Blick auf einen Komplex von Garagen aus DDR-Zeiten.

AUDIO: DDR-Garagen in Sassnitz: Bürgermeister Leon Kräusche nach Kompromiss (1 Min)

Stand: 17.12.2025 07:07 Uhr

Die Stadtvertretung in Sassnitz hat im Garagenstreit mit großer Mehrheit für einen Kompromiss gestimmt. Für die 1.200 betroffenen Pächter ist eine schnelle Räumung der Garagen damit vorerst abgewendet.

Mit 15 Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und einer Enthaltung haben die Stadtvertreter in Sassnitz am Dienstagabend für einen Kompromiss gestimmt. Sie einigten sich darauf, dass die Kündigungen der Pachtverträge rechtens sind, es aber einen völlig neuen Vertrag geben solle. Dieser werde gemeinsam von der Verwaltung und den Pächtern erarbeitet. Der Beschluss bedeute für die Garagenbesitzer zunächst Rechtssicherheit, sagte Sassnitz’ Bürgermeister Leon Kräusche (parteilos).

Viele Garagen mit farbigen Türen, die nebeneinander stehen.

Die Stadtvertreter stimmten mit großer Mehrheit für den Entwurf – stattdessen sollen nun Mietverträge unterzeichnet werden.

Bislang zahlten die Pächter 30 Euro pro Jahr, vorgesehen war jedoch eine Erhöhung auf 35 Euro pro Monat, dann allerdings als Miete. Die Stadtvertreter schlugen nun vor, langjährige Garagennutzer günstiger zu stellen: Sie sollen künftig 120 Euro pro Jahr zahlen und damit weniger als Neumieter.

Garagen gingen 2017 auf Grundstückseigentümer über

Hintergrund ist, dass Übergangsfristen aus dem deutsch-deutschen Einigungsvertrag abgelaufen sind. Bis 2017 konnten die Garagen mit Einverständnis des Landeigentümers noch von Besitzer zu Besitzer als Eigentum verkauft werden. Seitdem sind die Garagen als fester Teil des Grundstücks definiert, also Eigentum des Landbesitzers, in dem Fall der Gemeinde.

Neue Einnahmen für die klamme Stadtkasse

Bürgermeister und Stadtverwaltung hatten schon im November einen Antrag gestellt, dass die Pächter rausmüssen. Das hatten die Stadtvertreter jedoch abgelehnt. Nun ist im zweiten Anlauf der Antrag durchgegangen. Die Stadt Sassnitz hat Schulden und sucht nach neuen Einnahmequellen. Die Garagen könnten einen Teil zur Lösung des Finanzproblems beitragen. Auch wenn es eine schnelle Räumung der 1.200 Garagen nicht geben solle, sind viele Altpächter empört. Sie haben angekündigt, gegen die Entscheidung der Stadt gerichtlich vorzugehen. Sie kritisierten unter anderem, dass der neue Vertrag den Vermieter von den meisten Pflichten ausnehme und auf die Mieter übertrage, obwohl denen die Garagen dann nicht mehr gehören.

Stadt führt unübersichtliche Mietverhältnisse und Grundsteuerreform an

Schon im Sommer hatte die Stadt 1.200 Garagennutzern zum Jahresende gekündigt und ihnen einen neuen Vertrag mit neuen Bedingungen zugeschickt. Die Stadt begründet den Schritt mit der fehlenden Übersicht über genutzte Garagen, deren Mieter sowie die dazugehörigen Verträge. Zudem seien gesetzliche Änderungen – etwa wie die zum Jahresanfang angepasste Grundsteuer – in den bestehenden Altverträgen bislang nicht berücksichtigt worden.

Eine Reihe DDR-Garagen

Sie wurden in der DDR auf Gemeindeland in Eigenleistung gebaut. Jetzt sollen sie Eigentum der Stadt sein und vermietet werden.

Tür an Tür: Garagen in typischer DDR-Manier befinden sich direkt nebeneinander

Eigentümer bangen um ihre angestammten Stellplätze oder sollen deutlich mehr Pacht für die Grundstücke zahlen.