Auf dem Gelände des Campus Kartause, dem ehemaligen Kartäuserkloster in der Kölner Südstadt, entsteht ein neues gemeinschaftliches Wohnprojekt: eine christliche Wohngemeinschaft. Das Wohnprojekt wird Anfang 2027 bezugsfertig sein; bereits Anfang des kommenden Jahres können die ersten Mietverträge geschlossen werden.

Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, spricht darüber, wie aus persönlichen geistlichen Erfahrungen, ökumenischer Spiritualität und dem Wunsch nach neuen gemeinschaftlichen Lebensformen die Vision einer christlichen Wohngemeinschaft auf dem Campus Kartause entstanden ist.

Wie ist die Idee entstanden, auf dem Campus Kartause eine christliche Wohngemeinschaft aufzubauen?

Martin Bock: Das hat in meinem Kopf verschiedene Wurzeln: Zunächst habe ich selbst mit kommunitärem Leben positive Erfahrungen gemacht. Während meines Studiums habe ich für ein Jahr in einer ökumenischen Wohngemeinschaft gelebt, die mit einem Benediktiner-Kloster verbunden war. Das gemeinsame Gebet und die vielen ökumenischen Erfahrungen, die hier zusammenflossen, haben mich sehr geprägt, und der Gedanke, ob ein modernes ‚gemeinsames Leben‘ weitgehend dem Katholizismus vorbehalten sein muss, hat mich immer wieder beschäftigt. Dann erzählte mir der ehemalige Kölner Citykirchenpfarrer Bertold Höcker, der u.a. von der  skandinavischen lutherischen Theologie geprägt war, vor etlichen Jahren von seiner Vision, dass die Kartause, das ehemalige Kartäuserkloster, doch eigentlich wieder ein evangelisches Stadtkloster beherbergen könnte. Für ihn würde sich so ‚ein Bogen schließen‘. Zu Recht knüpfte er an die vielen evangelischen Kommunitäten an, die sich seit der Reformation bis in die Gegenwart auf unterschiedlichste Weise gebildet haben.

Wie ging es weiter?

Martin Bock: Als dann der Vorstand des Ev. Kirchenverbandes den Stein für den Campus Kartause ins Rollen brachte, haben Bernhard Seiger und ich uns über diese Fragen ausgetauscht und gemerkt, wie ähnlich unsere Gedanken dazu sind. Der Stadtsuperintendent hat den Impuls dann sehr konkret in die architektonischen Planungen eingebracht, die auch für das Büro Kaspar Kremer innovativ waren. Zugleich haben wir zu diesem Zeitpunkt eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen, in der sich Menschen treffen, die die Sehnsucht nach neuen gemeinsamen Wegen in der Spiritualität verbindet. In dieser Weggemeinschaft ging es zunächst um uns. Immer wieder – denn der Planungs- und Bauprozess für den Campus schritt voran – tauchte aber auch die Frage auf: Wer könnte die geplante christliche Wohngemeinschaft beleben, wer könnten ihre Initiator*innen sein? Wir haben im Lauf der letzten Jahre verschiedene Wohngemeinschaften nach Köln eingeladen, uns ihre Gründungs- und Entwicklungsgeschichten erzählen lassen und versucht daraus zu lernen. Der ‚Schlussstein‘ war die Idee, das Wohnprojekt mit der Spiritualität der Iona-Community zu verknüpfen. Nicht zuletzt deshalb, weil diese Spiritualität von einer ‚neuen Sprache‘ lebt, die unsere heutigen Themen aufgreift und sie mit dem lebendigen Gott verknüpft.

Was begeistert Sie persönlich an dieser Vision?

Martin Bock: Zunächst muss ich sagen: Ich bin mir dessen bewusst, wie sehr diese Vision aus unseren sehr subjektiven (geistlichen) Erfahrungen herrührt. Das macht sie angreifbar, weil sie vielleicht mit den Erfahrungen und mit den Sehnsüchten anderer nicht zusammenpasst! Und ich bin mir dessen bewusst, dass eine Wohngemeinschaft eigentlich von denen her wachsen muss, die das Wagnis ‚Zusammenwohnen‘ eingehen. Wir können also NICHT FÜR ANDERE DENKEN UND PLANEN, sondern nur Rahmenbedingungen schaffen. Wir können mit der Einladung zu dem Projekt Worte setzen, die Sehnsüchte freisetzen und ihnen „Futter geben“. Die Erfahrungen, die daraus beim gemeinsamen Leben entstehen, können wir nicht vorwegnehmen. Deshalb ist es im Moment auch sehr wichtig, dass wir den Interessierten vermitteln: Wir lassen euch bei eurer Aufgabe, das gemeinsame Wohnen anzugehen und auszuprobieren, nicht allein! Wir stehen ‚hinter euch‘, wohlwollend und zusammen mit Menschen, die Erfahrung in geistlicher Weggemeinschaft mitbringen.

Gibt es bereits Interessierte?

Martin Bock: Ja, es gibt drei Menschen, die sich aus jeweils persönlichen Gründen sehr gut vorstellen können, in diesem christlichen Wohnprojekt mitzumachen. Das ist ein Wagnis, und ich habe davor große Hochachtung. Aber die WG hat neun Plätze, und wir benötigen in den nächsten Wochen mehr Öffentlichkeit, damit diese Botschaft möglichst viele potentiell Interessierte erreichen kann.

Mehr Infos:

Die Wohnflächen der Appartements liegen zwischen 59 und 83 Quadratmetern inklusive anteiliger Gemeinschaftsräume. Der Mietpreis beträgt voraussichtlich 18 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten. Kontakt für Interessierte: rinecker@melanchthon-akademie.de

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Text: APK
Foto(s): Archiv