Seit 2013 erscheinen im Liesmich Verlag aus Leipzig Bücher, die mitreißend geschrieben sind und durch eine schöne Gestaltung überzeugen. Karsten Möckel ist die treibende Kraft im Verlag und meldet sich nun nach vier Jahren mit einem neuen Buch zurück. Die Gründe dieser Pause umschreibt er so: „Ich habe von meiner Arbeit eine Pause gemacht und konnte in der Zeit auch keine neuen Bücher publizieren.“ Hinzu sei gekommen, dass ihn die eingehenden Manuskripte schlicht nicht umgehauen hätten, erzählt der Verleger.

Neuer Roman über Ukraine-Krieg und Unterschiede von Ost und West

Karsten Möckel arbeitet hauptberuflich bei einem Mobilnetzbetreiber in Leipzig. Da er mit dem Liesmich Verlag nicht seinen Lebensunterhalt bestreitet, steht er auch nicht unter dem Druck, jeweils im Frühjahr und Herbst ein neues Programm vorzulegen. Lieber wartet er, bis ihn ein Buch wirklich überzeugt – so wie der Roman von Robin Bergauf.

„Wo beginnt der Osten, Genosse?“ erzählt von Alex und einer Doktorarbeit über die Gegensätze von Ost und West. Als dann der Ukraine-Krieg ausbricht, geraten Alex‘ Gedankengebäude ins Wanken – und mit ihnen der Traum von einer wissenschaftlichen Karriere. Schließlich zieht auch noch eine Frau bei Alex ein, die gemeinsam mit ihrem Kater Genosse vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet ist.

Ist es richtig, an die Ukraine Waffen zu liefern? Und wenn wir es nicht tun, was passiert dann?

Karsten Möckel über „Wo beginnt der Osten, Genosse?“

Die ernsten Fragen unserer Gegenwart verhandelt der Roman auf eine kluge und erstaunlich unterhaltsame Weise. Verleger Karsten Möckel erzählt, er stelle sich ähnliche Fragen wie Alex: „Ist es richtig, an die Ukraine Waffen zu liefern? Und wenn wir es nicht tun, was passiert dann? Oder diese Fragen nach Ost und West, dass sich der kollektive Osten gegen den individuellen Westen wendet.“

Erstes Liesmich-Buch mit Christoph Maria Herbst verfilmt

Dass Karsten Möckel ein glückliches Händchen hat, zeigt sich darin, dass der allererste Liesmich-Roman gerade verfilmt worden ist: Die Adaption des Fahrradkurier-Romans „Pedalpilot Doppel-Zwo“ von Wolf Schmid soll 2026 im Ersten zu sehen sein – mit Mala Emde und Christoph Maria Herbst in den Hauptrollen.

Das ist aber nicht der einzige Erfolg, auf den Möckel zurückblicken kann: Der 2017 erschienene Roman „Cronos Cube“ von Thekla Kraußeneck war für den Seraph-Literaturpreis in der Kategorie „Bestes Debüt“ nominiert. Und die laufenden Fixkosten des Verlags von etwa 1.000 Euro im Jahr erwirtschaftet ein Buch über die Hamburger Ultra-Szene, das vor ein paar Jahren im Liesmich Verlag erschienen ist: „Konfetti im Bier“ von Toni Gottschalk.

„Von dem habe ich eine ganze Menge verkauft“, berichtet Verleger Karsten Möckel. Das sei gekommen, weil er mit viel Mühe den Kontakt zum FC St. Pauli hergestellt habe und das Buch dort im Fanshop erhältlich sei. Außerdem hätten alle Spieler des FC St. Pauli damals ein Buch bekommen, so Möckel.

Wachsende Bürokratie setzt Buchbranche unter Druck – auch in Leipzig

Neben der Vielfalt an Themen und Genres liegt die Stärke von Karsten Möckel und seinem Liesmich-Team darin, mit Leidenschaft für die eigenen Bücher zu trommeln. Die Umbrüche der Buchbranche sind aber auch beim Leipziger Liesmich Verlag zu spüren. „Natürlich sind die Preise für Druckerzeugnisse gestiegen“, berichtet Möckel. Zudem müsse er seinem Großhändler inzwischen die Geokoordinaten der Bäume schicken, die für seine Bücher gefällt worden seien. „Das verkompliziert die Sachen natürlich“, so der Verleger.

Abschrecken lässt sich Karsten Möckel von gestiegenen Kosten oder wachsender Bürokratie nicht. Bis in das Frühjahr hinein sind zahlreiche Lesungen aus „Wo beginnt der Osten, Genosse?“ geplant. Und einen Stand auf der Leipziger Buchmesse hat Karsten Möckel auch angemeldet.