Die Hamburg Port Authority, Polizei Hamburg und Rheinmetall wollen gemeinsam Konzepte zur Detektion und Abwehr von Drohnen entwickeln. Der Fokus liegt auf Wissenstransfer und dem Schutz kritischer Infrastruktur.
Die Polizei Hamburg, die Hamburg Port Authority (HPA) und der Technologiekonzern Rheinmetall haben eine engere Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung von Drohnendetektion und Drohnenabwehr im Hamburger Hafen vereinbart. Grundlage ist eine Absichtserklärung, die auf die konzeptionelle Entwicklung neuer Technologien und Taktiken abzielt. Konkrete Beschaffungs- oder Auftragsvergaben sind damit nach Angaben der Beteiligten derzeit nicht verbunden.
Hintergrund der Kooperation sind bundesweit seit Monaten vermehrt wahrgenommene Drohnenbewegungen, die Sicherheitsbehörden vor neue Herausforderungen stellen. Insbesondere Betreiber kritischer Infrastrukturen sehen sich mit wachsenden Anforderungen an Überwachung und Schutz konfrontiert. Der Hamburger Hafen gilt dabei als besonders sensibler Raum, da er sowohl wirtschaftlich als auch sicherheitspolitisch eine zentrale Rolle einnimmt.
Teil überregionaler Sicherheitsstrategie
Die Vereinbarung fügt sich in eine Reihe von Initiativen ein, mit denen Hamburg nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit im Bereich der Drohnenabwehr ausbauen will. Anfang November 2025 fand in der Hansestadt das „Norddeutsche Kompetenzcluster“ der fünf norddeutschen Bundesländer statt, bei dem Vertreterinnen und Vertreter von Sicherheitsbehörden, Infrastrukturbetreibern, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenkamen. Ziel war es, Möglichkeiten einer abgestimmten, länderübergreifenden Drohnenabwehr zu erörtern.
Darüber hinaus setzt sich Hamburg auf Bundesebene für eine integrierte Strategie ein. Auf Ebene der Innenministerkonferenz wurde zuletzt die Notwendigkeit betont, Betreiber sogenannter KRITIS-Anlagen stärker in gemeinsame Schutzkonzepte einzubinden. Am heutigen Mittwoch (17. Dezember 2025) wird in Berlin im Beisein von Hamburgs Innensenator Andy Grote das gemeinsame Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern eingeweiht. Dort sollen vorhandene Kompetenzen gebündelt und koordiniert werden.
Bedeutung des Hafens für Wirtschaft und Sicherheit
Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Seehäfen Europas und ist ein zentraler Umschlagplatz für den internationalen Warenverkehr. Seine Funktionsfähigkeit gilt als entscheidend für die Wirtschaft Hamburgs und Norddeutschlands. Zugleich macht die Größe und Komplexität des Hafens ihn zu einem anspruchsvollen Einsatzraum für Sicherheitsmaßnahmen.
Polizei Hamburg und HPA sind jeweils in ihren Zuständigkeitsbereichen für den Schutz des Hafens und seiner Infrastruktur verantwortlich. Beide Institutionen betonen, dass sie bereits seit Jahren eng zusammenarbeiten und kontinuierlich in moderne Fähigkeiten im Bereich des Drohneneinsatzes sowie der Drohnenabwehr investieren. Diese bestehenden Strukturen sollen durch die neue Kooperation weiterentwickelt werden.
Zusammenarbeit mit Rheinmetall
Mit Rheinmetall wurde ein Industriepartner eingebunden, der nach eigenen Angaben über umfassende Erfahrung in der Detektion und Abwehr von Drohnen verfügt. Der Konzern entwickelt unter anderem Sensor- und Datenverarbeitungstechnologien, die sowohl im zivilen als auch im sicherheitsrelevanten Bereich eingesetzt werden.
Der Hamburger Hafen gilt aus technischer Sicht als besonders herausforderndes Umfeld. Unterschiedliche Funkquellen, maritime Bedingungen sowie die dichte Infrastruktur stellen hohe Anforderungen an Detektionssysteme. Aus Sicht der Beteiligten eignet sich der Hafen daher als Entwicklungs- und Erprobungsraum für neue Ansätze in der Drohnenabwehr.
Wissenstransfer im Mittelpunkt
Kern der Vereinbarung ist der Austausch von Wissen und Erfahrungen. In einer rund 15-köpfigen Projektgruppe sollen in regelmäßigen Workshops Bedarfe analysiert, Schnittmengen identifiziert und mögliche Anwendungs- oder Erprobungsszenarien diskutiert werden. Ziel ist es, ein konzeptionelles, zukunftsfähiges Schutzmodell zu entwickeln, das Bedrohungen durch fliegende, schwimmende oder tauchende Drohnen berücksichtigt.
Polizeipräsident Falk Schnabel erklärte, der Zusammenschluss sei für die Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten von großer Bedeutung. Sicherheit in komplexen Bedrohungslagen lasse sich nur gemeinsam mit starken Partnern herstellen. Rheinmetall könne dabei mit technologischem Know-how unterstützen.
Auch die Hamburg Port Authority verweist auf die sicherheitsrelevante Dimension des Themas. HPA-CEO Jens Meier bezeichnete die Drohnenabwehr als zentralen Baustein für den Schutz der kritischen Infrastruktur des Hafens.
Rheinmetall sieht in der Kooperation eine Möglichkeit, bestehende Technologien weiterzuentwickeln und praktisch zu erproben. Der Konzern zähle im Bereich der Drohnendetektion und -abwehr zu den führenden Systemhäusern, erklärte der stellvertretende Divisionsleiter Electronic Solutions, Dr. Timo Haas.
Einordnung
Sicherheitsforscher und Behördenvertreter weisen seit Längerem darauf hin, dass Drohnen sowohl im zivilen als auch im sicherheitsrelevanten Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnen. Initiativen wie die nun vereinbarte Kooperation werden in Fachkreisen als Versuch gewertet, unterschiedliche Zuständigkeiten und Kompetenzen frühzeitig zusammenzuführen. Ob und in welchem Umfang daraus operative Maßnahmen folgen, bleibt zunächst offen.
dfe