Stand: 16.12.2025 21:40 Uhr
In einer Welt, in der Fotos mit dem Smartphone in Sekunden geschossen und geteilt werden, erlebt ein Handwerk seine Wiedergeburt: die analoge Fotografie. An der Hochschule Hannover gehen Studierende nun wieder ins Labor.
Zuerst ein Klicken, dann hängt der Spannhebel fest. Irgendetwas klemmt. Woran es liegt, ist nicht ganz klar. Vorsichtig wendet Clara Bertlich ihre Analogkamera in den Händen. „Eigentlich ist das Filmeinlegen kein Problem. Das ist nur ein ziemlich altes Gerät und hin und wieder hängt die Mechanik“, erklärt die 21-Jährige. Zusammen mit Emmo Lautenbach will sie heute Porträt-Fotos schießen. Beide studieren Fotojournalismus. Leichtes Klopfen und vorsichtiges Vor und Zurück helfen schließlich. Der Film ist eingespannt, der Kamera-Deckel geschlossen, es kann losgehen.
Fotografie wieder wertschätzen
Das Motiv wählen die beiden sorgfältig. Wie wirkt der Hannoversche Kronsberg im Hintergrund? Nur Wiese oder sollen auch Bäume mit aufs Bild? Das Fotomodell muss sich mehrmals umstellen. Lichtverhältnisse, Entfernung zur Kamera, Pose – alles muss stimmen. Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert stellen die beiden Studierenden an der Kamera selbst ein. Viel Arbeit, die heutzutage meistens von leistungsstarken Handy-Kameras verrichtet wird. Warum also der Aufwand?
Sich wieder bewusst Zeit nehmen

Und so sieht eines der Ergebnisse vom Kronsberg aus: Emmo Lautenbach, fotografiert von Clara Bertlich.
Zehn Fotos sind auf dem Mittelformat-Film von Clara Bertlich und Emmo Lautenbach. Die begrenzte Anzahl ist das Besondere, sagt Lautenbach. „Digital machen wir in wenigen Minuten schnell mal 50 Fotos. Hier beim Analogfotografieren geht das nicht. Jedes Foto wird dadurch total kostbar.“ Mehrere Stunden brauchen die beiden für das Fotoshooting. Das habe etwas Entschleunigendes, findet Bertlich. „Alles passiert heute so schnell. Ich merke, dass mir das guttut, wenn ich mir mal Zeit nehme. Dadurch komme ich zur Ruhe.“
Lautenbach: „Wie ein kleines Geschenk“
Nach ihrem Foto-Shooting geht es für die beiden zum Entwickeln. Im Keller der Hochschule Hannover haben Studierende selbst organisiert die Foto-Entwicklungs-Labore wiederbelebt. Mit Aufkommen der Digitalfotografie waren die Anfang der 2000er-Jahre stillgelegt worden. Die Arbeitsabläufe hier sind im Grunde noch so wie vor 50 Jahren. Mit verschiedenen Chemikalien werden die Fotos haltbar und lichtunempfindlich gemacht. Ein aufregender Moment für Lautenbach: „Oft weiß ich gar nicht mehr, was für Fotos auf dem Film sind. Das ist dann immer wie ein kleines Überraschungsei, wie ein Geschenk.“

Vor allem immer mehr junge Menschen greifen wieder zur klassischen Filmkamera. Ein Trend der europaweit zu bemerken ist.
Trend unter jungen Leuten
Analogfotografie boomt aber längst nicht nur unter den Fotografie-Studierenden. Im Foto-Entwicklungs-Labor „Weckbrodt“ in Hannover kommen Aufträge aus ganz Europa an. Das Familienunternehmen ist eines von wenigen Laboren im Land, in dem sowohl Farb- als auch Schwarz-Weiß-Filme entwickelt werden können. Alexander Westphal ist der Sohn vom Geschäftsführer und arbeitet seit 2014 in dem Geschäft. Der Kundenstamm sei in den letzten Jahren immer jünger geworden. „Viele gehen noch zur Schule und haben eine Kamera von Opa oder Oma mit“, erzählt er.
Branche floriert
Das Geschäft boomt. Waren es 2010 nur etwa 10 Filme pro Tag, sind es inzwischen wieder bis zu 150, sagt Westphal. Gerade wenn es jetzt in Richtung Weihnachten geht, verschenkten viele Foto-Kalender oder Foto-Alben. „Dann ist hier richtig was los“, sagt der 28-Jährige und lacht. Auch beim hessischen Kamera-Hersteller Leica bemerkt man einen Trend. 20 Prozent aller verkauften Kameras fotografieren heute analog. Vor gut zehn Jahren lag der Anteil noch bei unter einem Prozent, so Unternehmenssprecher Johannes Winter.

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