
AUDIO: „Großmutter der arabischen Welt“: Elphi-Konzerte würdigen Umm Kulthum (3 Min)
Stand: 16.12.2025 14:01 Uhr
Eine Konzertreihe in der Elbphilharmonie erinnert an Umm Kulthum, die legendäre Stimme der arabischen Welt. Den Auftakt haben am Wochenende Ghalia Benali und das Ensemble Constantinople gestaltet – eine musikalische Hommage, die bei vielen im Publikum Erinnerungen geweckt hat.
Wenn sie sang, hörten alle zu. Was die Beatles im Westen waren, war sie für die arabische Welt. Umm Kulthum, die vor 50 Jahren gestorben ist, hatte eine Stimme von enormer Strahlkraft und bekam höhere Gagen als Maria Callas. Sie war die Stimme der arabischen Welt – das finden ihre Fans bis heute.
Die Stimme, „die man morgens beim Kaffeetrinken hört“
„Wir haben sie immer im Hintergrund gehört, für uns ist das eine Erinnerung an früher“, erzählt eine Besucherin, deren Eltern aus Palästina nach Deutschland gekommen sind, im Foyer der Elbphilharmonie. „Es ist eine Stimme, die man morgens beim Kaffeetrinken hört. Sie ist sehr bekannt!“ Und mit dieser Stimme brachte sie das Publikum in eine Art Trance. Sie wiederholte einzelne Wörter mehrere Male, immer neu, immer einzigartig. Ein junger Mann gleich daneben stimmt zu: „Man sagt, sie sei die Stimme der Araber. Die Art, wie sie ihre Stimme benutzt, aber auch die Texte, die sie gesungen hat, haben sie sehr erfolgreich gemacht. In Cafés in Arabien ist es gang und gäbe, dass man Kulthum hört.“

Die ägyptische Sängerin Umm Kulthum war eine Ikone. Die Elbphilharmonie würdigt sie nun mit einer einwöchigen Konzertreihe.
An diesem Abend ist es die Stimme von Ghalia Benali, die Umm Kulthum die Ehre erweist. Die Sängerin hat tunesische Wurzeln und lebt in Brüssel. Sie und das Ensemble Constantinople eröffnen die Konzertwoche. Als Kind glaubte Ghalia Benali fest, Umm Kulthum sei ihre Großmutter, da ein Bild der kultisch verehrten Sängerin bei ihren Eltern im Schlafzimmer hing. An diesem intimen Ort, das will etwas sagen.
Uralte Texte über Liebe, Lebenslust und Vergänglichkeit
Die Sängerin wiegt sich im Takt, trägt ein festlich geschmücktes Kleid, manchmal eine blaue Feder zwischen den Fingern. Umm Kulthum hatte immer ein Tuch in der Hand, ihr Markenzeichen. Ghalia Benali singt vertonte Gedichte, die auch Umm Kulthum geliebt hat, aus der „Rubaiyat“: uralte Texte über die Liebe, über Lebenslust und Vergänglichkeit.
„Sie hat das großartig gemacht, wie sie sich bewegt, genial“, schwärmt eine Zuschauerin mit syrischen Wurzeln nach dem Konzert. Und über Umm Kulthum sagt sie: „Jeder kennt sie und mit jedem ihrer Lieder sind Geschichten verbunden. Meine Mutter war ein Fan, ich bin ein Fan – das ist einfach eine Zeitreise.“
Im Publikum: Viele Fans mit Wurzeln im arabischen Raum
Viele Fans mit Wurzeln im arabischen Raum sind an diesem Abend im Publikum. Ein junger Besucher aus Kairo ist von dem Konzert begeistert: Dort, in Kairo, würde man sie überall hören, aus den Radios und in den Cafés. Die gebürtige Ägypterin Umm Kulthum nennt er stolz: die Großmutter der arabischen Welt. Und er findet, dass in diesem Konzert eine Botschaft des Friedens steckt, dass die elektrisierenden Klänge einen Brückenschlag zwischen den Kulturen schaffen. An diesem bewegenden Konzertabend über eine großartige Stimme gelingt das auf ganzer Linie. Und man verlässt das Konzert mit einem Lächeln.
Konzertreihe „Fokus Umm Kulthum“ geht weiter
Das Konzert mit Ghalia Benali war der Auftakt zur vierteiligen Konzertreihe „Fokus Umm Kulthum“ in der Hamburger Elbphilharmonie. Das nächste Konzert findet am Mittwoch, 17. Dezember, mit der tunesischen Sängerin Dorsaf Hamdani statt. Am 18. Dezember verwandelt der Franko-Libanese Ibrahim Maalouf die Klangwelten von Umm Kulthum in coolen Jazz mit seiner Trompete. Zum Abschluss der Reihe bringt die Gruppe Love and Revenge am 19. Dezember Umm Kulthums Stimme mit hypnotischen Elektro-Beats und atmosphärischen Video-Projektionen zusammen.