„We celebrate“, treffender in eigener Sachen konnte dieses Ausnahmeorchester seinen Auftritt nicht bezeichnen. Das „Concerto Köln“ musizierte nicht bloß, es feierte voller Hingabe die barocke Avantgarde von einst.
Die Zuhörer des Zeughauskonzertes wurden auf eine an Überraschungen reiche Reise in die Vergangenheit eingeladen. Mochte der Hinweis der vom Kulturamt der Stadt Neuss beauftragten moderierenden Heike Henoch noch so einleuchtend sein, dass an diesem Abend die unmittelbaren Vorläufer der Klassik zahlreich zu besichtigen waren – die freudige Überraschung war riesengroß.
Es konnte an der für große Musikkunst offenen Stimmung liegen, und das gerade am dritten Advent. Jedenfalls spielte das Concerto seine Klasse voll aus. Auch konnten die mit sicherer Hand gewählten Stücke eine große Rolle gespielt haben. Und nicht zuletzt reizte die Lockung mit einer Hommage an den großen Alessandro Scarlatti. Italien ist und bleibt die Wiege der klassischen europäischen Musik, daran kam bei den gebotenen barocken Denk- und Hörwürdigkeiten nicht der geringste Zweifel auf.
Man ließ sich gern auf diese beinahe festliche Spurensuche ein. Eingeleitet vom Johann Adolph Hasse notierte man eingangs erstaunt die furiose Tonsetzung dieses „göttlichen Sachsen“ als Schüler Alessandro Scarlattis, vollzog den Sprung zu Georg Friedrich Händel als einen der ganz Großen, der letztendlich seine Sinekure in England fand.
Das Sichwundern über den Scarlatti-Sohn Domenico mit seiner geerbten Virtuosität erreichte einen hohen Pegel. Charles Avison hatte seinen großen Auftritt als intensiver Bewunderer der italienischen Tradition. Und sogar eine Komponistin von hohen Graden war im Spiel: die geheimnisvolle Mrs. Philharmonica. Nicht genug damit hatte der engelgleiche Arcangelo Corelli das Schlusswort. Sein Concerto grosso fasste alles zuvor Gehörte in einer klingenden vorweihnachtlichen Einkehr zusammen. Bei der Entstehung dieser reichhaltigen Musik übliche alte Streichinstrumente kamen zum Einsatz mit den Besonderheiten von Flöte, Laute und Cembalo. Alles passte und gefiel und bot so recht den Gegensatz zum Gedröhn weihnachtlichen Liedguts in den städtischen Gassen. Kurze Sätze ohne lähmende Längen der Stücke waren wohlbedacht. Eindrucksvoll erwuchs die so ungemein reichhaltige schöpferische musikalische italienische Welt, die von damals an ihren Weg in die ganze Welt fand. Feierlich gravitätisch, sogar schwungvoll und konsequent kompositionsgetreu ging es auf der Bühne zu.
Dort zeigte sich immer nachhaltiger, wie bestimmend „der Scarlatti-Code“ (Heike Henoch) für die Entwicklung der europäischen Musik war und wie intim angenähert sich die Besucher im traditionsreichen Zeughaus befanden. Der Code allein genügte für die Richtungsbestimmung, und deshalb gebührte die Hommage das Abends voll und ganz Alessandro Scarlatti (1660 – 1725).