Eigentlich sollte der Tram-Ausbau in Mahlsdorf ab 2026 beginnen, doch dieser Plan ist nicht mehr zu halten. Grund der Verzögerung sind politische Streitigkeiten und ein stockendes Planfeststellungsverfahren. Nun verschiebt sich der Baustart auf frühestens 2028.

Visualisierung zweigleisige Tram in Mahlsdorf

Die Tram-Strecke zwischen dem S-Bahnhof Mahlsdorf und der Rahnsdorfer Straße soll zweigleisig ausgebaut werden. Nun verschiebt sich der Baubeginn des jahrzehntelang geplanten Projekts auf frühestens 2028. / © Visualisierung: LocLab

© Visualisierung Titelbild: LocLab

 

Der Ausbau der Straßenbahnstrecke in Berlin-Mahlsdorf, Teil der sogenannten „Verkehrslösung Mahlsdorf“, gehört seit Jahren zu den bekanntesten, aber auch zähesten Infrastrukturprojekten im Südosten der Stadt. Das Vorhaben mit einer Länge von rund 1,7 Kilometern soll den öffentlichen Nahverkehr stärken und die gefährliche Verkehrslage vor Ort entspannen. Nun stockt das Projekt, das seit 2006 geplant wird, erneut. Die Inbetriebnahme der neuen Strecke ist frühestens 2030 realistisch.

Mahlsdorf: Tram soll entlang der Hönower Straße zweigleisig ausgebaut werden

Kern des Verkehrsprojekts ist der zweigleisige Ausbau der bislang eingleisigen Tramstrecke entlang der Hönower Straße zwischen dem S-Bahnhof Mahlsdorf und der Rahnsdorfer Straße. Zusätzlich soll die Straßenbahn künftig direkt vor dem Bahnhof enden, um den Umstieg zwischen S-Bahn und Tram deutlich zu verbessern.

Ziel ist es, dichtere Takte zu ermöglichen, die Zuverlässigkeit zu erhöhen und den Ortskern Mahlsdorfs verkehrlich neu zu ordnen. Ergänzt wird das Vorhaben durch einen Umbau der angrenzenden Straßen, insbesondere durch die Verlagerung des Autoverkehrs auf die Straße An der Schule, die dafür ausgebaut werden soll.

„Verkehrslösung Mahlsdorf“: Planungen laufen seit 2006

Geplant wird die sogenannte „Verkehrslösung Mahlsdorf“ bereits seit den frühen 2000er-Jahren. Inzwischen sind rund 26 Millionen Euro allein in die Planung geflossen, ohne dass bisher gebaut wurde. Der ursprünglich kommunizierte Zeitplan sah einen Baustart ab 2026 und eine Fertigstellung bis etwa 2028 vor.

Dieser Zeitrahmen gilt mittlerweile als nicht mehr haltbar. Hintergrund sind anhaltende Verzögerungen im Planfeststellungsverfahren sowie politische und gesellschaftliche Konflikte rund um die gewählte Trassenführung.

Verzögerungen durch Kritik von Anwohnenden und der Bezirkspolitik

Ein wesentlicher Streitpunkt ist die Führung des Autoverkehrs. Kritikerinnen und Kritiker aus der Nachbarschaft befürchten zusätzliche Belastungen durch Lärm und Verkehr, insbesondere im Bereich von Schulen und Wohngebieten. Mehr als 150 Einwendungen sind im Rahmen der Beteiligungsverfahren eingegangen. Auch aus der Bezirkspolitik und aus Teilen der CDU kommt Widerstand. Dort wird gefordert, Alternativen zur bisherigen Planung erneut zu prüfen, obwohl diese Varianten in früheren Planungsphasen bereits verworfen wurden. Selbst innerhalb des Berliner Senats sorgten diese Forderungen zuletzt für Irritationen und politische Spannungen.

Die Verkehrsverwaltung hält dagegen, dass die derzeitige Planung das Ergebnis jahrelanger Abwägungen sei und verkehrliche, städtebauliche sowie sicherheitsrelevante Aspekte berücksichtige. Weitere grundlegende Änderungen würden das Verfahren erneut um Jahre zurückwerfen und die Finanzierung gefährden. Genau dieses Szenario zeichnet sich nun dennoch ab: Durch zusätzliche Prüfaufträge, politische Diskussionen und die Auswertung der Einwendungen verzögert sich das Verfahren weiter.

Tramausbau Mahlsdorf: Baubeginn frühestens 2028

Nach aktuellem Kenntnisstand ist ein Baubeginn vor 2028 kaum realistisch. Entsprechend dürfte die neue Tramstrecke frühestens um 2030 in Betrieb gehen – vorausgesetzt, es kommen keine weiteren Planänderungen oder rechtlichen Auseinandersetzungen hinzu. Für viele Anwohnerinnen und Anwohner ist das eine ernüchternde Perspektive, zumal die verkehrlichen Probleme im Ortskern seit Jahren bekannt sind.

Der Fall Mahlsdorf steht damit exemplarisch für die Herausforderungen großer Infrastrukturprojekte in Berlin: Hohe planerische Komplexität, vielfältige Interessenlagen und politische Uneinigkeit führen dazu, dass selbst vergleichsweise kurze Straßenbahnstrecken Jahrzehnte bis zur Umsetzung benötigen. Ob es gelingt, das Projekt zügig in die Bauphase zu bringen, wird entscheidend davon abhängen, ob Verwaltung und Politik an der bestehenden Planung festhalten.

Quellen: Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Alles Mahlsdorf, BVG