Braunschweig – Oettinger überraschte die Stadt Braunschweig erst vor wenigen Wochen mit der Nachricht, die Brauerei bis zum Jahresende zu schließen. Das Werk hat eine mehr als 150 Jahre alte Brau-Tradition. Der Termin für das endgültige Aus verschiebt sich nun ins neue Jahr.
Oettinger teilt mit, weiter an dem Standort Braunschweig festzuhalten, aber ohne einen Tropfen Bier zu brauen. Nachdem die Produktion eingestellt wurde, soll der Standort als Logistikzentrum weitergenutzt werden.
Was aus der Brauerei werden soll
Oettinger-Sprecherin Natalie Bajon zu BILD: „Braunschweig bleibt für uns ein wichtiges Logistikzentrum.“ Das Unternehmen plane, die Produktion auf die Standorte Oettingen und Mönchengladbach zu verlagern. „Das ist ein fließender Prozess, der sich bis ins neue Jahr ziehen wird“, so die Sprecherin zu BILD.
Insgesamt verlieren rund 110 der aktuell 120 Mitarbeiter in Braunschweig (Niedersachsen) ihre Jobs. Zehn Mitarbeiter blieben in die Logistikabteilung in Braunschweig.
Zuvor wurde vergeblich ein Investor gesucht. Zwischenzeitlich gab es ein Gerücht, dass ein Getränkeproduzent sich für den 1871 gegründeten Standort interessiert. Doch es passierte nichts.
Die Brauerei von innen. Seit mehr als 150 Jahren wurde hier Bier gebraut
Foto: picture alliance / dpa
Deshalb wird das Werk geschlossen
Hintergrund für den Schritt sind laut Oettinger nicht nur steigende Energiepreise, sondern vielmehr ein drastischer Absatzrückgang. In den vergangenen Monaten meldeten gleich mehrere Brauereien in Deutschland Insolvenz an.
Der Durst auf Bier sinkt seit Jahren. Allein in diesem Jahr sei der Markt um bis zu 7,5 Prozent eingebrochen. Besonders die Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) bereitet der Branche Sorgen. Sie mag offenbar kein Bier.
Deshalb trifft es genau diese Brauerei
Firmen-Chef Stefan Blaschak hält die 1731 gegründete Firma seit zwei Jahren auf einem straffen Sanierungskurs. Die Transformation von einer Brauerei hin zu einem innovativen Getränkeunternehmen ist in vollem Gang, so Blaschak. Dass es nun Braunschweig treffe, liege auch am Alter der Anlagen dort.
Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als könnte ein Investor einspringen. Ein Getränkeproduzent interessierte sich für den 1871 gegründeten Standort. Doch laut Brauerei zerschlug sich die Übernahme.
Mehr zum ThemaDie Haltung der Gewerkschaft
Auch die Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG) und der Betriebsrat hatten versucht, den Standort zu retten. Ihr Argument: Mit Investitionen wäre die Brauerei weiterhin wettbewerbsfähig. Doch am Ende konnte niemand den Bier-Giganten umstimmen. Übrig bleiben die Brauereien in Oettingen und in Mönchengladbach.
Oettinger gehört mit einem jährlichen Absatz von rund 6,6 Millionen Hektolitern zu den größten Getränkeherstellern in Deutschland. Jährlich füllt das Unternehmen mit seinen rund 800 Mitarbeitern etwa eine Milliarde Flaschen, Dosen mit Bier, Biermix und Erfrischungsgetränken ab.