Das neue Arbeitsprogramm des Forschungsförderprogramms Horizon Europe für die Jahre 2026 bis 2027 ist öffentlich. Das Bündel an Förderaufrufen soll schlanker daherkommen, effizienter und zugänglicher sein und größere Wirkung entwickeln. So heißt es zumindest in der Einleitung des am 11. Dezember veröffentlichten Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission. Da die Themenbeschreibungen kürzer und allgemeiner gehalten worden seien, sei es im Vergleich zum Arbeitsprogramm 2023-2024 um ein Drittel kürzer. Bewerberinnen und Bewerber hätten zudem mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
Das Arbeitsprogramm ist laut Science Business, die zuerst berichtet haben, das Ergebnis monatelanger Diskussionen. Erstmalig sei die Entwurfsphase dabei transparent nachverfolgbar gewesen, da die EU-Kommission Vorabversionen online veröffentlicht hat.
Weniger Bürokratie für Antragstellende sowie Geförderte
Laut dem Arbeitsprogramm wird die EU-Kommission in den kommenden beiden Jahren über 14 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Die Hälfte des Budgets für Ausschreibungen soll dabei pauschal angeboten werden, so dass Projekte einen fixen Betrag enthalten und Einzelausgaben nicht separat abrechnen müssen. Damit will die EU-Kommission den bürokratischen Aufwand für die Geförderten abbauen.
Diesem Zweck sollen auch zweistufige Antragsverfahren dienen, deren Zahl erhöht wurde. Bei 41 der geplanten Ausschreibungen sollen Interessierte zunächst einen Kurzvorschlag einreichen und erst nach einer Vorauswahl zu einem Vollantrag aufgefordert werden. So soll die Zeit zwischen der Bewerbung und der Gewährung von Fördermitteln reduziert werden.
Die Förderaufrufe der zweiten Säule „Globale Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas“, die das Herzstück von Horizon Europe bilden, seien zudem offener gestaltet. Die Anzahl der Themen sei um ein gutes Drittel geringer. So sollen die vorhandenen Ressourcen auf weniger aber dafür größere Themen verteilt werden, die eine stärkere Wirkung entfalten.
Neue horizontale Ausschreibungen
Als zentrale Neuerung stellt die EU-Kommission sogenannte horizontale Ausschreibungen heraus. Diese Ausschreibungen verbinden verschiedene Teile von Horizon Europe, um strategische Schlüsselfelder zu stärken. Als Beispiel wird die Ausschreibung „AI in Science“ genannt, die vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (KI) fördern soll, die wichtige gesellschaftliche und industrielle Herausforderungen angeht.
„AI in Science“ gehört zum Pilotprogramm „Resource for AI Science in Europe“ (RAISE) und ist mit 90 Millionen Euro ausgestattet. Zusätzlich zu der horizontalen Ausschreibung werden weitere 775 Millionen Euro durch den Rest des Arbeitsprogramms in KI investiert, so heißt es im Programm.
Choose Europe for Science mit weiteren Geldern ausgestattet
Außerdem kündigt das Arbeitsprogramm weitere Gelder für die Choose Europe for Science-Initiative in 2026 und 2027 an. Die 2025 gestartete Initiative soll den Wissenschaftsstandort Europa attraktiver machen und Forschenden stabile Förderbedingungen bieten.
Im Mai 2025 hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt, sie mit 500 Millionen Euro auszustatten. Nun sollen durch das Arbeitsprogramm weitere Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehört beispielsweise die Investition von 50 Millionen Euro in die Stärkung von Europas Forschungsinfrastrukturen.
Das Arbeitsprogramm verfolgt, so heißt es im Text, inmitten von geopolitischen Unsicherheiten das Ziel, strategische Abhängigkeiten zu verringern und die Resilienz Europas zu stärken. Es investiere in kritische Technologien – wie Energie- und Quantentechnologien -, um Europas strategische Autonomie zu stärken und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum und sozialen Zusammenhalt zu fördern.
Auch Fortschritte bei FP10-Verhandlungen
Neben diesen Vorhaben für 2026/2026 gibt es auch Entwicklungen bei den Plänen für FP10, das nächste Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Am 9. Dezember hat der Ministerrat der EU unter der dänischen Ratspräsidentschaft einen Fortschrittsbericht veröffentlicht.
Laut einem Bericht von Science Business vom 11. Dezember haben die Regierungen der Mitgliedsländer zwar Fortschritte bei der Ausgestaltung des nächsten EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation gemacht, aber es bleibe noch weiterer Klärungsbedarf beim Verhältnis von FP10 zum Europäischen Wettbewerbsfonds (European Competitiveness Fund, ECF), der allgemeinen Prioritätensetzung und der Verteidigungsfinanzierung.