In der Corona-Pandemie galten die Stifte-Hersteller als Krisen-Gewinner. Zu Hause zeichnen und malen? Ein Trend! Die aktuelle Krise trifft die traditionsreichen Firmen dagegen hart. Der Blick auf die Jahresbilanz von Schwan-Stabilo bestätigt das. Auch wenn die Unternehmensgruppe aus Heroldsberg (Landkreis Erlangen-Höchstadt) neben Stiften noch Kosmetikartikel und Outdoorprodukte verkauft: in der Summe ist der Umsatz im Geschäftsjahr 2024/25 auf nunmehr 758 Millionen Euro gesunken. Das Minus beläuft sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund fünf Prozent.

Digitalisierung und volle Lager machen der Branche zu schaffen

Das Geschäft mit Stiften steht laut Schwan-Stabilo „gehörig unter Druck“. Der Umsatz hier ging um knapp sieben Prozent zurück. Als Gründe nennt Sparten-Chef Horst Brinkmann unter anderem die Digitalisierung und volle Lager.

Bereits vor gut drei Wochen hatte mit Faber-Castell der „Platzhirsch“ der Stifte-Region Nürnberg Maßnahmen ergriffen, um gegenzusteuern. So sollen bei dem Unternehmen mit Sitz in Stein bei Nürnberg 130 Jobs wegfallen – und Produktionslinien nach Lateinamerika verlagert werden. Konkurrenz Staedtler will zwar ohne Stellenabbau auskommen – schließt aber die beiden Werke in Neumarkt in der Oberpfalz und in Sugenheim im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Die hier betroffenen Beschäftigten sollen am Stammsitz in Nürnberg unterkommen.

Schwan-Stabilo: 44 Stellen sollen wegfallen – ohne Kündigungen

„Wir haben dazu lange mit uns gerungen“, sagt Stabilo-Chef Horst Brinkmann mit Blick auf die Maßnahme, die nun im Zuge der Jahresbilanz verkündet wurde. 44 Vollzeitstellen sollen in Deutschland bei dem Stifte-Hersteller abgebaut werden. Das soll, wenn möglich, ohne betriebsbedingte Kündigungen laufen.

Stabilo setzt auf Freiwilligkeit: Es soll Angebote für Teilzeit- und Vorruhestand geben. Weltweit, sagt Brinkmann, „wollen wir unsere Personalkosten bis 2028 um acht Prozent senken“. Immerhin: „mittelfristig“ sieht Schwan-Stabilo für sein Schreibgeräte-Geschäft wieder ein nachhaltiges Wachstum.

„Ultra Fast Beauty“: Kosmetika durch TikTok immer kurzlebiger

Während die meisten bei Schwan-Stabilo an Stifte denken dürften, ist das wichtigste Geschäftsfeld für die Heroldsberger Unternehmensgruppe tatsächlich das mit Kosmetikprodukten. Der Bereich steuert den mit Abstand größten Teil zum Umsatz bei. Und auch knapp 60 Prozent der Belegschaft hängt am Verkauf von Eye-Linern oder Schminkartikeln. „Die Branche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel“, beschreibt Sparten-Chef Tomás Espinosa die aktuellen Herausforderungen.

Getrieben von schnelllebigen Plattformen wie TikTok müssten Hersteller immer schneller produzieren. „Produkte werden oft innerhalb weniger Tage entwickelt, getestet und vermarktet“, so Espinosa. „Aus Fast Beauty ist Ultra-Fast Beauty geworden“, sagt er. Für den Teilkonzern Schwan Cosmetics ist es eine weitere Herausforderung – neben allgemeiner Kaufzurückhaltung und gestiegenen Zöllen. Am Ende steht in der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Beitrag von 369 Millionen Euro zum Gesamtumsatz – was nur einem kleinen Rückgang von etwa einem Prozent entspricht.

Outdoor-Segment mit größtem Umsatzrückgang

Deutlich stärker ging der Umsatz im Outdoor-Geschäft zurück. Hier ist Schwan-Stabilo etwa mit dem Rucksackhersteller Deuter unterwegs. In der Summe beläuft sich der Rückgang hier auf über zehn Prozent. Nach „Jahren des Wachstums“ habe der Teilkonzern mit Marktsättigung und hohen Lagerbeständen zu kämpfen, heißt es.

Sorgen macht Schwan-Stabilo sich um das Outdoor-Geschäft aber offenbar nicht. Unter anderem, weil KI dabei helfe, „schneller und effizienter“ zu werden, so Sparten-Chef Martin Riebel.