Die Mobile Jugendarbeit in Stuttgart ist eines der Angebote, die vermutlich von Kürzungen betroffen sein werden. Bürgermeisterin Isabel Fezer kündigte an, man werde künftig „die überaus hohen Standards ein wenig zurückfahren müssen“. Foto: Lichtgut
Die Stadt Stuttgart muss den freien Trägern in der Kinder- und Jugendhilfe die Gelder kürzen. Wo genau, will sie gemeinsam mit ihnen erörtern. Die Träger stellen eine Bedingung.
Dass die Stadt Stuttgart auch bei den freien Trägern der Kinder– und Jugendhilfe sparen muss, ist schon länger bekannt – dagegen haben die Träger in den vergangenen Wochen mit Demonstrationen und Brandbriefen protestiert. Nun hat Bürgermeisterin Isabel Fezer, die für den Bereich Jugend und Bildung zuständig ist, vorgestellt, wie sie das machen will. Die Verwaltung „schlägt dafür das relativ schlichte, wenn auch fachlich angreifbare, ‚Rasenmäherprinzip’ vor“, wie es in der Vorlage der Stadt Stuttgart steht.
Bürgermeisterin Fezer: „Was braucht es unbedingt?“
Wo genau es Kürzungen geben soll, werden Stadt und Träger gemeinsam erarbeiten. In einer sogenannten Aufgabenkritik untersuchen sie in den kommenden beiden Jahren die Angebote „hinsichtlich der Qualität, des Umfangs, der Wirkung, der sozialräumlichen Ausstattung und gegebenenfalls vorhandener Doppelstrukturen“, so steht es im Vorschlag der Stadt. „Wir wollen uns gemeinsam hinsetzen und genau schauen: Was braucht es unbedingt? Was können wir zusammenfassen?“, sagte Fezer am Montag im Jugendhilfeausschuss.
Eine wesentliche Forderung hatten die freien Träger der Jugendhilfe: Der öffentliche Träger solle bitte genauso unter die Lupe genommen werden wie sie. Denn Doppelstrukturen gebe es womöglich auch bei städtischen Angeboten.
Bürgermeisterin Isabel Fezer ist zuversichtlich, dass Stuttgart auch künftig ein gutes Angebot für Kinder und Jugendliche bieten kann. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Armin Biermann, Leiter der Abteilung Kinder, Jugend und Familie bei der Caritas Stuttgart, unterstrich, bevor man Leistungen einspare, müsse man eher die Verwaltung schmälern. Gerade beim Abbau von Bürokratie sehe er großes Einsparpotenzial.
Isabel Fezer nannte den Einwurf der freien Träger, auch die städtischen Angebote anzuschauen, eine „superbe Idee“ und versprach zu prüfen, ob das haushaltsrechtlich möglich ist.
Stadt Stuttgart: Bei allen Angeboten soll gekürzt werden
Laut dem Plan soll zwar grundsätzlich bei allen Angeboten gekürzt werden. Besonders bei kleinen Trägern aber will die Stadt sich Flexibilität geben, um sie im Zweifel weiter unterstützen zu können.
Betroffen sind unter anderem folgende Bereiche:
- Kinder- und Familienzentren
- Frühe Hilfen
- Mobile Jugendarbeit
- Jugendfarmen und pädagogisch betreute Spielplätze
- Schulsozialarbeit
Bürgermeisterin Isabel Fezer sagte, man werde künftig „die überaus hohen Standards ein wenig zurückfahren müssen“. Sie sei aber fest überzeugt, dass man „ab dem 1. Januar 2026 ein gutes Angebot für Kinder und Jugendliche in dieser Stadt“ bieten könne.
Obwohl sie dem Vorschlag der Stadt mit ihrer eigenen Änderung grundsätzlich zustimmten, zeigten sich die freien Träger nicht begeistert ob dieser Aussichten. Klaus Käpplinger, Sprecher der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart, ist besonders von den pauschalen Kürzungen nicht überzeugt. Er befürchtet große Einschnitte für Kinder und Jugendliche, wenn beispielsweise Beratungsstellen ihre Öffnungszeiten verringern müssten. „Dann bekommt der junge Mensch seinen Termin statt in sechs Wochen eben in acht Wochen“, sagte er im Jugendhilfeausschuss.
Trotzdem gehe er beim Vorschlag der Stadt mit, damit er überhaupt planen könne. Er wolle möglichst schnell wissen, wie viel Geld er künftig noch zur Verfügung habe.