. Es wäre nicht Sven Mislintat, wenn nicht klare Vorstellungen für einen neuen Weg schon sofort Raum gefunden hätten. Der neue Sportdirektor von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf gilt als nicht immer leichter Charakterkopf. Mit klaren Vorstellungen und Ansprüchen. „Ich bin sozialisiert mit Jürgen Klopp und Michael Zorc“, sagte Mislintat bereits am Montag bei seiner Vorstellung in Düsseldorf. Und fuhr fort: In dieser Konstellation müsse man jeden Tag leisten und etwas vorweisen. Ähnliches will er jetzt in Düsseldorf etablieren. In einem „safe room“, wie er das bezeichnete, in dem sich alle Mitarbeiter einbringen sollen. In einem Verein, der inzwischen selbst nicht mehr so recht weiß, was genau eigentlich gerade alles falsch läuft: Düsseldorf ist Tabellenvorletzter, dabei war man eigentlich auf Aufstiegskampf geeicht.
In mehreren Gesprächen, verriet Mislintat, habe er dem Aufsichtsrat gegenüber einen Weg aufzeigen müssen, der Fortuna wieder stärken kann. Aufsichtsrat Björn Borgerding hat er damit nach dessen Aussage „total überzeugt“, und so erhielt Mislintat einen Job in einer Zeit, in der sein Leumund nicht in jeder Beziehung lupenrein ist: Der 53-Jährige, der in großen Vereinen wie Arsenal London, Borussia Dortmund, Ajax Amsterdam oder VfB Stuttgart gearbeitet hat, hat sich oft mit anderen angelegt und war auch schon mal bei aller nachgewiesener Qualität schnell wieder weg. Ob das in Düsseldorf anders wird? Immerhin kennt er Fortuna. In den 2000ern hatte er als freiberuflicher Analyst für die Düsseldorfer gearbeitet. „Ich kenne die Fortuna noch aus einer anderen Zeit“, seither, sagte er, trage er den Verein in seinem Herzen. Man muss es ihm wohl glauben.
Anfangs Bilanz deutet
auf ein schnelles Ende hin
Leicht wird es nicht. Nachdem der Aufsichtsrat des Zweitligisten für Mislintat bereits Fortuna-Legende Klaus Allofs abberufen und Sportdirektor Christian Weber am Montag freigestellt hat, steht nun Trainer Markus Anfang auf dem Prüfstand. „Es ist wichtig und klar, dass er beim Spiel gegen Fürth auf der Bank sitzt. Für alles andere benötigen wir Zeit“, sagte Mislintat und wies auf die guten Ansätze der Mannschaft bei den Spielen gegen Schalke und Elversberg hin. Klar ist aber auch, dass sich Anfang nach sieben Niederlagen aus neun Pflichtspielen keine weitere Pleite leisten sollte. „Ich finde es legitim, dass wir ins Gespräch kommen, wie wir die Dinge bis zum Fürth-Spiel lösen und gerne darüber hinaus“, erklärte Mislintat, der am Vormittag an der ersten Entscheidung beteiligt war, den Sportdirektor ebenfalls von seinen Aufgaben zu entbinden.
Nicht viele haben Zweifel daran, dass auch Anfang bei einer nächsten Niederlage sofort weg sein würde. Viel Vertrauen in den ohnehin umstrittenen Trainer ist verloren gegangen. Ein Sieg, ein Remis, sechs Niederlagen, das ist eine niederschmetternde Bilanz für den Neuen, der jede Anfangseuphorie hat liegen lassen.
Webers Stelle wird zunächst nicht besetzt, da Mislintat die Aufgaben nach eigener Aussage zunächst selbst übernehmen kann. „Es hilft, dass ich diesen Arbeitsbereich kenne“, sagte der 53-Jährige, der auch „die Musik hier, die Punkkultur und die Toten Hosen“ mag, wie er sagte. So macht man sich nicht unbeliebter.
Auf dem Transfermarkt wird die schon im Sommer ziemlich runderneuerte Fortuna im Winter tätig werden, Mislintat gilt als „Diamantenauge“. Das konterte er allerdings schnell am Montag: „Ich weiß nicht, wo der Name herkommt. Meine Freunde konterkarieren das mit Holzauge.“