Wer zur Zeit aus Richtung Nordosten nach Stuttgart kommen will, muss teilweise viel Geduld mitbringen. Die Bahnstrecke aus dem Rems-Murr-Kreis ist zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt für den kompletten Verkehr gesperrt. betroffen sind die S-Bahnlinie S2 aus Schorndorf und S3 aus Backnang. Die Deutsche Bahn (DB) hat einen Busersatzverkehr eingerichtet. Gleichzeitig haben die vorbereitenden Maßnahmen für den Bau eines neuen Abwasserkanals in der Cannstatter Straße (B14) zwischen den Mineralbädern und dem Neckartor begonnen. Das bedeutet nicht nur für die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs deutlich längere Fahrtzeiten, sondern hat auch deutliche Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Vor allem im Berufsverkehr bilden sich auf den Einfallstraßen in die Landeshauptstadt lange Staus.

Täglich fünf Kilometer Stau vor dem Kappelbergtunnel

Laut der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) ist dies vor allem außerhalb der Ortsgrenzen zu spüren. „Aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens bilden sich vor allem im morgendlichen Berufsverkehr größere Staus vor dem Fellbacher Kappelbergtunnel“, so die Experten. An dem Zusammenschluss der B14 und B29 erstreckt sich der Rückstau aus dem Remstal in Fahrtrichtung Stuttgart fast täglich auf rund fünf Kilometer. Zum einen, weil viele Pendler in der seit 1. Dezember andauernden Sperrpause der S-Bahn für den im Rahmen von Stuttgart 21 geplanten Einbau der neuen digitalen Sicherungs- und Leittechnik auf das Auto umgestiegen sind. Zum anderen durch die erhöhte Belastung mit Ersatzbussen des Schienenersatzverkehrs, die verteilt auf drei Linien zwischen Waiblingen, Hauptbahnhof sowie Bad Cannstatt pendeln.

70 000 Fahrzeuge sind täglich auf der Cannstatter Straße zwischen Mineralbäder und Neckartor unterwegs.

Insgesamt ist laut IVLZ eine deutliche Zunahme des Verkehrs seit der Sperrung der S-Bahn-Strecke erkennbar. Laut den Experten hielten sich die Beeinträchtigungen auf Stuttgarter Gemarkung bislang aber im Rahmen. Das sei in erster Linie der „deutlich erhöhten Leistungsfähigkeit des neuen Leuzeknotens zu verdanken“. In den vergangenen Jahren war die Verknüpfung von B10 und B14 neben dem namensgebenden Mineralbad am Neckar in Bad Cannstatt im Zuge des Baus des Rosensteintunnels aufwendig umgestaltet worden. Inzwischen sind nahezu alle Fahrbahnen an der mit täglich 120 000 Fahrzeugen wichtigen Verkehrsdrehscheibe zwischen Neckartal, Pragsattel und Stuttgarter Innenstadt geöffnet. Bis Frühjahr 2026 sollen auch die letzten Arbeiten abgeschlossen sein.

Bauarbeiten an der B14 dauern fünf Jahre – mindestens

Doch nicht nur der Leuzetunnel selbst, sondern auch die vorbereitenden Maßnahmen für den Bau des neuen Abwasserkanals in der Cannstatter Straße, lassen nach Sicht der IVLZ derzeit noch den nötigen Spielraum für den Verkehr. So stehen – wie im weiteren Verlauf der B14 durch die Innenstadt – zwei Fahrspuren stadtauswärts zur Verfügung, gar deren drei in Richtung City. Das wird sich im Laufe der Maßnahme ändern. Zwar erwarten die städtischen Verkehrsexperten nach dem Ende der Bahnsperrung am 21. Dezember wieder einen Rückgang der Verkehrsmenge, allerdings „werden sich die Behinderungen durch den Rückbau von drei auf zwei Fahrspuren in Richtung Innenstadt sicher wieder etwas erhöhen“.

Das soll bis spätestens Mitte nächsten Jahres der Fall sein, wenn die vorbereitenden Maßnahmen an der B14 abgeschlossen sind. Der mehr als 100 Millionen Euro teure unausweichliche Neubau des Abwasserkanals des Nesenbachs unter der Cannstatter Straße, wie die Bundesstraße in diesem Abschnitt heißt, soll dann erst Ende 2026 beginnen. Laut den IVLZ-Experten bleibe abzuwarten, wie sich die Verkehrslage auf der mit täglich 70 000 Fahrzeugen wichtigen Einfallstraße in die Innenstadt entwickle. Mit dauerhaften Staus werde derzeit aber nicht gerechnet. Bleibt abzuwarten, ob dies auch während der erwartbaren weiteren Sperrpausen der S-Bahn-Strecke nach der erneuten Verschiebung der Eröffnung von Stuttgart 21 auf voraussichtlich Ende 2027 der Fall sein wird. Der Bau der Abwasserkanals unter der B14 ist auf fünf Jahre veranschlagt – mindestens.