Was bedeutet das konkret?
Die Europäer tun viel, aber sie müssen nicht nur debattieren, sondern ihre Verteidigungsfähigkeit möglichst schnell stärken – jetzt und nicht erst in zehn Jahren. Nur im Verbund sind wir Europäer stark, aber gemeinsam haben wir auch viele Möglichkeiten.
Deutsche Waffen etwa sind den russischen Systemen weit überlegen. Auch die Kampfführung der Nato ist besser als die russische Fleischwolf-Taktik, mit der die russische Armee Wellen von Soldaten in den Tod schickt. Für uns ist das Menschenleben unbezahlbar, aber dafür müssen unsere Soldaten gut ausgebildet und ausgestattet werden. Nur aus einer Position der Stärke kann verhindert werden, dass Russland die Ukraine weiterhin attackiert.
Sprechen Sie darüber auch mit deutschen Parteien wie der AfD oder der Linken, die eine militärische Unterstützung der Ukraine ablehnen und damit Wahlkampf machen?
Nein. Ich rede nicht mit der AfD, und ich habe nie mit der AfD gesprochen. Bei den Linken hatte ich zu dem damaligen Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow einen guten Draht. Es gibt immer wieder Politiker, die die Ukraine menschlich und politisch unterstützen, auch wenn es nicht der Parteilinie entspricht. Auch nicht alle AfD-Wähler befürworten den Genozid, den Russland in der Ukraine verübt.
Was schließen Sie daraus?
Dass nicht alle Wählerinnen und Wähler der AfD bei der Bundestagswahl gegen die Unterstützung der Ukraine sind. Trotzdem ist es die Aufgabe der demokratischen Parteien, diese Menschen auch in anderen politischen Fragen mitzunehmen – zum Schutz der deutschen Demokratie. Sonst besteht die Gefahr, dass wir von den Autokraten dieser Welt in den Abgrund gestoßen werden.
Einer dieser Autokraten ist Wladimir Putin. Wie kann in diesem Krieg überhaupt so viel Vertrauen aufgebaut werden, dass Verhandlungen funktionieren können?
Wir werden Russland nie vertrauen. Putin kann diesen Krieg stoppen, er kann mit seinen Soldaten unsere Gebiete verlassen. Das kann von heute auf morgen passieren.
Aber das ist doch unrealistisch.
Ich hasse dieses Wort: realistisch.
Weil wir die Realitäten schaffen. Nicht wenige haben seit Kriegsbeginn die Frage gestellt, ob der Widerstand der Ukraine realistisch sei. Putin sei zu stark, die Ukraine zu schwach. Aber ich werde einem Verbrecher nicht meine gesamte Familie überlassen und mein Haus übergeben, weil ich zu schwach bin. Das ist keine Einstellung. Wenn du siehst, wie deine Kinder weggenommen werden und deine Frau vergewaltigt wird, wirst du alles tun, um deine Familie zu schützen. Dieser Krieg ist auch etwas sehr Persönliches.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Makeiev.