Begonnen hat es mit einem Projekt an der Uni. Die Aufgabe: „Mindful Marketing“. Sarah Gökeler, Sophie Brahner und Liv Bode, die alle drei an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart studieren, dachten nach, recherchierten – und kamen auf eine Idee, die es während der Corona-Pandemie schon einmal gab: Handgeschriebene Postkarten werden in der Weihnachtszeit in Altersheimen verteilt – eine kleine Freude für Seniorinnen und Senioren in einer Zeit, in der die Einsamkeit vielleicht besonders nagt. Die Studentinnen schrieben die Macherinnen an und holten sich die Erlaubnis, den Social Seniors Club wiederzubeleben.
Social Seniors Club zu Weihnachten: Das ist die Idee
„Allein sein war gestern“ ist das Motto der Aktion. Die drei Studentinnen sammeln bis kurz vor Weihnachten handgeschriebene Postkarten von Menschen aus Stuttgart und der Umgebung, um sie zur Winterzeit an Menschen in Altersheimen oder anderen sozialen Einrichtungen zu übergeben. Ob ein paar freundliche Worte, ein Gedicht oder eine hübsche Zeichnung – erlaubt ist, was Freude bereitet. „Weihnachten ist für manche Menschen eine Zeit, in der sie ihre Einsamkeit besonders spüren“, sagt Liv Bode (26). „Da ist eine freundliche Geste besonders wichtig – und sei sie auch ganz klein.“
Gegen Einsamkeit an Weihnachten: So funktioniert’s
Die drei jungen Frauen wollen es den Kartenschreibern so einfach wie möglich machen. Deshalb liegen in sechs Stuttgarter Cafés und an der HdM Postkarten aus, auf die man ein paar freundliche Zeilen schreiben kann. Anschließend kann man seine Karte oder Karten auch direkt in eine Sammelbox werfen, die von den Dreien regelmäßig geleert werden. Die roten Postkarten mit dem Aufdruck „Die Welt ist ein besserer Ort, weil es dich gibt“ hat die HdM finanziert. 1000 Exemplare haben Gökeler, Brahner und Bode auch bei Privathaushalten in ganz Stuttgart in den Briefkasten geworfen: „Wir hoffen, dass da etwas zurückkommt“, sagt Sarah Gökeler (26).
Die zweite Möglichkeit, bei der Aktion mitzumachen: Man nutzt eine eigene Postkarte und schickt sie frankiert per Post an das Postfach des Social Seniors Club. Die Adresse lautet: Postfach 700322, 70573 Stuttgart. „Beides ist möglich“, erklärt Sophie Brahner (24).
Diese Cafés machen mit
Postkarten und Sammelboxen gibt es seit dem 3. Dezember in sechs Stuttgarter Cafés:
- Wyld, Rosenbergplatz 1, Stuttgart-West
- Crave, Fürstenstraße 5, Stuttgart-Mitte
- Siebenundsechzig, Senefelderstraße 67, Stuttgart-West
- Raupe Immersatt, Johannesstraße 97, Stuttgart-West
- Mokuska, Johannesstraße 34, Stuttgart-West
- Südlager, Möhringer Straße 44B, Stuttgart-Süd
Außerdem haben die Studentinnen auch an der HdM zwei Sammelboxen aufgestellt. In der Raupe Immersatt sei die Box leider gestohlen worden, erzählt Sarah Gökeler: „Das ist total traurig, wir verstehen gar nicht, warum. Hoffentlich waren noch nicht so viele Postkarten drin.“ Die Box haben sie ersetzt.
Aktion gegen Einsamkeit: Hier geht’s hin
Die Postkarten werden die drei jungen Frauen ab dem 17. Dezember in sechs Stuttgarter Altersheimen und sozialen Einrichtungen verteilen – zusammen mit einer kleinen Schokolade von ihrem Sponsor Ritter Sport. Darunter ist das Pflegezentrum Paulinenpark, das Haus am Feuerbach oder das Fritz-Schaaf-Haus, ein Männerwohnheim der Heilsarmee im Stuttgarter Westen. Vorab sortieren die drei die Postkarten vor, Karten mit negativen oder unpassenden Botschaften kommen weg. Wichtig ist, dass für jede Einrichtung auch genau so viele Postkarten da sind, wie es Bewohnerinnen und Bewohner gibt. „Niemand darf leer ausgehen“, betont Sophie Brahner.
Deshalb hoffen die drei, dass so viele Menschen wie möglich mitmachen, sagt Liv Bode: „Macht einen Moment der Achtsamkeit daraus und überlegt euch, was Ihr euren Mitmenschen Gutes mitgeben möchtet.“ Sarah Gökeler hat eine befreundete Lehrerin rekrutiert: „Von ihren Sechstklässlern haben wir 70 Postkarten zurückbekommen.“
Nach Weihnachten geht’s weiter
Wer es im Adventsstress nicht schafft, eine Karte zu schreiben, hat auch nach Weihnachten noch die Gelegenheit dazu. „Einsam ist man ja nicht nur an Weihnachten“, sagt Sophie Braner, „da spüren die Menschen es vielleicht nur stärker“. Aber die Postkartenaktion soll auch im neuen Jahr weitergehen – zum Beispiel auch für die Gäste der Vesperkirche, die im Januar startet. Die Idealvorstellung der Initiatorinnen wäre, dass die Kartenschreiber ihre Adresse notieren und so sogar eine Brieffreundschaft entsteht: „Das wäre natürlich das Best-Case-Szenario, aber kein Muss“, sagt Liv Bode. „Auch eine vermeintlich kleine Geste kann viel bewirken.“