Berlin/Washington. Sachsen-Anhalt betreibt keine Außenpolitik. Das Bundesland zwischen Elbe und Harz hat noch nicht einmal eine Außengrenze. Dennoch flogen allein sechs AfD-Landtagsabgeordnete auf Staatskosten nach New York, um als „VIP-Gäste“ an der Gala einer der radikalsten Jugendorganisationen der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) teilzunehmen.

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Ulrich Siegmund, Sachsen-Anhalts AfD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2026, nannte die Kosten „überschaubar, vor allem, wenn man sich den Mehrwert dahinter anschaut, langfristig für unser Land“. Das zeugt von zweierlei: einem dreisten Umgang mit öffentlichem Geld und einem übersteigerten Selbstbewusstsein, angefacht durch das Umfragehoch für die AfD und den Zuspruch, den die Partei aus dem Trump-Lager bekommt.

Weidel hofft auf eine Einladung ins Weiße Haus

Parteichefin Alice Weidel belächelt den Massentourismus von Provinzpolitikern und Hinterbänklern ihrer Partei ins Trump-Land – sie selbst hofft auf eine Einladung von Vizepräsident J.D. Vance ins Weiße Haus. Es wäre die finale Provokation von MAGA gegenüber der Bundesregierung, an jedem Protokoll vorbei.

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Gegen Trumps Demontage der Institutionen: Demonstranten vor dem Kapitol in Washington.

Dass es dazu kommen könnte, ist nach dem Wochenende wahrscheinlicher geworden. Denn auch wenn die Reisegruppe Sachsen-Anhalt eher eine Provinzposse darstellt: Trumps Regierungsapparat gibt seine Vorsicht gegenüber der AfD immer stärker auf.

AfD-Außenpolitiker Markus Frohnmaier traf immerhin eine einflussreiche Abgeordnete und zwei Unterstaatssekretäre, er konnte sich auf der Bühne der New Yorker Gala präsentieren und stand an dem Abend im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit auch deutscher Medien. Die AfD passt perfekt als Vehikel der neuen US-Sicherheitsstrategie, die vorsieht, die Institutionen der EU zu schwächen und deren Gegner zu fördern.

Die AfD passt perfekt als Vehikel der neuen US-Sicherheitsstrategie, die vorsieht, die Institutionen der EU zu schwächen.

Putin und Trump – beides geht

Da können die AfD-Reisenden noch so oft davon reden, dass sie im Ausland „deutsche Interessen vertreten” würden. Sie machen sich einzig zu willigen Vollstreckern der neuen MAGA-Doktrin.

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Galt die AfD nicht gerade noch als von Russlands Machthaber Wladimir Putin gesteuert? Gibt es nicht Krach zwischen Weidel und ihrem Co-Chef Tino Chrupalla, ob man sich eher an Trump oder an Moskau anlehnen wolle?

Beides geht, denn die Partei orientiert sich an der Achse der Autokraten. In den sozialen Netzwerken kann man die augenfälligsten Ergebnisse davon sehen: Die Kongressabgeordnete Anna Paulina Luna zeigte sich nicht nur an der Seite mehrerer AfD-Reisender, sie empfing auch den russischen Botschafter in Washington.

Das alles löst in Deutschland Unruhe und Empörung gleichermaßen aus. Zu Recht. Unruhe, weil die deutsche Rechtspartei es anscheinend geschafft hat, bei Trumps Leuten vom Paria zum präferierten Partner zu werden. Empörung, weil sie eben keine deutschen Interessen vertritt, sondern sich zum Werkzeug machen lässt.