Hertha-Trainer Stefan Leitl beim Training (imago images/Engler)

Stand: 17.12.2025 20:02 Uhr

Vor dem Jahresabschluss gegen Arminia Bielefeld setzt sich Hertha BSC selbst unter Druck. Ein Sieg muss her, um im Aufstiegsrennen dabei zu bleiben. Der Gegner aus Ostwestfalen scheint dafür durchaus der richtige Gast zu sein.

  • zum Jahresabschluss empfängt Hertha BSC am Freitag ab 18:30 Uhr Arminia Bielefeld
  • Trainer Stefan Leitl muss dabei kurzfristig auf Offensivspieler Maurice Krattenmacher verzichten
  • es ist das Duell zweier formschwacher Teams: Hertha wartet seit zwei, Bielefeld seit vier Spielen auf einen Sieg

Herthas Top-Thema der Woche

Es ist eine Zahl, die bei Hertha BSC derzeit alle umtreibt: 30.
 
„Wenn wir oben dranbleiben wollen, brauchen wir diese 30 Punkte“, sagte etwa Trainer Stefan Leitl auf der Spieltagspressekonferenz. Und auch Vize-Kapitän Toni Leistner schlug im rbb-Interview in dieselbe Kerbe: „Gegen Bielefeld wollen wir natürlich nochmal gewinnen, damit wir auf die 30 Punkte kommen. Und dann haben wir eine relativ ordentliche Hinrunde gespielt.“ Sie machen sich also durchaus selbst Druck beim aktuellen Tabellen-Siebten. Was die Frage aufwirft: Lähmt oder beflügelt das die Mannschaft?

Fakten zum Spiel

  • Die Gesamtbilanz zwischen beiden Teams ist nahezu ausgeglichen – Hertha siegte elf, Bielefeld neun Mal. 16 Duelle endeten mit einem Unentschieden.
  • In Berlin allerdings verlor die Hertha schon lange nicht mehr gegen die Arminia. Zuletzt im Oktober 1978 mit 1:2.
  • Noch ein Mutmacher für die Berliner: In der Auswärtstabelle der zweiten Liga liegt Bielefeld mit nur einem Sieg und fünf Punkten auf dem letzten Platz.

Die sportliche Situation in Bielefeld

Noch nach dem 5. Spieltag stand der Aufsteiger auf Rang drei der Liga. Inzwischen sind die Ostwestfalen auf Platz zwölf angekommen. „Dass es nicht so weitergeht wie zu Beginn, war jedem klar“, sagt Gegner-Expertin Eva-Lotta Bohle. Zweitliga-Realität nennt sie die aktuelle Lage, in der die Mannschaft zuletzt „das erste Mal auch wirklich richtig schlechte Partien dabei hatte“, so Bohle.
 
Die „große Warnweste“ wolle sie trotz alledem und angesichts von vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze noch nicht rausholen. Zumal es noch ein paar andere Teams gäbe, bei denen der Baum „noch ein bisschen mehr brennt“.

Die Gegner-Expertin

Eva-Lotta Bohle (27) ist Journalistin und seit jeher Anhängerin von Arminia Bielefeld. Sie ist regelmäßig in den Podcasts „11 Freunde am Abend“ und „Rasenfunk – Ligatour“ zu hören.

Das bewegt die Arminia-Fans

„Wir hatten vor drei Wochen Jahreshauptversammlung. Es war die harmonischste Jahreshauptversammlung, auf der ich je gewesen bin“, so Bohle. Der Klub verfügt inzwischen sogar über ein leicht positives Eigenkapital, was auch dem Erreichen des DFB-Pokalfinales im Vorjahr zu verdanken ist. Die knapp neun Millionen Euro, die damit allein an TV-Einnahmen in die Vereinskassen flossen, sorgen auch dafür, dass die Arminia zumindest finanziell kein typischer Zweitliga-Aufsteiger ist.
 
Auch in Sachen Mitgliederzahl boomt der Verein. Rund 14.000 neue Mitglieder sind im vergangenen Jahr dazugekommen. Insgesamt sind es inzwischen 29.000. Davon werden rund 4.000 am Freitag im Berliner Olympiastadion erwartet.

Auf diese Spieler sollte Hertha achten

„Monju Momuluh hatte drei, vier richtig starke Spiele“, sagt Eva-Lotta Bohle, die vor allem vom Tempo des 23-jährigen Rechtsaußen angetan ist sowie von seinem Mut, sich „relativ viel mit dem Ball zuzutrauen“. Aber auch von Kapitän Mael Corboz (31) hält die Gegner-Expertin viel: „Kein klassischer Zauberer am Ball. Aber was der im Zentrum macht, das ist schon sehr, sehr aufgeräumt und sehr erwachsen.“

Vielleicht Bielefelds gefährlichster Offensiv-Spieler: Monju Momuluh.

Das sagen die Trainer

Stefan Leitl (Hertha BSC): „Arminia mag eine Phase haben, in der das Team weniger punktet. Dennoch ist das ein sehr unangenehmer Gegner, der als Aufsteiger eine wirklich gute Runde spielt: Sehr diszipliniert, sehr laufstark, sehr, sehr viel Tempo in vorderster Front.“
 
Mitch Kniat (Arminia Bielefeld): „Ja es ist eine schwierige Phase gerade, aber auch eine normale Phase. Es wird eine schwierige Saison. Aber das ganze Drumherum passt halt. Entscheidend ist, dass wir Woche für Woche ans Limit gehen. (…) Was Hertha gut macht ist, dass sie ihren Plan gegen den Ball haben. Und sie haben gute Qualität im zentralen Mittelfeld.“

So könnte Hertha spielen

Definitiv ausfallen wird Offensiv-Allrounder Maurice Krattenmacher, der unter einer leichten Sprunggelenksverletzung leidet. Zur Verfügung steht hingegen Stürmer Dawid Kownacki, der unter der Woche im Training einen Schlag auf die Achillessehne erlitten hatte. Ansonsten stehen bis auf die Langzeitverletzten John Anthony Brooks und Leon Jensen alle Spieler zur Verfügung.
 
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Gechter, Leistner, Dardai, Karbownik – Seguin, Eichhorn – Reese, Cuisance, Winkler – Schuler

Die Prognose

Die Gegner-Expertin: „Ich tippe nicht, bin da sehr abergläubisch. Aber ich habe Bock auf ein vogelwildes Spiel. Zwei Defensiv-Bollwerke will vor Weihnachten keiner sehen.“
 
Der Redaktionstipp: Einfach weil sie es können, liefert Hertha gegen Bielefeld nochmal ein Spiegelbild der Hinrunde: Schleppender Beginn, furioser Mittelteil, durchwachsenes Ende. Ergibt nach allgemeiner Fußball-Arithmetik einen 5:2-Heimsieg.

Sendung: rbb|24, 17.12.2025, 18:30 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg