Seit der Wiederöffnung für den Autoverkehr soll sich der Leerstand deutlich verringert haben. Sinkender Leerstand und neue Nutzungen sollen für neue Dynamik sorgen. Doch belastbare Daten zur tatsächlichen Entwicklung sind rar.

Visualisierung Friedrichstraße mit Fahrradverkehr und Bäumen

Wird der Umbau der Friedrichstraße zu ihrer Wiederbelebung beitragen? / © Visualisierung: Nöfer Architekten, Astigmatic

© Foto Titelbild: depositphotos, S_Kohl

 

Die Friedrichstraße in Berlin gilt als Paradebeispiel für die komplexen Dynamiken zwischen Stadtentwicklung, Einzelhandel und Mobilität. Nach dem Verkehrsversuch zwischen 2020 und 2021, in dem ein Abschnitt zwischen Französischer Straße und Leipziger Straße temporär für Autos gesperrt wurde, ist die Straße nun seit mehreren Jahren wieder uneingeschränkt für den Autoverkehr geöffnet.

Seitdem habe sich die Friedrichstraße „sichtbar erholt und belebt“, heißt es in einem Statement von Chiara Aengevelt, Geschäftsführerin des Immobilienunternehmens AENGEVELT IMMOBILIEN GmbH & Co. KG. Wie belastbar diese Einschätzung ist, lässt sich jedoch nur eingeschränkt überprüfen.

Friedrichstraße: Gegensätzliche Meinungen zur Gestaltung prallen aufeinander

Direkt nach dem Verkehrsversuch, im Jahr 2022, ergaben offizielle Befragungen der Senatsverwaltung, dass über 70 Prozent der Passantinnen und Passanten die Flaniermeile gut fanden. 82 Prozent wünschten sich sogar eine dauerhafte Verkehrsberuhigung der Friedrichstraße.

Kritische Stimmen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg und einzelnen Gewerbetreibenden begrüßten hingegen die Wiedereröffnung für den Autoverkehr. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey für den Tagesspiegel hielten auch rund zwei Drittel der Berlinerinnen und Berliner diese Entscheidung für richtig.

Autos oder Aufenthaltsqualität: Was dient der Wiederbelebung der Friedrichstraße?

Nach Angaben von Aengevelt verzeichne die Friedrichstraße seit ihrer Wiedereröffnung vermehrte Neuanmietungen und einen reduzierten Leerstand. Letzterer habe sich in den letzten zwei Jahren von 16 Prozent auf circa zehn Prozent verringert. Unabhängig überprüfbare offizielle Studien oder Statistiken zur Leerstandsentwicklung in der Friedrichstraße existieren allerdings nicht. Gleiches gilt für die Entwicklung des Einzelhandels seit der Beendigung des Verkehrsversuchs.

Zur erneuten Belebung der Straße würden auch aktuelle Entwicklungen beitragen, so Aengevelt. Die Transformation der Galeries Lafayette zum Mixed-Use-Standort mit Einzelhandel, Büro- und Gastronomieflächen könne die Attraktivität des Standorts erhöhen. Auch die Fertigstellung des Gendarmenmarkts könne zur langfristigen Aufwertung der Friedrichstraße beitragen.

Ob sich auch der Umbau der Straße auf die Besuchszahlen, den Einzelhandel und den Leerstand auswirken könnte, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Denn vielleicht zieht gar nicht der Autoverkehr langfristig mehr Besucherinnen und Besucher an, sondern eine städtebaulich aufgewertete Umgebung mit mehr Aufenthaltsqualität sowie ein vielfältiger Nutzungsmix.

Quellen: konii, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Tagesspiegel