberg verwertet. Die neue Firma aus Amtzell hat zwar das günstigste Angebot abgegeben, ist aber dennoch teurer als der bisherige Vertrag des österreichischen Abfallunternehmens. So erhöhen sich die Gebühren je nach Tonnengröße um 1,60 bis 9,50 Euro pro Jahr. Besonders Nutzer einer 240-Liter-Biotonne müssen mit kräftigen Aufschlägen rechnen.
Unsere Bürger haben über Jahre davon profitiert, dass die Vorarlberger unseren Biomüll günstig abgenommen haben.
Daniel Gallasch (FDP)
Damit endet der „Biomüll-Tourismus“, den der Landkreis über Jahre betrieben hatte. Mit dem Schlagwort ist gemeint, dass der Ravensburger Biomüll bis zuletzt ins österreichische Vorarlberg gekarrt wurde – und umgekehrt schickten die Vorarlberger ihren Biomüll in eine Biogasanlage im Kreis Ravensburg. Für dieses grenzüberschreitende Kuriosum interessierte sich vor einigen Jahren auch die ARD-Satiresendung „Extra-3“ und erklärte die Ravensburger Müllwirtschaft zum „realen Irrsinn“.
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„Ich bin froh, dass dieser unsägliche Biomüll-Tourismus endlich vorbei ist“, sagte in der Kreistagssitzung SPD-Fraktionschef Rudolf Bindig. Und bekam eine scharfe Gegenrede vom FDP-Sprecher Daniel Gallasch. „Schluss mit diesem Populismus über den Transport nach Vorarlberg“, sagte er.
„Das ist gar nicht so weit weg, wie viele immer tun. In anderen Regionen Deutschlands wird der Biomüll hunderte Kilometer weiter wegtransportiert.“ Außerdem sei die Vergabe damals wie heute an den günstigsten Anbieter gegangen. „Unsere Bürger haben über Jahre davon profitiert, dass die Vorarlberger unseren Biomüll günstig abgenommen haben.“
Leichte Abmilderung
Aber zurück zu den Gebühren: Kleine Entlastungen gibt es bei den Leerungsgebühren für Restmüll. Diese sinken bei allen Tonnengrößen, da die Verwaltungskosten nun anders verteilt werden. Für eine 80-Liter-Tonne reduziert sich der Preis pro Leerung von 3,68 auf 3,23 Euro. Für Haushalte mit wenigen Leerungen könnte das eine leichte Abmilderung der steigenden Grundgebühr bedeuten, insgesamt bleibt die Abfallentsorgung aber teurer als bisher.
Eine weitere Änderung betrifft die 1.100-Liter-Behälter, die vor allem in größeren Wohnanlagen genutzt werden. Für die wöchentliche Leerung dieser Großbehälter wird die Kostenstruktur neu geregelt. Der Landkreis argumentiert, dass die zusätzlichen Kosten für die Sondertour unabhängig davon anfallen, ob ein Behälter tatsächlich bereitgestellt wird. Deshalb wird der Mehrpreis künftig über die Jahresgebühr und nicht mehr über die einzelne Leerung abgerechnet. Laut Vergleichsrechnung kann die wöchentliche Leerung dadurch sogar günstiger sein als zwei 1.100-Liter-Behälter im Zwei-Wochen-Rhythmus.