Vielleicht liegt es an der Weihnachtszeit: Die Menschen werden nachsichtig, sind milde gestimmt und willens zu vergeben. Oder wie sonst ließe sich dieser Stimmungsumschwung erklären?
Bisher galt die Ampel ja vielen als Inbegriff des Schlechten, insbesondere der bayerische Ministerpräsident machte sie für einen Großteil der Fehlentwicklungen im Land verantwortlich. Dieser Tage aber ist eine Umkehr zu beobachten.
Nicht nur, dass sich das vielfach gescholtene Heizungsgesetz der Ampel als eines zu erweisen scheint, das sich gar nicht – wie von der Union gewollt und im Koalitionsvertrag festgehalten – „abschaffen“ lässt, was eine bemerkenswerte Volte wäre. Auch in Teilen Bayerns wird dieser Vorweihnachtstage plötzlich anders auf die Ampel geblickt.
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In Coburg etwa ist sie inzwischen sogar Hoffnungsträgerin. Neuerdings sind auf einigen Lichtsignalanlagen, wie sie offiziell heißen, rund um den Marktplatz der Stadt nämlich bratwurstspeisende Ampelmännchen zu sehen. Er hoffe, dass das „zur weiteren Bekanntheit unserer schönen Stadt und unserer leckeren Bratwurst beiträgt“, sagte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig, zugegeben ein SPD-Politiker und deshalb bei der Ampel voreingenommen.
Dass nur bei Grün eine Coburger Bratwurst, mithin eine Fleischspeise, zu sehen ist, mag indes manch verbissenen CSUler verwundern: Grün – und Fleisch?! Aber auch dies wusste Sauerteig, der Rote, zu erklären: „Natürlich bekommen nur die grünen Männchen eine Bratwurst in die Hand, denn wer nur rumsteht, kommt ja an keine Bratwurst.“ Natürlich.
Jedenfalls ist Coburg nicht allein bei dieser unverhofften Positivkampagne für die Ampel. In Nürnberg soll sie künftig, so verkündete es Oberbürgermeister-Kandidat Nasser Ahmed nach der Zustimmung für das SPD-Vorhaben im zuständigen Ausschuss am Mittwoch, „kulturelle Identität selbstbewusst zeigen“. Zu sehen sein wird, anders als man erwarten könnte, keine Nürnberger Bratwurst, sondern der Dürer-Hase.
Und selbst in Hof könnte der Ampel-Streit beigelegt werden, wie kürzlich ein Radiobericht nahelegte. Dort sähen viele gerne den Wärschtlamo leuchten, einen ortstypischen Wurstverkäufer, was bislang am Veto der Bezirksregierung scheiterte. Ampeln hätten einheitlich auszusehen, hieß es, sonst sei das Unfallrisiko einfach zu groß. Nun aber scheint sich eine Lösung abzuzeichnen, die Stadt will schon bald in die Umsetzung gehen. Der Geist der Weihnacht?
Nun ja, vermutlich ist es einfach so: Die Ampel bleibt Projektionsfläche. Nicht mehr für Missstände aller Art, sondern zu Werbezwecken fürs Stadtmarketing. Ein Fortschritt ist es.
