Die Römer bauten in Mogontiacum nicht nur prächtige Stadtvillen, vor den Toren der Stadt gab es auch zahlreiche Landgüter. Gleich mehrere Villa Rustica wurden um Mainz herum ausfindig gemacht, sie versorgten das Legionslager und die zivile Stadt mit Getreide, Gemüse und Wein. Das Gonsbachtal bot sich dafür an – und hier machten Archäologen im Jahr 2013 eine besondere Entdeckung: Ein Gestüt samt Reitplatz, auf dem wohl die Equites Legionis trainierte und ausgebildet wurde. Gefunden hier auch: Das Relief eines gefangenen Germanen auf Knien.

Das Relief eines gefangenen Germanen, gefunden 2013/2014 im Gonsbachtal in Mainz. - Foto: GDKEDas Relief eines gefangenen Germanen, gefunden 2013/2014 im Gonsbachtal in Mainz. – Foto: GDKE

Die Legionen der Römer bestanden zum Großteil aus Fußsoldaten, zwischen 3.000 und 5.000 sollen es gewesen sein. Doch die Infanterie machte nicht die gesamte Legion aus, dazu kam auch Kavallerie, und die zählte zu den Hochzeiten von Mogontiacum wohl so um die 300 Reiter. Klar, dass die irgendwo auch ihre Pferde lassen mussten, sie vermutlich auch züchteten sowie neue Reiter ausbilden und gewohnte trainieren lassen mussten – all das fand vor den Toren von Mainz statt: Im Gonsbachtal.

2013 machten hier Archäologen einen aufsehenerregenden Fund: Bei Renaturierungsarbeiten am Gonsbach stieß ein Baggerfahrer am Angelrechweg auf ein Steinmonument. Darauf zu sehen: ein gefangener Barbar, wohl ein Germane, kniend mit demütig gebeugtem Haupt, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Weitere Forschung brachte großflächig Mauerreste aus der Antike zum Vorschein auf insgesamt 9 Hektar Fläche – die jüngsten aus der Zeit des 4. Jahrhunderts.

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Ein antikes Gestüt mit Pferdestall und Longierplatz

Die Schlussfolgerung der Archäologen: Hier stand einst ein großes Gestüt für die Pferde der Kavallerie, das auch über einen Reitplatz verfügte – man fand einen runden Platz von 40 Metern Durchmesser, der an einen Longierplatz erinnert. Mehr als drei Jahrhunderte lang wurde die Anlage militärisch genutzt, schreibt Bernd Funke in seinem Buch „Das Römische Mainz“: Einige der Reiterformationen, genannt „Alae“ seien durch Grab- und Weihinschriften nachweisbar. Entscheidend für die Datierung wurden rund 254 gefundene spätantike Ziegelsteine, der Stempel belegten, wie lange das Gestüt genutzt worden war.

Ausgrabungen im Gonsbachtal 2013-214: 9 Hektar großes Gestüt für die römische Kavallerie. - Foto: Martin Bahmann via WikipediaAusgrabungen im Gonsbachtal 2013-214: 9 Hektar großes Gestüt für die römische Kavallerie. – Foto: Martin Bahmann via Wikipedia

Von dem einstigen Gestüt ist heute nicht mehr viel zu sehen, das Areal überwuchert – lediglich eine Kopie des Reliefs des gefangenen Germanen erinnert an den Fundort. Das Gonsbachtal dürfte in der Antike indes ein viel belebter Ort gewesen sein: Gleich mehrere Villae Rusticae wurden hier lokalisiert, die Landgüter der Römerzeit, die für die Getreideversorgung, für Gemüseanbau und oft auch für Weinbau sorgten.

Die größte dieser Villen befand sich am Südhang des Gleisberges, etwa an der Mündung des Mühlweges zur Mainzer Straße, schreibt man bei Regionalgeschichte.net. Niemand anderes als der neugierige und forschungseifrige Benediktinerpater Fuchs fand die Ruinen einer Villa und beschrieb sie 1771 in seiner „Alten Geschichte von Mainz“. Fuchs gab den Umfang der Mauern etwa 800 Meter an – und er beschreibt mehrfarbige Mosaikfußböden aus Marmor und Alabaster, die er dort gefunden habe.

 

Mosaikfußboden und ein römisches Bad, Landgüter im Umland

An gleicher Stelle fand man 1805 die Reste eines römischen Bades und 1960 weitere Mauerreste, Estrichreste, Reste einer Wasserleitung und Keramik. Stand hier also einst der Landbesitz eines reichen Römers aus Mogontiacums? Gut möglich. Fakt ist aber auch: In der Umgebung gab es weitere einfache Landgüter, so wurden römische Besiedlungsreste etwa gegenüber des Gonsenheimer Bahnhofs, am heutigen Europakreisel und an der Dreispitz gefunden.

„Zahlreiche weitere Kleinfunde wie Münzen, Terrakotten, Glasgefäße in vielen Ortsteilen sowie das Vorhandensein römischer Brandgräber im Bereich des heutigen Gewerbegebietes belegen die Präsenz der Römer in Gonsenheim“, heißt es bei Wikipedia. Und die Landgüter der Römer zogen sich weit ins Hinterland: Auch bei Ingelheim wurde eine Villa Rustica gefunden, wie die ausgesehen haben könnte, könnt Ihr hier im Internet sehen. Womöglich wuchs dort auch damals schon Wein…

Info& auf Mainz&: Alle Türchen unseres Römischen Adventskalenders findet Ihr hier auf Mainz&. Für diesen Text haben wir mal wieder auf die Erkenntnisse des Buches „Das Römische Mainz“ von Bernd Funke zurückgegriffen. Kein Türchen mehr verpassen? Dann Mainz&-Solidarabo abschließen und unseren Newsletter bekommen!

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