Ziehen das Fat Cat und andere Kulturprojekte ins Gärtnerplatzviertel? Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fordert zumindest, das ehemalige Verwaltungsgebäude der Bäckerei Rischart in der Buttermelcherstraße 16 kurzfristig für Kunst und Kultur zu öffnen. Dies sei auch eine „Antwort auf den bevorstehenden Wegfall wichtiger Standorte wie Gasteig und Rathausgalerie“, so Reiter in einer Pressemitteilung.
Demnach soll die Verwaltung ein „tragfähiges Nutzungskonzept entwerfen“ und „möglichst im ersten Quartal 2026 dem Stadtrat zur Entscheidung vorlegen“. Gemeinsam mit Kommunalreferat, Münchner Wohnen und Kulturreferat solle geprüft werden, wie das etwa 3500 Quadratmeter große Gebäude bis zum Baubeginn des dort geplanten Wohnprojekts – das weiterhin langfristig bezahlbare Wohnungen vorsieht – als Atelierhaus oder Ausstellungsort bespielt werden könne. Kulturschaffende will man frühzeitig in die Planung einbinden.
„Ich kann mir keine bessere Location für eine kulturelle Zwischennutzung vorstellen“, so Reiter. Das Gebäude gehöre der Stadt, es liege mitten im Gärtnerplatzviertel und bis zur Realisierung der geplanten Wohnungen könne die Kultur einziehen. „Nachdem der Gasteig nur noch bis Herbst zur Verfügung steht, wäre dies zum Beispiel ein perfektes Quartier fürs Fat Cat und andere kulturelle Projekte.“
Die Stadt hat das Rischart-Areal Ende 2022 für 87 Millionen Euro gekauft, um 100 bezahlbare Wohnungen in bester Lage zu bauen. Anfragen einzelner Künstlerinnen und Künstler, das Areal temporär zu nutzen, scheinen bislang ins Leere gelaufen zu sein. Dafür spricht auch eine Anfrage der München-Liste für die Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch, worin eine Zwischennutzung statt Leerstand gefordert wird.
„Alles ist besser als Leerstand“, sagt Till Hofmann, einer der Betreiber des Fat Cat im alten Gasteig. Reiters Vorschlag sei „absolut begrüßenswert“, denn der Bedarf an Proberäumen und Ateliers sei „sehr hoch“. Hofmann hält Reiters Vorschlag, der ihm bislang nicht zu Ohren gekommen war, für pragmatisch. „Je mehr Kunst und Kultur in allen Varianten ermöglicht wird, desto besser.“
Für das Fat Cat ist noch ein weiterer Standort im Gespräch
Gerade für das Zwischennutzungsprojekt Fat Cat wäre es gut, eine Lösung zu finden. Denn das große Experiment im alten Gasteig soll am 30. September 2026 enden. Dort befinden sich seit zweieinhalb Jahren Proberäume, Ateliers und Büros von Künstlerinnen und Künstlern der verschiedensten Sparten. Mehrfach wurden die Mietverträge verlängert. Doch in einem Jahr soll dann die Sanierung des Gasteigs beginnen. Auch ein Umzug des Fat Cat ins alte Strafjustizzentrum kam vergangene Woche ins Spiel. Die Staatsregierung als Eigentümerin will das Areal verkaufen, Klimaschützer kämpfen dagegen. Die Grünen werben für die Idee, das Fat Cat vom Gasteig an die Nymphenburger Straße umzusiedeln.
Die Rathausgalerie wiederum, die sich seit Jahren in der ehemaligen Kassenhalle des Rathauses befindet, muss noch in diesem Jahr weichen. Nach der aktuellen Ausstellung „Stadt in Trümmern. Herbert List und die Ruinenfotografie in München“aus der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums ist hier am 17. Dezember Schluss mit Kunst. Stattdessen zieht die Poststelle des Rathauses ein, weil deren Räume renoviert werden müssen. Für weitere Ausstellungen ist die Rathausgalerie auf Kooperationen mit anderen Institutionen angewiesen. Gastspiele etwa in der Villa Stuck oder dem Maximiliansforum sind bisher geplant.
Ob auch der Wegfall des „Kreativlabors“, das sind die Atelierräume im Kreativquartier an der Schwere-Reiter-Straße, mit dem Vorschlag Reiters in Verbindung stehen, ist nicht bekannt. Aber dort wehren sich die Künstlerinnen und Künstler seit Monaten, weil ihnen trotz eines positiven Stadtratsbeschlusses zur Entwicklung eines Kulturquartiers durch Änderungskündigungen der städtischen Tochter MGH massive Mietsteigerungen drohen. Um weiter gegen den Zerfall des Kreativquartiers zu kämpfen, soll an diesem Dienstag, 16. Dezember, um 16.30 Uhr ein „Laborgespräch“ vor Ort stattfinden. Es wird erwartet, dass der Stadtrat in seiner Vollversammlung am Mittwoch beschließt, den Mietern ein halbes Jahr lang Aufschub zu gewähren, um die Sache rechtlich zu überprüfen.