Der Komiker Harald Schmidt ließ einst Li und Wang, zwei Kellner aus dem China-Restaurant nebenan, die Weisheiten des Konfuzius in einem einzigen Wort verkünden. Einmal klang das so: „Konfuzius sagt: Hossa!“ Nichts anderes hätte der Philosoph über die Premiere von Toni und Max Uthoffs Programm „Einer zuviel“ im Münchner Theater Leo17 gesagt. Erstaunlich und erfreulich, wie furios zwei Stunden Bühnenunterhaltung sein können. Ein Samstagabend voller Pep, Witz, Relevanz. Die Spielfreude ist fast mit Händen zu greifen. Mal steht einer oder eine vorn, mal geben sie als Affen-Duo Trump und Vance, mal sprechen sie miteinander, dann wieder zu den 500 Zuschauern, Rede und Gegenrede, wie beim Fechten: Parade, Riposte. Ein Fest.

Dabei ist die Versuchsanordnung 57-jähriger Vater/17-jährige Tochter als Duo auf der Bühne gelinde gesagt herausfordernd. Das kann nur schiefgehen oder peinlich werden? Falsch! Klar, die beiden haben einige Vorpremieren absolviert, die Tochter hat sich am International Munich ArtLab ausbilden lassen, aber für eine Premiere sitzt alles bis auf einen einzigen Versprecher.

Und was sie nicht alles aufs Tapet bringen. Natürlich die Generationenfrage: „Warum dürfen Menschen über meine Zukunft entscheiden, die selbst keine mehr haben?“ Selbstredend muss es um Klimawandel, KI und den Social-Media-Horror gehen, aber auch um toxische Maskulinität, um Dating und Pornos. Tabus? Nö.

Die Tochter spricht über ihre Depressionsdiagnose mit zwölf, entlarvt den so gerne zynischen Papa als Romantiker – und bekennt, warum sie sich mit dem alten weißen Mann auf die Bühne stellt: „Damit mir die Leute mal zwei Stunden lang zuhören.“ Da dürfen sich die Silberrücken mal an die eigene Nase fassen, wie oft und gut sie das zu Hause hinkriegen.

Der Abend endet mit einem Hoffnungsschimmer: der Erkenntnis, dass Diskussion ja doch was bringt. „Einer zuviel“ heißt das Programm übrigens wegen des letzten, entbehrlichen Dad-Jokes, nicht wegen der Zahl der Bühnenkünstler. Die ist goldrichtig. Wobei sich das auf Sicht ändern könnte: Toni hat noch eine jüngere Schwester.